Musterhülle einer sich selbst zerstörenden DVD

Die Jungunternehmer: Veit Blumschein (von links), Jens Kutschera, Henning Roß und Julian Stock (Bild: Mario Mages)

- Mario Mages

Neue Ideen braucht das Land

Bamberger Studierende verwirklichen die eigene Geschäftsidee – ein Interview

In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit wird es selbst für Akademikerinnen und Akademiker immer schwieriger, nach der Zeit an der Universität einen Job zu bekommen. Anstatt zu jammern, kann man aber auch selbst die Initiative ergreifen und ein eigenes Unternehmen gründen.

Drei Studierende der Betriebswirtschaftslehre und ein angehender Wirtschaftsinformatiker von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg haben es gewagt: Mit ihrer Firma S-BOXX wollen Veit Blumschein, Jens Kutschera, Henning Roß und Julian Stock ein neues Konzept auf dem DVD-Markt einführen. Das von ihnen entwickelte Produkt „DVD to go!“ soll es Konsumenten ermöglichen, DVDs mit aktuellen Filmen zu Videothekspreisen an jeder Straßenecke kaufen zu können.

Mit ihrer Idee sind die jungen Unternehmensgründer beim Businessplan-Wettbewerb Nordbayern angetreten. Dieser Wettbewerb wird alljährlich vom Netzwerk Nordbayern veranstaltet und besteht aus drei Phasen. Im Zuge der zweiten Phase wird als Sonderpreis der Hochschul-Gründer-Preis verliehen. Die Siegerprämierung fand am Dienstag, den 16. Mai im Fraunhofer-Institutut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen statt. S-BOXX befand sich unter den sieben Finalisten und konnte sich somit erfolgreich in einem Feld von insgesamt 27 Einreichungen behaupten.

Einen Tag nach dieser Veranstaltung standen die vier Studierenden Rede und Antwort:

Wie sieht die konkrete Umsetzung des Produkts „DVD to go!“ aus?

Wir streben einen Preis von unter vier Euro an, zu welchem der Kunde aktuelle Spielfilme in Top-DVD-Qualität erwerben kann. Realität soll dies beispielsweise an Tankstellen, Online-Shops und Discountern werden. Entscheidend ist jedoch, dass die Nutzungsdauer der DVD begrenzt ist. Mit diesem Prinzip wollen wir ein vollkommen flexibles und preisgünstiges Videovergnügen ermöglichen, da auf den Konsumenten nach dem Kauf keine weitere Kosten und Verpflichtungen zukommen. Es entfallen also das Zurückbringen beziehungsweise das Zurücksenden des Datenträgers oder vertragliche und mitgliedschaftliche Bindungen.

Welche Technik steckt dahinter, die zu einer beschränkten Nutzungsdauer der DVD führt?

Nach dem ersten Starten ist die DVD acht Stunden abspielbar. Grundlage dieses Einweg-Konzepts ist ein physikalischer Selbstzerstörungsprozess, der, in einem für das Abspielgerät völlig harmlosen Verfahren, zu einer Unlesbarkeit der Daten führt. Sobald die DVD das erste Mal mit einem Lesegerät abgespielt wird, setzt dieser Mechanismus ein, wobei die Haltbarkeit beziehungsweise die Verfügbarkeit der „DVD to go!“ bis zu diesem Zeitpunkt unbegrenzt ist.

Wie kam es zu dieser Idee?

Angefangen hat alles ziemlich genau vor einem Jahr während eines Auslandsaufenthaltes in Schweden. Henning Roß und Julian Stock haben schon dort mit zwei weiteren Freunden, einem Holländer und einem Finnen, begonnen, den Businessplan zu schreiben. Auf die Idee sind wir gekommen, als wir in Schweden zusammen saßen und uns einen Film anschauen wollten. Die Frage war nur: Wo bekommen wir diesen her? Einen Film aus dem Internet zu ziehen ist ja illegal, das wollten wir nicht. Wir dachten uns, eigentlich wäre folgende Geschäftsidee ideal: Man kauft sich die Filme ein und vertreibt sie dann über einen großen Server legal im Internet. Aber da haben wir schnell gemerkt, dass wir mit dieser Idee keine Chance haben, weil das ganze zu komplex wäre. So sind wir dann über mehrere Entwicklungsschritte auf die DVD-Idee gekommen.

