Schaubild 1: Die wichtigsten Probleme in Bamberg.

- Christoph Hafenrichter

Uni-Studie zur OB-Wahl

Starke deutlich in Führung vor Neller und Sowa

Am 12. März 2006 wird das höchste Wahlamt der Stadt Bamberg für die nächsten sechs Jahre vergeben. Zu diesem Zwecke führte die Survey Research Unit des Bamberger Centrums für Europäische Studien (SRU-BACES) der Otto-Friedrich-Universität Bamberg zur Ermittlung der Stimmung in der Bamberger Bevölkerung im Vorfeld der Wahl eine Erhebung unter 645 zufällig ausgewählten wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürgern durch. Die Durchführung der telefonbasierten Interviews im Zeitraum zwischen dem 24. Januar und 2. Februar nach sozialwissenschaftlichen Kriterien stellte sicher, dass die Ergebnisse ein aufschlussreiches Bild über die momentane Stimmung in der Bevölkerung ergaben und Hinweise auf die Chancen der Kandidaten bei den Wählern lieferten.

So wurden die Bürgerinnen und Bürger nicht nur nach deren Wahlabsicht bei der Oberbürgermeisterwahl oder deren allgemeiner politischen Orientierung befragt, sondern auch nach den wahrgenommenen Problemen in Bamberg, der Problemlösungskompetenz der Kandidaten oder dem Maß, in dem ihnen Eigenschaften wie Sympathie, Führungsstärke, Kompetenz und Überparteilichkeit zugebilligt werden.

Hauptproblem Verkehrslage

Mit der Wahl des neuen Oberbürgermeisters ist sicherlich auch die Hoffnung verbunden, dass dieser den wichtigen lokalen Problemen zielstrebig und erfolgreich begegnet und einer Lösung zuführt. Kenner der Lage in Bamberg kann es kaum überraschen, dass die meisten Angaben (48 Prozent) einen Bezug zur Verkehrssituation in Bamberg haben. 29 Prozent der Angaben drücken eine allgemeine Unzufriedenheit mit der Verkehrssituation aus, während weitere 13 Prozent speziell die Beeinträchtigungen des Verkehrs durch die begonnenen und die in den nächsten Jahren geplanten Erneuerungen der Brücken über den Main-Donau Kanal betreffen. Eine geringere Anzahl von Nennungen enthalten die Parkplatzsituation in der Innenstadt sowie eine wahrgenommene schlechte Versorgung durch den öffentlichen Personennahverkehr.
Der zweitgrößte Problembereich betrifft die wirtschaftliche Entwicklung in der Stadt. In zwölf Prozent der Nennungen wird die Förderung der lokalen Wirtschaft verlangt, rund acht Prozent sehen in der ungünstigen Entwicklung des Einzelhandels in der Innenstadt ein ungelöstes Problem. Fragen der Stadtentwicklung sind der drittgrößte Problembereich (16 Prozent). Hier beschäftigt die Bürger vor allem die Gestaltung des Maxplatzes sowie die Entwicklung der Sandstraße.

Jeweils rund zwölf Prozent der Nennungen zu den wichtigen Problemen in Bamberg betreffen die Bereiche Haushalt und Finanzen sowie Kultur und Ausbildung. Während bei den Finanzen vor allem auf die angespannte Haushaltslage hingewiesen wird, werden im zweiten Bereich schwerpunktartig Probleme der Kinderbetreuung und Ausbildung genannt.

Wähler noch wenig sensibel 

Die überwiegende Mehrheit der Bamberger Wähler war zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht wirklich für die Oberbürgermeisterwahl am 12. März sensibilisiert. Wiederholt zeigten sich Befragte verwundert über die Tatsache, dass sie in einigen Wochen zur Wahl eines neuen Oberbürgermeisters aufgerufen sind. Zwar gaben 46 Prozent der Teilnehmenden an, den Wahlkampf „sehr aufmerksam“ oder zumindest „aufmerksam“ zu verfolgen, aber je ein gutes Viertel brachte der Kampagne der Kandidaten nur teilweise oder wenig bis gar keine Aufmerksamkeit entgegen. Das zum Zeitpunkt der Umfrage noch vergleichsweise geringe Interesse an den Wahlen zeigte sich auch daran, dass nur 40 Prozent der Befragten die Namen aller Kandidaten von sich aus aufzählen und knapp ein Viertel gar keinen Namen aktiv nennen konnte. Dies bedeutete aber, nach Auffassung der Studie, nicht unbedingt, dass die Befragten die Namen der Kandidaten noch nie gehört hätten und sich überhaupt keine Meinung zu den einzelnen Kandidaten machen könnten – etliche erbaten um einen „Tipp“ um ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.

Personen- oder Parteienwahl?

Auf die Frage, ob für die persönliche Entscheidung am 12. März eher die zur Wahl stehenden Personen den Ausschlag geben werden oder ihre Parteizugehörigkeit, ergab sich ein klares Bild: Für fast jeden zweiten Befragten sind die Kandidaten wahlentscheidend und nur für 13 Prozent stehen die Parteien, die die Kandidaten nominiert haben, im Vordergrund. 37 Prozent berücksichtigen beide Faktoren gleichermaßen. 

Andreas Starke klar vor seinen Mitbwerbern

Sechs Wochen vor dem Wahltermin war die Mehrheit (59 Prozent) der Wahlberechtigten noch unsicher, wem sie ihre Stimme am 12. März geben wollen. Bei denen, die in der Umfrage eine Wahlabsicht äußerten, lag dann aber Andreas Starke klar vorn. Zum Zeitpunkt der Studie gaben 46 Prozent der Befragten mit einer Wahlabsicht an, für den SPD-Politiker stimmen zu wollen. Auf Peter Neller und Ursula Sowa entfielen jeweils 21 Prozent, Norbert Tscherner konnte mit 11 Prozent der Stimmen rechnen. Dieses klare Ergebnis zu Gunsten Andreas Starkes hängt nach Auffassung der Studie maßgeblich mit seiner Fähigkeit zusammen, auch Befragte aus dem gegnerischen politischen Lager von seiner Person zu überzeugen. Dass Starke von 71 Prozent der SPD-Anhänger bevorzugt wird, kann kaum überraschen. Dass er aber auch unter Befragten, die sich zur CSU bekennen, eine relative Mehrheit von 45 Prozent hat, ist höchst ungewöhnlich.

Insgesamt spricht momentan also vieles für einen Erfolg des SPD-Bewerbers am 12. März, wenngleich eine absolute Mehrheit gegen drei Konkurrenten eher unwahrscheinlich sein dürfte. Und da auch die „heiße Phase“ des Wahlkampfes noch nicht begonnen hat, sind Verschiebungen der Zahlen für die letzten Wochen vor dem Wahltermin durchaus abzusehen.

Die vollständige Studie zur OB-Wahl in Bamberg finden Sie hier(346.0 KB)