Alfred HemmerleinG. Barthenheier/Universitätsarchiv Bamberg (Bestand XIV, TNP 000535 001)

Alfred Hemmerlein anlässlich seines 60. Geburtstages im Jahr 1995

Fotograf unbekannt/Universitätsarchiv Bamberg (Bestand XIV, TNP 000131 001)

Martina Petermann im Januar 2002

- Patricia Achter

Tod des ersten Kanzlers und der ersten Kanzlerin

Alfred Hemmerlein und Martina Petermann setzten sich mit viel Engagement für die Universität Bamberg ein.

Innerhalb weniger Tage verstarben der erste Kanzler und die erste Kanzlerin der Universität nach Wiedergründung. Alfred Hemmerlein war der erste Kanzler der Gesamthochschule Bamberg, die 1979 wieder Universität wurde. Er ist am 18. Februar 2020 im Alter von 84 Jahren gestorben. Martina Petermann, die als erste Frau bayernweit im Jahr 2000 zur Kanzlerin der Universität Bamberg ernannt wurde, ist am 24. Februar 2020 mit 61 Jahren gestorben. „Wir trauern um zwei ehemalige Mitglieder der Universitätsleitung und Kollegen, die sich beide mit viel Engagement für die Universität Bamberg eingesetzt haben“, würdigt Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert die Verstorbenen.

Hemmerlein war der erste Kanzler

Alfred Hemmerlein wurde am 26. März 1935 in Bamberg geboren. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Innsbruck war er bei der Regierung von Oberfranken, im Landratsamt Stadtsteinach und im Landratsamt Bamberg tätig. 1972 übernahm er den Posten als Verwaltungsleiter der Gesamthochschule Bamberg, ein Jahr später wurde er zu ihrem ersten Kanzler ernannt. Zu Beginn leitete er ein halbes Dutzend nicht-wissenschaftliche Mitarbeitende. Bis zu seinem Abschied 1999 entstanden an der Universität und der Universitätsbibliothek insgesamt rund 280 Planstellen. 

Standort in der Altstadt

„Alfred Hemmerlein war maßgeblich daran beteiligt, die damalige Gesamthochschule Bamberg zur Otto-Friedrich-Universität auf- und auszubauen“, so Ruppert. Hemmerleins erste große Aufgabe bestand darin, die Philosophisch-Theologische Hochschule und die Pädagogische Hochschule mit ihren unterschiedlichen Traditionen zu einer Gesamthochschule zusammenzufügen. Das gelang ihm gemeinsam mit Rektor Prof. Dr. Dr. Othmar Heggelbacher und Rektorin Prof. Dr. Elisabeth Roth bis 1976. Mit enormen Baumaßnahmen begann er, die Universität in der Altstadt zu gestalten. Zusammen mit Präsident Prof. Dr. Siegfried Oppolzer baute Hemmerlein ab 1976 die Gesamthochschule massiv aus, deren Schwerpunkt auf Lehramt, Theologie und Philosophie lag. 1979 wurde sie eine Universität, die um geistes-, sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge anwuchs. Ab 1992 arbeitete Hemmerlein mit Rektor Prof. Dr. Alfred Hierold zusammen.

Bundesverdienstkreuz am Bande für Alfred Hemmerlein

Für seine außergewöhnlichen Verdienste um die Universität Bamberg erhielt Hemmerlein im Oktober 1996 das Bundesverdienstkreuz am Bande. In seiner Abschiedsrede im September 1999 verriet er, dass er sein wichtigstes Ziel erreicht hatte: „Die Otto-Friedrich-Universität ist entstanden und hat ihren Platz in der bayerischen Universitätslandschaft gefunden.“ Im Auftrag des Senats der Universität verlieh Hierold dem langjährigen Kanzler zum Abschied die Ehrenbürgerwürde. Hierold spricht noch heute lobend von seinem damaligen Kollegen: „Alfred Hemmerlein war ein sehr sachkundiger und engagierter Leiter der Verwaltung mit ruhigem Wesen. Er war auf den Ausgleich unterschiedlicher Interessen bedacht und trug viel zur Stabilität der Universität bei.“

Martina Petermann als erste Kanzlerin

Von 2000 bis 2007 war Martina Petermann die erste Kanzlerin der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Geboren wurde sie am 14. Januar 1959 in Nordhorn in Niedersachsen. Sie studierte Verwaltungswissenschaften an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin. Ab 1982 arbeitete sie in verschiedenen Ressorts der Berliner Senatsverwaltung und als Prüferin beim Rechnungshof von Berlin. 1992 wurde sie zur Kanzlerin der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig ernannt, ehe sie an die Universität Bamberg ging. 2007 wurde Petermann zur Vizepräsidentin für Verwaltung und Wirtschaftsführung an der Universität des Saarlandes ernannt. Nach sechs Jahren kehrte sie nach Bamberg zurück, wo sie freiberuflich arbeitete.

Verwaltung als serviceorientiert und modern

„Den Universitätsmitgliedern, die Martina Petermann kannten, bleibt sie als sehr offene, unkonventionelle und tatkräftige Kanzlerin in Erinnerung“, sagt Ruppert, der im Jahr 2000 Rektor der Universität Bamberg wurde. Sie hätten in den gemeinsamen sieben Jahren zum Beispiel 68 Professorinnen und Professoren erfolgreich berufen. Petermann selbst sagte damals, sie verstünde die Verwaltung als serviceorientiert, modern und flexibel. Ihr Anliegen war es, ein Zeichen dafür zu setzen, „dass Frauen stärker in Leitungspositionen gerufen werden.“ Sie setzte sich beispielsweise für die Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Karriere und Familie ein. 2005 erhielt die Universität Bamberg die Grundzertifizierung zum Siegel Familiengerechte Hochschule.

Umgewidmete Stellen, umstrukturierte Verwaltung

Die größte Herausforderung bestand für Petermann in der personellen und finanziellen Ausstattung. Von 3.500 geplanten Studienplätzen war die Universität Bamberg auf rund 8.000 Studierende im Jahr 2000 angewachsen. Das bayerische Finanzministerium gewährte keine weiteren Stellen. Um die neue Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik im Oktober 2001 einführen zu können, widmete Petermann Stellen um. Ein weiteres Großprojekt: Zum Sommersemester 2005 strukturierte sie die Universitätsverwaltung gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe um. Sie legten Arbeitsbereiche zusammen und strafften Führungsstrukturen.

Die Universität wird sich sowohl ihres ersten Kanzlers wie ihrer ersten Kanzlerin und ihres Einsatzes für Auf- und Ausbau der Universität dankbar erinnern.