Helgi/wikimedia commons/cc-by-sa 3.0

Demonstration in Lviv

Sarah Malewski

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Seminarwoche "The Political Potential of New Media"

Melissa Zhabotynska

Die Woche über wurden viele Vorträge rund um das Thema "Soziale Medien" gehalten.

Melissa Zhabotynska

Während der Seminarsitzung lauschten die Studierenden Vorträgen über Möglichkeiten von Facebook & Co.

Chancen und Gefahren Sozialer Medien

Kommunikationswissenschaft kooperiert mit der Nationalen Ivan-Franko-Universität Lemberg

Im Rahmen des Kooperationsprojektes „Das politische Potenzial neuer Medien“ waren vom 29. September bis 6. Oktober 20 Studierende und Lehrende aus der Ukraine in Bamberg. Im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen stand die Rolle neuer medialer Kommunikationsformen in revolutionären Prozessen – wie aktuell in der Ukraine.

Welche Macht haben Facebook und Twitter? Leisten sie einen Beitrag zur Demokratieförderung? Diese Fragen beschäftigten rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des englischsprachigen Masterseminars „The Political Potential of New Media“. Die Idee, ein solches Seminar zu veranstalten, entwickelten Prof. Dr. Markus Behmer, Inhaber der Professur für Empirische Kommunikatorforschung, und Prof. Dr. Borys Potyatynyk vor drei Jahren an einem Pizzastand.

„Bevor ich anlässlich einer Jahresfeier der Universität nach Lviv reiste, teilte ich den dortigen Kollegen mit, dass ich nach Lviv kommen und sie gerne kennen lernen würde. Borys Potyaynyk hat mich dann sofort, eingeladen auch einen Vortrag zu halten. So habe ich über Ansätze und Perspektiven der Journalistenausbildung in Deutschland gesprochen “, erzählte Markus Behmer.

Gemeinsames länderübergreifendes Seminar

Schnell wurden sich die Professoren einig, die Kooperation der beiden Universitäten zu vertiefen und ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. Das konkrete Thema – die Bedeutung und Nutzung von Social Media in Wahlkampfzeiten und revolutionären Prozessen – habe sich dann in der Diskussion herausentwickelt. Durch die finanzielle Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) konnten die beiden ein gemeinsames länderübergreifendes Seminar realisieren.

Nachdem eine Gruppe von Studierenden der Universität Bamberg bereits vergangenes Jahr unter der Leitung von Markus Behmer und seinen Kollegen Dr. Florian L. Mayer und Holger Müller eine Woche im ukrainischen Lviv (zu Deutsch: Lemberg) verbracht hatten, waren nun vom 29. September bis 6. Oktober 16 Studierende und vier Dozenten der Nationalen Ivan-Franko-Universität Lemberg nach Bamberg gereist.

Welchen Medien können wir trauen?

Die Tagespläne umfassten rund 30 Vorträge. Zudem sprachen die Studierenden anhand von Fallbeispielen wie dem Arabischen Frühling und der Türkei über Möglichkeiten und Gefahren Sozialer Medien. In den Fokus rückten vor allem die aktuellen politischen Entwicklungen in der Ostukraine. „Der Einsatz von sozialen Netzwerken explodierte regelrecht während der Maidan-Proteste“, erklärte Borys Potyatynyk in seiner Begrüßungsrede. „Das ist für uns Ukrainer eine ganz neue Erfahrung.“

Die beiden geladenen Osteuropa-Experten Dr. Johannes Grotzky, ehemaliger Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks und Honorarprofessor an der Universität Bamberg, sowie Prof. Dr. Günther von Lojewski, ehemaliger Intendant des Sender Freies Berlin, appellierten in ihren Vorträgen an die Studierenden, alle Medieninformationen stets kritisch zu hinterfragen („Distrust media information!“).

Vor allem in der Ukraine herrsche derzeit ein regelrechter ‚Informationskrieg‘, der es schwierig mache, an glaubwürdige Informationen zu gelangen. „Unsere Aufgabe als Kommunikationswissenschaftler ist es, alle Informationen stets kritisch zu hinterfragen. Soziale Medien sind nicht per se glaubwürdig oder objektiv, nur weil man den Informierenden vielleicht sogar persönlich kennt“, meint Markus Behmer.

Objektiv zu bleiben ist schwer

Angesichts des sehr persönlichen Bezugs zu den behandelten Themen ist auch das ein Problem einiger Studierender. Markus Behmer sieht darin Vor- und Nachteil zugleich: „Sich mit jungen Leuten zu verständigen, die die Maidan-Proteste teilweise selbst erlebt haben, ist ungemein spannend! Wir können viel voneinander lernen. Auf der anderen Seite macht es eine nüchterne Reflexion der Situation etwas schwierig“, sagte er.

Diese Meinung teilten auch ukrainische und deutsche Studierende. „Wir wollten auf die Situation in unserem Land aufmerksam machen. Dabei ist es manchmal nicht leicht ganz objektiv zu bleiben. Durch das Seminar habe ich verschiedene Sichtweisen kennengelernt und eine etwas distanziertere Sichtweise bekommen“, meinte die 21-jährige Izyna Vykhrusch. Auch Anna Schaller aus Bamberg fand es gut, das Thema einmal aus dem Blickwinkel von direkt Betroffenen zu sehen – auch wenn dieser teilweise ziemlich verzerrt gewesen sei. „Dadurch hab ich aber auch gelernt, dass man immer differenzieren und nie vorschnell urteilen sollte“, sagte sie.

Weitere Kooperationen geplant

Neben dem offiziellen Lehrprogramm veranstaltete das Organisationsteam rund um die Sekretärin Susanne Selig sowie die Seminarassistentinnen Sarah Malewski, Laura Collmann, Franziska Mack und Khristyna Velyka Besichtigungen in Redaktionen bayerischer Medien und im Dokumentationszentrum Reichsparteitaggelände in Nürnberg. Das Museum hinterließ bei vielen Ukrainern einen bleibenden Eindruck. „Wir wurden hier in Bamberg super betreut und alles war sehr gut geplant“, schwärmt Izyna Vykhrusch.

Markus Behmer verrät, dass gleich drei weitere Projekte zusammen mit den ukrainischen Kollegen geplant worden seien. 2016 ist wieder ein Gegenbesuch mit Studierenden in Lviv vorgesehen. Außerdem werden eine Tagung mit wissenschaftlichen Mitarbeitern beider Universitäten über Journalismusausbildung und ein gemeinsames Crossmedia-Forschungsprojekt angestrebt.

Hinweis

Diesen Text verfasste Miriam Och für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.