Die Uni-Bigband brachte Stimmung ins Audimax (Fotos: Daniel Wagner).

Band-Leiter Roland Kocina ließ es sich nicht nehmen, persönlich zum Instrument zu greifen.

Nicole Wagner sprang bravorös für die kranke Sängerin Rosali Haas ein.

- Matthias Schönhofer

Funky Uhrwerk

Jazz, Swing und Fusion mit der Uni-Bigband

Mehr als 80 Jahre trennen das älteste Stück des Abends vom jüngsten: George Gershwins Klassiker „Somebody loves me“ von 1924 glänzte als chromblitzender Oldtimer und fuhr wie geschmiert auf Les Hoopers „Funky Wheels“ von 2007. Dazwischen fand sich alles, was man von einem Big Band Abend erwartet: Mit Understatement vorgetragene Extase, halsbrecherische Soli und abenteuerliche Achterbahnfahrten auf blitzenden Trompeten, Sax und Posauen. Mittendrin als Antreiber Dr. Roland Kocina, wie immer Moderator, Bigband-Leader, Tonmeister und Musiker in einer Person.

Night and Day auf Cantaloupe Island

Wie Perlen reihten sich bis zur Pause Jazz-Standards der letzten 50 Jahre aneinander: Duke Ellingtons „Take the A-Train“ und Herbie Hancocks „Cantaloupe Island“ bedienten gleich zu Anfang die Fingerschnipper-Fraktion im fast voll besetzten Audimax, bevor mit „Porscha“ von The Rippingtons und den besagten „Funky Wheels“ von Les Hooper auch neueres, vielleicht seltener Gehörtes durchstarten durfte. Ungewöhnlich auch Bill Holmans Bearbeitung von „Norwegian Wood“, dem Beatles-Hit aus dem Jahr 1965. Rund 22 Jahre hat die Uni-Bigband mittlerweile auf dem Buckel, und dass sich hier Erfahrung mit viel Probenschweiß paart, hätte man aufgrund der souveränen Vorführung leicht vergessen können. Jeden Montag, auch während der vorlesungsfreien Zeit, werden drei Stunden lang neue Stücke eingeprobt. „Sonst könnten wir dieses Niveau gar nicht halten,“ verriet Kocina auf Nachfrage.

So konnte auch der krankheitsbedingte Ausfall von Sängerin Rosali Haas kurzfristig ausgeglichen werden. Nicole Wagner, die eifrigen Konzertgängern an der Uni Bamberg ebenfalls bereits bekannt sein dürfte, opferte einen freien Samstag, um auch die ursprünglich von Haas gesungenen Stücke einzustudieren. Mit vollklingender und heller Stimme meisterte sie John Klenner und Sam Lewis’ „Just friends“ von 1931, „Night & Day“ von Cole Porter und „Why don’t you do right?“ von Kansas Joe McCoy aus dem Jahr 1941. Das Publikum dankte mit lautstarkem Applaus für ihren „Sondereinsatz,“ ohne den der Abend wohl ins Wasser gefallen wäre. Nach durchschnittlich 5 bis 6 Minuten Spielzeit für jedes der 10 Stücke folgte eine wohlverdiente 25-minütige Atempause mit Sekt und Salzsticks. 

Intermezzo mit „Ulla in Afrika“

Mit „Pick up the pieces“ von der Average White Band wurde der Faden nach der Pause wieder aufgenommen, bevor nach drei Stücken das Programm kurz unterbrochen wurde, um die letztjährigen Preisträger des Irmler-Musikwettbewerbs auf die Bühne zu bitten. Oliver Hermann, Hanni Schütz, Maria Fries und Eva Schnapp trugen Heiner Wibernys vertracktes „Ulla in Afrika“ souverän und so beschwingt vor, dass Preis-Stifterin und Ehrensenatorin Bärbel Irmler spontan den Musikern auf der Bühne dankte. Gleichzeitig wurden damit auch Maria Fries und Eva Schnapp aus dem Kreis der Big Band verabschiedet – beide werden mit Ende des Semesters ihre Studien abschließen und ihre Plätze für die „Jugend“ frei machen.

Überhaupt fiel die bunt gemischte Besetzung der Big Band auf. „Unser jüngstes Mitglied -erst 75,“ stellte Kocina etwa das Bamberger Jazz-Urgestein Otto Herzog dem Publikum vor, der genau wie Pianist Hans-Conrad Feiler 1987 zu den Gründungsmitgliedern gehörte. „Wir sind und bleiben eine studentische Band, aber das ständige Kommen und Gehen der Studenten zwingt uns zu Kompromissen,“ erklärt Kocina die ungewöhnliche Zusammenstellung nach dem Konzert. Wer sich bewerben möchte, kann sich im Büro der Musikpädagogik jederzeit einen Vorspieltermin geben lassen.

Festzuhalten bleibt, dass sich der Big Band-Abend im Januar als immer wiederkehrender Termin bei den Bamberger Jazz-Begeisterten jedes Alters fest etabliert hat – verlässlich wie ein funky Uhrwerk.