Wie ging es dann in Deutschland weiter? Die Partner aus dem Ausland waren dann ja nicht mehr im Boot.

Als das Unternehmen später konkreter wurde, mussten wir die beiden leider rausnehmen. Es wäre in Bezug auf Investoren nicht mehr zu rechtfertigen gewesen. Die hätten sicher gefragt: Wie kann jemand im Unternehmen effektiv helfen, wenn er in Holland oder Finnland sitzt? Deswegen mussten wir die Zusammenarbeit bedauerlicherweise beenden. Wir haben dann unser Grundgerüst aus Schweden mit Veit Blumschein und Jens Kutschera überarbeitet, und so entstand das jetzige Konzept. Am 7. April 2006 wurde schließlich die S-BOXX GmbH gegründet.

Wie gestaltete sich der sicher schwierige Weg der Unternehmensgründung?

Das Grundproblem besteht darin, dass das ganze Konzept mit Eigenmitteln nicht zu bewältigen ist. Wir wollen ja einen Massenartikel in den Markt bringen, der sich eben auch nur bei einer großen Absatzzahl rechnet. Da hat man mit ziemlich vielen Problemen zu kämpfen, wie beispielsweise mit der Warenvorfinanzierung. Außerdem haben wir kein Büro und arbeiten noch zu Hause in unseren Wohnungen. Somit fehlt aus Kostengründen schon mal die ganze Büroperipherie. Das legt einem schon Steine in den Weg. Heutzutage ist es bei Banken unglaublich schwer, überhaupt finanzielle Unterstützung zu bekommen, und so sind wir seit Anfang des Jahres intensiv auf der Suche nach Sponsoren.

Wie lief der Businessplan-Wettbewerb Nordbayern ab?

Dieser Wettbewerb läuft in drei Phasen ab. In der ersten Phase muss man sieben Seiten abgeben, in denen man seine Geschäftsidee vorstellt. Bei Phase zwei erstellt man seinen Grob-Businessplan. Das sind so in etwa 20 Seiten. Die letzte Phase sind 30 Seiten Detail-Businessplan. Momentan sind zwei Phasen abgeschlossen, und für die dritte war der Abgabetermin der 30. Mai. Im Prinzip erweitert man in jedem Abschnitt sein Konzept und beschreibt es detaillierter. Gut ist, dass jedes Mal der gesamte Plan bewertet wird und man in jeder Phase einsteigen kann.

Inwieweit war dieser Wettbewerb für das Projekt hilfreich?

Wir brauchten einen Businessplan, um in der Lage zu sein, Investoren anzusprechen. Bei diesem Wettbewerb bekommt man immer ein klares Feedback von Experten, und es werden viele Veranstaltungen organisiert. Zudem gibt es eine Anleitung, wie man einen Businessplan schreibt. Diese kann man sich auf der Homepage des Netzwerks Nordbayern runterladen. Das Netzwerk hat gute Kontakte zu Investoren. Für uns war dieser Wettbewerb das Beste, was wir machen konnten, um vorwärts zu kommen.

Nach dem Interviewtermin präsentierten die Jungunternehmer ihr Konzept in der Übung zur Vorlesung „Wachstumsorientierte Unternehmensgründung“ und standen den interessierten Studierenden für Fragen zur Verfügung. Ebenfalls anwesend waren vier Juroren, die S-BOXX während des Businessplanwettbewerbs schon bewertet hatten und vor der Hörerschaft nochmals auf Stärken und Schwächen des Businessplans hinwiesen. Die Zuhörerinnen und Zuhörer bekamen einen Eindruck, wie streng die Juroren bewertet hatten, und wie schwierig der Weg zu einem florierenden Unternehmen in der Tat ist.