Julia Kerzel/Universität Bamberg

Programmieren erfordert einereits Konzentration ...

Julia Kerzel/Universität Bamberg

... und macht aber zu zweit auch gleich mehr Spaß.

Julia Kerzel/Universität Bamberg

Gerald Lüttgen, Ute Schmid, Sebastian Kempgen, Johanna Bamberg-Reinwand und Ina Sinterhauf freuen sich über den Erfolg von MUT.

„MUT wird älter, aber kommt nicht in die Jahre“

10 Jahre Mädchen und Technik an der Fakultät WIAI

Mädchen spielen lieber mit Puppen anstatt mit Baukästen oder lernen lieber Fremd- anstatt Programmiersprachen: Vorurteile dieser Art räumt die Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik der Universität Bamberg schon seit zehn Jahren mit dem Programm MUT - Mädchen und Technik aus dem Weg. Seitdem haben viele hundert junge Teilnehmerinnen begeistert Computer zerlegt und Spiele programmiert. Eine Erfolgsgeschichte, die mit einem Festakt gewürdigt wurde. 

Ein Tag im Mai 2005: Das Telefon klingelt bei Prof. Dr. Ute Schmid an der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik (WIAI). Am anderen Ende der Leitung sitzt Ina Sinterhauf, die sich an der Hochschule Coburg um die Nachwuchsförderung in naturwissenschaftlichen und technischen Studiengängen kümmert. Sinterhauf erzählt Schmid von einem erfolgreichen Projekt, mit dem Mädchen an der Hochschule an technische Inhalte herangeführt wurden. Schmid, gerade erst zur Frauenbeauftragten ihrer Fakultät gewählt, ist begeistert. Das Projekt MUT - Mädchen und Technik an der Universität Bamberg, ein mehrtägiges Ferienprogramm für 10- bis 14-jährige Mädchen mit Inhalten aus dem Informatikbereich, ist geboren.

Gut zehn Jahre später ist das Baby von damals „älter, aber kommt nicht in die Jahre“, sagt Johanna Bamberg-Reinwand, Mitarbeiterin der Universitätsfrauenbeauftragten. Sie betont zum Festakt 10 Jahre MUT, dass das Projekt immer am Puls der Zeit bleibt: „Jedes Jahr stellt die Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik ein Programm für die zwischen 40 und 90 teilnehmenden Schülerinnen zusammen, das sich speziell nach deren Interessen richtet.“

So wurde das vor Jahren noch innovative und mittlerweile alltäglich gewordene Thema Geocaching, bei dem mit GPS-Geräten die Standorte von über die Stadt verteilten Gegenständen ermittelt wird, aus dem Programm genommen. Neu ist dagegen der Workshop Eyetracking, bei dem die Augenbewegungen der teilnehmenden Mädchen gemessen und ausgewertet werden, während sie Aufgaben am Computer durchführen.

„Höherer Anteil an Studentinnen im Fach Informatik als im Bundesdurchschnitt“

Das Besondere am Projekt MUT hebt Vizepräsident Prof. Dr. Sebastian Kempgen in seiner Danksagung hervor. Die aktuell 15 Lehrstühle und Professuren der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik stemmen die Organisation gemeinsam. „Das macht die gesamte Fakultät so erfolgreich in ihrer langen Tradition des Studienmarketings.“

Die Fakultät WIAI verfolgt mit dem Projekt MUT auf lange Sicht besonders ein Ziel: die Hemmschwelle der Mädchen vor einem Informatik-Studium abzubauen. In einem noch begeisterungsfähigen Alter kurz vor der Pubertät bietet es die Möglichkeit, mit Spaß und Neugierde informationstechnologische Inhalte kennenzulernen und zu verstehen. „Diese sind um einiges vielseitiger, als es die Mädchen im Fach Informatik an der Schule erfahren“, so Schmid. Auch in die dort wenig behandelte Kultur- oder Medieninformatik können die Schülerinnen bei dem Bamberger MUT-Projekt hineinschnuppern.

Prof. Dr. Gerald Lüttgen, Dekan der Fakultät WIAI, möchte zudem zeigen, dass „Informatik weniger mit Nerd-Sein zu tun hat, sondern vielmehr mit der Lösung komplexer Probleme im Team.“ An der Universität Bamberg bestätigen die Studierendenzahlen den Erfolg von regelmäßigen Aktionen wie MUT und dem Girls Day für ältere Schülerinnen auf langfristige Sicht. Seit Beginn von MUT ist die Zahl der Studentinnen in der Bamberger Informatik von zwölf auf 30 Prozent gestiegen und liegt damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 24 Prozent.

Berührungsängste zu Beginn des Studiums

Barbora Hrdá und Dea Svoboda hätten sich ebenfalls ein Projekt wie MUT in ihrer Kindheit gewünscht. Die 24- und 28-jährigen Studentinnen des Masterstudiengangs Computing in the Humanities kommen aus einem nicht-informatischen Fachbereich. Sie belegen Kurse zur Angewandten Informatik und verbinden dieses Wissen mit dem bereits Erlernten aus ihren geisteswissenschaftlichen Bachelorstudiengängen.

Dennoch bekam Dea Svoboda Fragen zu hören wie: „Warum tust du dir das an?“ Auch Barbora Hrdá hatte zu Beginn ihres Studiums Berührungsängste mit dem Fach. Daher war für die Studentinnen schnell klar, dass sie beim Projekt MUT mithelfen wollen. Im Workshop Spielend programmieren unterstützten sie den Dozenten Dr. Klaus Stein bei seinem Vorhaben, den jungen Teilnehmerinnen Programmierschritte für ein Drachencomputerspiel beizubringen.

Sie freuten sich, den Mädchen Grundwerkzeuge zur Hand zu geben und deren Erstaunen in den Gesichtern zu sehen, dass „jeder kleine Schritt, jede Bewegung des Drachens, selbst programmiert werden muss“, so Dea Svoboda. Vielleicht, so hoffen die beiden Studentinnen, konnten sie den Teilnehmerinnen Mut machen, sich auch in Zukunft mit informatischen Themen zu beschäftigen.

Hinweis

Diesen Text verfasste Julia Kerzel für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.