Von Industriellen Informationssystemen berichtete Sven Overhage in seiner Antrittsvorlesung (Fotos: Susanna Blum)

Auch Besucherinnen und Besucher ohne Fachkenntnisse konnten dem Vortrag von Sven Overhage gut folgen.

Overhage erläuterte, wie modulare Architekturen funktionieren: Funktionen und verarbeitete Daten können als Knoten, Beziehungen zwischen Funktionen und Daten als Kanten dargestellt werden.

Industrielle Informationssysteme der Zukunft

Wirtschaftsinformatiker Sven Overhage hielt seine Antrittsvorlesung

Was sind Industrielle Informationssysteme und wie werden sie in der Zukunft aussehen? Der Wirtschaftsinformatiker Sven Overhage beschäftigte sich in seiner Antrittsvorlesung mit seinem Forschungsschwerpunkt und erklärte – auch für Laien verständlich – die Funktionsweise und Unverzichtbarkeit Industrieller Informationssysteme.

Overhage ist seit Oktober 2012 an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, wo er den Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Industrielle Informationssysteme, innehat. Er studierte Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität Darmstadt, promovierte und habilitierte anschließend an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg. In dieser Zeit war er zunächst als Stipendiat der Graduiertenförderung der Friedrich-Ebert-Stiftung, später als Leiter einer eigenen Forschungsgruppe am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsinformatik und Systems Engineering, tätig.

Darüber hinaus war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universität Darmstadt, der Fachhochschule Liechtenstein sowie der Hochschule Liechtenstein. Overhage ist Autor von über 60 nationalen und internationalen Veröffentlichungen, die mehrfach ausgezeichnet wurden, u.a. mit Best Paper Awards der Internationalen Tagung Wirtschaftsinformatik (WI) und der Fachtagung Modellierung betrieblicher Informationssysteme (MobIS).

Was sind Industrielle Informationssysteme?

Nach einer kurzen Einführung des Dekans der WIAI, Prof. Dr. Gerald Lüttgen, erklärte Overhage die Entstehung und Weiterentwicklung Industrieller Informationssysteme, kurz IIS, deren Evolutionsstufen er am Beispiel der Automobilproduktion verdeutlichte. IIS sind „soziotechnische Systeme“, d.h. sie umfassen die Menschen, Maschinen und Informationstechnologien, die in einem Industriebetrieb gemeinsam zur Wertschöpfung beitragen. Während erste Systeme in den 60er und 70er Jahren vor allem die Planung und Lenkung der Produktion ermöglichten, haben sie sich in den folgenden Jahrzehnten zu immer komplexeren Systemen weiterentwickelt, die heute den gesamten Wertschöpfungsprozess in Industriebetrieben aus einer Hand abdecken können.

Eine Erfolgsgeschichte der Wirtschaftsinformatik

Der historische Streifzug zeigte, dass Industrielle Informationssysteme eine Erfolgsgeschichte der Wirtschaftsinformatik darstellen. In der Praxis sind IIS bereits heute unverzichtbar, da sie nicht nur die Steuerung des Wertschöpfungsprozesses der einzelnen Industriebetriebe ermöglichen, sondern auch die Grundlage für die Bildung und Koordination ganzer Wertschöpfungsketten bilden. Und doch stehen die Forscher, die sich mit IIS beschäftigen, noch immer vor großen Herausforderungen: Wie lassen sich die Kunden besser in den Herstellungsprozess einbinden? Wie lässt sich der Betriebsaufwand solcher Systeme senken? Wie lässt sich der Integrationsgrad weiter ausbauen? Auf welche Weise lässt sich die Komplexität der Systeme besser managen?

Modularisierung von Informationssystemen

Sven Overhage präsentierte in seiner Antrittsvorlesung einige Antworten auf diese Fragen und ging dabei besonders auf die neuen Möglichkeiten ein, die sich durch modulare Architekturen ergeben: Mit modularen Architekturen lassen sich komplexe IIS in unabhängige Bausteine zerlegen, die flexibel miteinander kombiniert oder ausgetauscht werden können. Mit einem solchen Baukastenprinzip ist beispielsweise die Anpassung Industrieller Informationssysteme auf Unternehmens- und Branchenspezifika leichter zu bewerkstelligen.

Industrielle Informationssysteme sind uns als Konsumenten in unserem Alltag zwar weitgehend unbekannt, wie die Antrittsvorlesung eindrucksvoll zeigte, sind sie für erfolgreiche Industriebetriebe jedoch unverzichtbar. Den Teilnehmern zeigte sich, dass in diesem Bereich in Zukunft noch einige spannende Entwicklungen zu erwarten sind.

Hinweis

Diesen Text verfasste Susanna Blum für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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