Altrektor Prof. Dr. Siegfried Oppolzer verstarb am 26. November 2005.

- Oliver Pfohlmann

Altrektor Oppolzer verstorben

Aufschwung der Hochschule unter seiner Ägide

Die vielfältigen Verdienste Prof. Dr. Siegfried Oppolzers für die Otto-Friedrich-Universität Bamberg in wenigen Worten wiederzugeben ist ein schwieriges Unterfangen. Ein treffendes Bild fand seinerzeit Hans Zehetmair: „Sie haben die Universität Bamberg fast von der Wiege an bis zur Volljährigkeit großgezogen“, rühmte 1992 der damalige Bayerische Staatsminister aus Anlass der Verabschiedung Oppolzers in den Ruhestand die Leistungen des langjährigen Rektors und Präsidenten der Bamberger Universität. „Unter Ihrer Ägide hat sich der Aufschwung der Hochschule vollzogen. Sie haben ihr Profil gegeben.“

Tatsächlich hat Siegfried Oppolzer, der am 5. Februar 1929 in Genend-Repelen (Kreis Moers) geboren wurde, die Otto-Friedrich-Universität mehr geprägt als jeder andere. In den 16 Jahren seiner Amtszeit zunächst als Rektor, dann als Präsident sicherte er die Zukunft der Bamberger Hochschule, entwickelte ihre Struktur und ihr Profil weiter und erreichte ihre institutionelle wie symbolische Etablierung. Als Oppolzer 1973 den Lehrstuhl für Schulpädagogik übernahm, war die damalige Gesamthochschule Bamberg wenig mehr als eine bescheidene Ausbildungsstätte für Lehrer und Theologen und als solche allein kaum zukunftsfähig. Bereits 1977, ein Jahr nach seiner Wahl zum Rektor, erreichte Oppolzer die Änderung des Errichtungsgesetzes und damit das Aufbrechen des begrenzten Fächerspektrums.

Die Errichtung der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften 1977/78 war der erste Schritt zum Ausbau auf zunächst fünf Fakultäten und einen Fachbereich. Es war vor allem das geistes- und wirtschaftswissenschaftliche Profil der Universität, das unter Oppolzers Leitung gestärkt wurde, u. a. mit der Errichtung von Professuren für Bauforschung und Baugeschichte, für Vor- und Frühgeschichte oder im Bereich der Germanistik mit Professuren für die Schwerpunkte Journalistik und Literaturvermittlung. Als besonders zukunftsweisend erwiesen sich die innovativen Diplomstudiengänge „Wirtschaftsinformatik“ und „Europäische Wirtschaft“. Die Vermittlung berufsfeldbezogener Diplom-Abschlüsse war Oppolzer dabei ein besonderes Anliegen.
Der so konsequent betriebene Ausbau der Bamberger Hochschule führte dazu, dass diese 1979 auf Beschluss des Landtages in „Universität“ umbenannt wurde. Oppolzers Sinn für die Wahrung von Traditionen und Kontinuitäten führte zur Gewinnung bedeutender universitärer Symbole: 1980 erhielt die Universität Bamberg das verbriefte Recht, das alte Siegel der 1803 aufgehobenen fürstbischöflichen Universität führen zu dürfen. Acht Jahre später erreichte Oppolzer die gesetzliche Verankerung des traditionellen Namens „Otto-Friedrich-Universität“, der auf den Namenspatron des Gründers, Fürstbischof Melchior Otto Voit von Salzburg, sowie auf den ersten bedeutenden Förderer Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn verweist.

In Oppolzers Amtszeit wurde auch die Vernetzung der Hochschule mit der Stadt und der Region, mit überregionalen Gremien sowie auf internationaler Ebene durch zahlreiche Kooperationsverträge mit Partneruniversitäten vorangetrieben. Vorausschauend war auch seine Entscheidung für das Baukonzept „Universität in der Altstadt“, die zum Erhalt historisch wertvoller Gebäude der Stadt führte und Stadt und Hochschule auf so einzigartige Weise verbindet.
Mit hoher Sensibilität und großen analytischen Fähigkeiten hat er Lage und Entwicklung der eigenen Universität wie der Universitäten überhaupt beurteilt. Wer heute etwa seinen Entwurf von 1988 über die Universität 2000 liest, vermutet eher eine heutige Sachstandsbeschreibung vor sich zu haben und nicht einen Text, der vor 17 Jahren gedacht und geschrieben wurde. Die Symbiose von gründlicher Analyse und visionärer Prognose war und ist beeindruckend.

Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand blieb Prof. Dr. Siegfried Oppolzer der Universität und der Stadt verbunden. Vor allem im Bereich Kunstgeschichte stand der Kunstliebhaber der Universität weiterhin als Dozent zur Verfügung, zuletzt im Wintersemester (2004/05) mit einer Vorlesung über mittelalterliche Buchmalerei. Die Universität hat ihm am 18. Februar 1994 für seine Verdienste um die Universität die Verdienstmedaille „bene merenti“ in Gold verliehen.
Prof. Dr. Siegfried Oppolzer ist am 26. November 2005 verstorben. Die Otto-Friedrich-Universität Bamberg ist ihm zu großen Dank verpflichtet. Sie wird ihrem ehemaligen Rektor und Präsidenten Freund und Förderer stets dankbar und ehrend gedenken.