Die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer hatten auch Gelegenheit, das mittelalterliche Bamberg kennenzulernen (Foto: Michele C. Ferrari).

Latein mal ganz anders

Start des ersten interdisziplinären Kompaktkurses Horae Bambergenses

Mittellatein – in den Semesterferien, rund um die Uhr, an sechs Tagen in der Woche: Deutsche und ausländische Studierende hatten in Bamberg erstmals die Möglichkeit, bei einem interdisziplinären Kompaktkurs Mittellatein der Universitäten Bamberg und Erlangen-Nürnberg ECTS-Punkte zu sammeln.

Latein ist nicht nur eine der wichtigsten Sprachen in der antiken Welt. Das lateinische Erbe prägte Europas Kulturwelt noch Jahrhunderte nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches. Latein ist die Sprache der Kirche, der Naturwissenschaften und Medizin sowie der Literatur, und es ist das einzige internationale Idiom bis in die Frühe Neuzeit hinein.

Studierende speziell mit der lateinischen Sprache von der Spätantike bis zur Renaissance vertraut zu machen, war das Ziel der ersten Horae Bambergenses, einem Kompaktkurs für Mittellatein, der vom 17. bis 22. März an der Universität Bamberg stattfand. Organisiert wurde diese außergewöhnliche Lehrveranstaltung vom Lehrstuhl für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit (Erlangen) in Kooperation mit dem Bamberger Zentrum für Mittelalterstudien (ZEMAS) unter der Leitung von Prof. Dr. Michele C. Ferrari von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Dabei zeigte sich auch anhand von auswärtigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zum Beispiel aus Luxemburg oder der Schweiz, dass dieser Veranstaltung ein ganz besonderer internationaler Hauch anhaftete.

Kultur vor Augen

Die Wahl des Veranstaltungsortes war schnell getroffen, denn der einwöchige Kurs, der im Gebäude MG1 in der Markusstraße stattfand, zog seinen Reiz auch aus der Historie, die die Weltkulturerbestadt Bamberg vermittelt. „Das war einfach der Werbeeffekt Bamberg, weil ich hier die Zeit, über die ich rede, auch vor Augen haben kann“, erläutert ZEMAS-Mitglied Prof. Dr. Andrea Schindler, zuständig für die Koordination des Bachelor- und Masterstudiengangs Interdisziplinäre Mittelalterstudien. „Das ist tatsächlich ein Grund, um Leute von außerhalb anzuziehen.“

Die Studierenden setzten sich innerhalb des Kurses mit der Besprechung, Übersetzung und Nachbereitung von lateinischen Texten auseinander, besonders wichtig war den Organisatoren aber die Verknüpfungen zwischen Sprache und Kultur. Auf dem Programm standen daher sowohl Vorlesungen zu Themen wie Tradition und Bruch: Die Karolingerzeit und ihre Folgen oder Gelehrtensprache und Küchenlatein: Das Hoch- und Spätmittelalter als auch vertiefende Lektüreübungen.

Eine Abschlussprüfung erwartete die Teilnehmenden nicht, sie erhielten stattdessen ein nicht benotetes Diplom. „Das wäre vielleicht eine Überlegung, ob man so etwas für die nächsten Male einplant, aber heuer war es nicht vorgesehen“, erklärt Andrea Schindler.

Internationales Aushängeschild

Die Veranstaltung wurde von den Verantwortlichen und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr positiv beurteilt, u. a. lobten die Teilnehmenden die gute Lern-Atmosphäre, die angenehme Kursgröße und den epochenübergreifenden Einblick in die nachklassische Latinität, weswegen ein ambitionierter Anspruch besteht. „Wir würden die Veranstaltung gerne etablieren und jedes Jahr in dieser Form anbieten. Das Thema trifft offenbar, das hat man anhand der zahlreichen Anfragen gemerkt, durchaus eine Marktlücke“, führt Schindler aus. „Der Kompaktkurs wäre zudem für Bamberg und Erlangen ein Aushängeschild, das auch international sichtbar ist.“

Von der Partnerschaft profitieren nicht nur Verantwortliche und Universitäten. Vor allem Studierende erhalten hier die Möglichkeit, in ein Lehrangebot hinein zu schnuppern, das ihnen ansonsten in dieser Form nicht zur Verfügung steht. Es bleibt nun abzuwarten, ob die Eröffnungsrede von Michele C. Ferrari auch im nächsten Jahr einige erfolgreiche lateinische Stunden einläutet.

Hinweis

Diesen Text verfasste Elias Pannach für die Pressestelle der Universität Bamberg. Der Text steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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