Wie rechnet man eigentlich mit der Null? Fleißig lösten die Kinder Mathe-Aufgaben. (Fotos: Markus Häggberg/FT)

Nach der Vorlesung beantwortete Anna Steinweg die Fragen der neugierigen Kinder.

Den Zahlen auf der Spur

Dritte Kinder-Uni-Vorlesung über die Null

An der Universität Bamberg konnten sich Kinder einen Tag wie Studenten fühlen. Es ging es um eine ganz besondere Zahl – und darum, warum wir Zahlen überhaupt brauchen.

Kinder stellen viele Fragen. Das liegt daran, dass sie noch sehr jung und darum neugierig sind. Wenn Menschen älter werden, verlieren sie aber sehr oft ihre Neugierde, weil sie glauben, dass sie schon alles wissen, was sie zum Leben brauchen. Weil an einer Universität aber geforscht wird, müssen ja immer neugierige Fragen gestellt werden. Eigentlich ist das dort die Aufgabe von Erwachsenen. Manchmal aber lädt sich die Bamberger Universität auch mal die besten Fragesteller überhaupt ein: Kinder. Am Samstag bekamen es hundert Kinder auf eine Stunde mit einer echten Professorin zu tun. Professor oder Professorin werden an einer Universität häufig Lehrer genannt, die soviel wissen, dass sie auf ihrem Fachgebiet sogar schon Bücher geschrieben haben.

Auch Professoren müssen lernen

Die Professorin am Samstag hieß Anna Susanne Steinweg und ist richtig gut in Mathematik. Sie ist sogar so gut, dass sie Mathematiklehrer ausbildet. Alles über die Zahl Null wollte sie den Kindern erzählen, weil die 0 nämlich eine eigene Geschichte hat und keine gewöhnliche Zahl ist. Und weil die Professorin die vielen Kinder im Hörsaal richtig ernst nahm, sprach sie die auch gleich wie Erwachsene an. „Liebe Studentinnen und Studenten“, sagte sie zu ihnen. Aber da an einer Universität Unterricht ja nur für Erwachsene stattfindet, müssen sich die Professorinnen und Professoren auf Kinderbesuch erst einstellen und sich fragen, was Kinder wohl interessieren könnte. Das ist gar nicht so einfach, erklärte Frau Steinweg unserer Zeitung. Einen ganzen Tag hat sie Informationen über die Zahl 0 gesammelt, die Neugierde bei den Kindern wecken sollten. Unsere Zeitung hat dann Kinder dazu befragt, wie ihnen der Unterricht so gefallen hat. Zum Beispiel Helena (7) und Benjamin (9) aus Breitengüßbach. Dem Geschwisterpaar hat das Angebot der Universität so gut gefallen, dass es in diesem Jahr schon drei Mal dort war.

Die Null kommt aus Indien

Einmal ging es um Sprachen, dann um griechische Sagengestalten und jetzt um die Null. Dass diese Zahl aus Indien stammt und von dem Araber Muhamed ibn al-Hwarizmi im Jahre 800 bekannt gemacht wurde, hat sie auch ganz schön überrascht. Sie haben nämlich gedacht, dass die 0 schon immer bekannt war. Tatsächlich ist die 0 eine sehr praktische Zahl. Mit ihr kann man Zahlenreihen abkürzen und das war auch dringend nötig, denn in anderen Gegenden der Welt wurde es ganz schön umständlich, ohne eine 0 eine größere Zahl zu bilden. Die alten Römer beispielsweise kannten die 0 gar nicht. Anstelle von Zahlen nahmen sie Buchstaben und dann entstanden beim Addieren oder Multiplizieren furchtbar lange Buchstabenreihen. „Sie hat gut erklärt und war sehr lieb“, fand Helena zur Professorin Steinweg. Ganz besonders toll fand das Geschwisterpaar, dass sie wie Studenten begrüßt wurden. Die Neugierde darauf, in einigen Jahren vielleicht einmal selbst studieren wollen, ist bei der kleinen Helena geweckt worden. Sie möchte sich dann mit Ägypten beschäftigen und auch an Ausgrabungen teilnehmen. Ihr Bruder Benjamin möchte später auch studieren. Ihn interessiert die griechische Sprache. Wenn es dabei bleibt, dann hat die Kinder-Universität ja ganz schön ihre Neugierde geweckt. Das wollte sie nämlich erreichen. Im nächsten Semester geht es mit spannenden Vorlesungen für Kinder weiter.

Hinweis

Dieser Artikel von Markus Häggberg erschien am 27. Mai 2014 im Fränkischen Tag und wurde mit freundlicher Genehmigung des Fränkischen Tages veröffentlicht.