Dr. Jochen Hofmann M.A.

Leiter der Museen des Altmarkkreises Salzwedel

In der Retrospektive erscheinen Lebens- und Berufswege häufig lückenlos und geradezu teleologisch. Ein Schritt folgte offenbar so selbstverständlich auf den anderen, dass man die Unsicherheiten an jedem neuen Abzweig, die Irr- und Umwege, vielleicht auch die Sackgassen, auf den ersten Blick nicht erkennt.

Ich denke, dies trifft auch für meinen 'Weg in den Beruf' zu:

Seit Oktober 2015 bin ich Leiter der Museen des Altmarkkreises Salzwedel. Zuvor absolvierte ich im Anschluss an die Promotion ein wissenschaftliches Volontariat am TECHNOSEUM Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim. Davor lag das Magisterstudium (Volkskunde, Geschichte und Geographie) in Würzburg und Bamberg, und in geradezu grauer Vorzeit begann meine "Karriere" mit dem Studium der Kulturpädagogik, Schwerpunkt Museen, an der Hochschule Merseburg.
Auch ich absolvierte natürlich Praktika an unterschiedlichen Museen, besuchte einschlägige Fachtagungen, war wissenschaftliche Hilfskraft und konnte noch als Student erste kleine Aufsätze veröffentlichen. Das war alles sicher nützlich und fleißig, aber freilich nichts, was mich vor anderen Studierenden ausgezeichnet hätte. Eher der Standard eines geistes- und kulturwissenschaftlichen Studiums.

Dahinter verbarg sich zwar eine zumindest grobe 'Planung': In diesem Semester mache ich diese Scheine, im nächsten Semester jene, dann Magisterarbeit, dann Doktorarbeit, dann Geld verdienen ... Doch der Planbarkeit wurden immer wieder deutliche Grenzen aufgezeigt, etwa wenn man sich das Semester mit Referaten und Hausarbeiten doch etwas zu voll gepackt hatte, oder als die für Qualifikationsarbeiten ausgewerteten Quellen nicht das hergaben, was man sich erhofft hatte, und vor allem als sich nach dem Studium der Einstieg ins Arbeitsleben schwieriger gestaltete als erwartet und viele hoffnungsvoll verschickte Bewerbungen mit freundlichen Absagen beantwortet wurden.

Die entscheidenden Weichen wurden von anderen gestellt, von Hochschullehrerinnen und -lehrern, Gutachtern und Prüfern, Museumsdirektoren, Landräten und Kreistagsmitgliedern. Kurz - ich hatte sehr oft ganz einfach Glück! Und ich musste flexibel sein, immer wieder auch einen Plan B entwerfen, bisherige Ziele aufgeben und mir neue stecken. Denn eigentlich kam immer alles anders, als geplant: mit Volkskunde und Historischer Geographie landete ich als Volontär in einem Technikmuseum und nun als Franke in der Altmark.

Lehren und gutgemeinte Ratschläge lassen sich daraus wohl kaum ableiten. Dass man sich mit einem erfolgreichen Studium eine gute Grundlage schaffen und danach flexibel sein sollte, ist ja eine Binsenweisheit. Am ehesten lässt sich wohl die beruhigende Erkenntnis weitergeben, dass sich Berufswege eben nicht gänzlich planen lassen und dennoch zum Ziel führen können.

Aktualisierung: Seit Januar 2021 hat Jochen Hofmann zusätzlich die Leitung des Schul- und Kulturamtes des Altmarkkreises Salzwedel übernommen.

 

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