Die Mächtigen beeinflussen: Politikberater müssen überzeugen können (Bild: Photocase)

Sie haben die "Public Affairs" zu ihrem Beruf gemacht (von links): Florian Busch-Janser, Katja Radeck, Matthias Benz (Bilder: Michael Kerler)

Matthias Benz, Katja Radeck, Florian Busch-Janser im Gespräch mit Roland Abold, dem Vositzenden des BAD e. V.

- Michael Kerler

Lobbying: ein seriöses Geschäft?!

Politikberatung und „Public Affairs“ suchen gute Absolventen

Lobbyisten haben keinen guten Ruf. Dass sich dahinter ein seriöser und attraktiver Berufszweig verbirgt, davon wollten drei Politikberater Studierende der Universität Bamberg auf einem Informationsabend überzeugen.

Seilschaften und Bestechung, Drohung, Schmiergelder und faule Kompromisse: Politik ist ein dreckiges Geschäft. Und der Lobbyist steht knietief darin. – Alles falsch, das sagten drei Politikberater auf dem Informationsabend zur Karriere in der Politikberatung des Vereins der Bamberger Absolventen des Diplomstudiengangs Politikwissenschaft (BAD e. V.) am 15. November. „Politikberater müssen seriös sein. Es gibt keine Hinterzimmergeschichten“, meinte Wahlkampfmanager Matthias Benz. Stattdessen locke ein attraktives Berufsfeld für Absolventen. Rund 11.000 Vereine suchen qualifizierte Mitarbeiter.

Offenes Auftreten, sitzende Krawatte, sauberes Kostüm, modischer Haarschnitt. Dass es in der Politikberatung darum geht, Leute zu gewinnen, sah man den Referenten bereits äußerlich an, die den rund 150 Studierenden in der Feldkirchenstraße Einblick in ihre Arbeit gaben und Rede und Antwort standen. Matthias Benz, selbstständiger Kampagnenmanager, Katja Radeck, selbstständige Politikberaterin, und Florian Busch-Janser, Leiter einer Personalvermittlung für Politikberater, waren sich in einem einig: „In der Branche muss man überzeugen können.“ Die Kunst bestehe darin, zwischen den gesellschaftlichen Systemen zu vermitteln: Die Wirtschaft will, dass die Politik ihre Anliegen vertritt. Ein Politiker, der gewählt werden will, muss für gesellschaftliche Sorgen und Nöte sensibilisiert werden.

Dilettanten fallen raus

Wer im Bereich „Public Affairs“ arbeitet, setzt sich dafür ein, dass der Mobilfunkmarkt liberalisiert wird, dass Autobahnen gebaut werden oder Genfood keine Chance hat. Geht es schon um die Gesetzgebung, sei die ideale Anlaufstelle die untere Referentenebene im Ministerium: „Da sitzen hoch qualifizierte Leute, die bereits viel Einfluss haben“, sagte Matthias Benz. Aber manchmal hilft es nur, den Kanzler selbst zu mobilisieren und mit dem Verlust von Arbeitsplätzen zu drohen, wie Katja Radeck nach der Veranstaltung aus eigener Erfahrung verriet. Ein gutes Wissen über den Weg der Gesetzgebung in Deutschland sei deshalb eine gute Voraussetzung für den Berufseinstieg. Aber nicht nur Politologen haben eine Chance. Auch Betriebswirte, Volkswirte, Juristen, Kommunikationswissenschaftler seien gefragt. Und Naturwissenschaftler – vor allem wegen ihres Fachwissens. Die Branche professionalisiere sich: „Die Dilettanten fallen raus“, prognostizierte Matthias Benz.

Lobbying für Windkraft und Entwicklungshilfe kann sich jeder vorstellen. Was aber, wenn Atomkraft-Betreiber, Rüstungsindustrie oder Zigarettenhersteller vor der Türe stehen? Matthias Benz hat dazu eine klare Meinung: Pragmatik in dieser Hinsicht sei eine Voraussetzung für den Beruf als Politikberater. Aufträge könne man nicht einfach ablehnen. Allerdings gebe es für ihn als Kampagnenmanager klare Grenzen: „Es gibt Parteien, die kann man nicht vertreten, weil sie außerhalb des demokratischen Spektrums liegen.“ Ähnlich denkt Katja Radeck, Absolventin der Bamberger Politikwissenschaft aus dem Jahr 1991: „Manchmal musste ich Dinge vermitteln, mit denen ich Bauchschmerzen hatte“, aber die Professionalität gebiete, es trotzdem zu tun. Ein Ausweg sei die Selbständigkeit.

Wie unterschiedlich der Berufseinstieg eines Politikberaters aussehen kann und wie der Sprung in die Selbstständigkeit gelingt, zeigten die Lebensläufe der Referenten: Matthias Benz studierte Politikwissenschaft in München, lernte als Referent im baden-württembergischen Ministerium für Soziales die Verwaltungsarbeit kennen und wechselte dann zu Beratungsfirmen. Heute hilft er als Wahlkampfmanager Oberbürgermeistern ins Amt. Wie kann ich visualisieren, dass mein Kandidat der beste ist? Trotz Glatze und Tritten ins Fettnäpfchen? – Mit solchen Fragen beschäftigt er sich.

Netzwerk das A und O

Für Katja Radeck war die verwaltungswissenschaftliche Diplomarbeit über die Privatisierung der Post das Sprungbrett in den Beruf: Erst beriet sie das Bundeskanzleramt zu Privatisierungen, wechselte dann zur Bundespost, später zu Telekom und zu Mobilcom. Heute berät die 39-Jährige mit ihrer Firma „Politlotse“ mittelständische Unternehmen.
Dass es nicht leicht ist, mit der eigenen Firma auf eigene Beine zu kommen, weiß Florian Busch-Janser, seit er nach seinen Abschlüssen als Wirtschaftsjurist und Politologe eine Headhunting-Firma gründete. „Viele sagten, du verdienst wenig. Aber ich war schon froh, als ich eine schwarze Null geschrieben habe“, sagte der 28-Jährige. Jetzt macht sich für ihn der Gründermut aber bezahlt: Firmen, Unternehmensberatungen und Abgeordnete klopfen auf der Suche nach guten Absolventen immer öfter bei ihm an.

Wer sich für den Bereich der Politikberatung interessiere, dem rieten Katja Radeck, Florian-Busch-Janser und Matthias Benz frühzeitig Praktika zu absolvieren und Netzwerke zu knüpfen, Bekanntschaften seien das A und O. Meist sei es nicht schwer, Kontakte zu knüpfen. „Die Branche ist sehr aufgeschlossen“, ermutigte Matthias Benz. Bewerbungen für Praktika und Arbeitsstellen rentierten sich nicht nur bei den Beratungsagenturen. Die zahlreichen Verbände in Deutschland seien stets auf der Suche nach Interessenvertretern.