Achtung: Hier kommt der AK Orient - in Signalfarben!

Der erste Gast: Marc Eichhorn vom Auswärtigen Amt.

Ulrike Tontsch erzählte über die Laufbahn am Goethe-Insitut.

- Felix Wiedemann

"Gehen Sie auf Botschaftsempfänge!"

Berufstag Orientalistik informiert Studierende über mögliche Schritte in die Zukunft

Orientalistik ist kein exotisches Wesen, sondern ein Studiengang mit praktischen und soliden Berufschancen. Dies vermittelte der Berufstag Orientalistik, der am 14. November im Rahmen der Career Days Orientalistinnen und Orientalisten an die Infostände und in die Seminarräume lockte. Hauptorganisatorin Johanna Johannson und ihr Team vom AK Orient sowie Referentinnen und Referenten aus verschiedenen Berufszweigen gaben Einblick in ihre Arbeit und versuchten alle offenen Fragen der Studierenden zu beantworten.  

Lebensform Auswärtiges Amt

Marc Eichhorn, stellvertretender Leiter des Referats Sicherheit und Geheimschutz im  Auswärtigen Amt (AA), läutete den Tag mit einem Vortrag über Karrieremöglichkeiten beim Auswärtigen Amt ein. Die schlimmsten, aber auch die besten Vorahnungen der Interessierten wurden von Eichhorn bestätigt: „Natürlich ist der Höhere Dienst beim Auswärtigen Amt für die Partner der Beamten besonders schwer.“ Die Trennungsrate liege bei 60 Prozent. Deswegen müsse man vollkommen mit Herzblut an der Arbeit hängen. „Das ist kein Job, das ist eine Lebensform.“

Dafür biete kaum ein anderer Beruf so viel Abwechslung. Durch das Rotationsprinzip seien Beamte im Höheren Dienst im Auswärtigen Amt nämlich dazu verpflichtet, sowohl Einsatzort als auch Aufgabenbereich alle drei bis vier Jahre zu wechseln. „Sie müssen sozusagen an jedem Ort alles können.“ Deswegen seien die Bewerbungsverfahren auch so streng, dass gerade einmal zwei Prozent der Bewerberinnen und Bewerber eine der begehrten Stellen erhalten. Und selbst Festangestellte könnten sich nicht sicher sein, tatsächlich dort eingesetzt zu werden, wo sie wollen. „Natürlich wird man Ihre Qualifikationen als Orientalistin oder als Orientalist berücksichtigen und Sie bevorzugt in islamischen Ländern einsetzen.“ Allerdings müsse man damit rechnen, womöglich lange Zeit in einem komplett anderen Teil der Welt zu arbeiten.

Der Leuchtturm deutscher Kultur

So wie das Auswärtige Amt das Aushängeschild deutscher Politik im Ausland sei, so sei das Goethe-Institut der „Leuchtturm“ deutscher Kulturpolitik. Diesen „Leuchtturm“ stellte anschließend Dr. Ulrike Tontsch vor, die während ihrer Dienstzeit beim Goethe-Institut unter anderem früher für die Leitung des Instituts in Barcelona zuständig war. „Das Goethe-Institut ist als Nichtregierungsorganisation im Gegensatz zum Auswärtigen Amt nicht weisungsgebunden.“ Es müsse sich auch nicht mit tagespolitischen Fragestellungen beschäftigen, sondern habe vor allem drei Aufgabenbereiche: Sprache, Kultur und Information.

Welche Perspektiven bieten sich hier den Bamberger Orientalistinnen und Orientalisten? „Um für uns tätig zu werden, lege ich Ihnen drei Wege besonders ans Herz“, so Tontsch: „Sie haben zum Beispiel die Möglichkeit, Praktika oder ein- bis zweijährige Volontariate zu absolvieren. Besonders interessant dürfte für Sie jedoch die Projektmitarbeit sein. Hier können Sie sich sicher durch Ihre speziellen Sprach- und Kulturkenntnisse von anderen Bewerbern abheben.“ Wer es dann zu einer Festanstellung geschafft habe, dürfe sich über – im Vergleich zum Auswärtigen Amt – etwas längere Rotationszyklen von fünf Jahren freuen. Außerdem würden individuelle Versetzungswünsche stärker berücksichtigt.

„Gehen Sie auf Botschaftsempfänge!"

Wie sich Orientalisten in der Wirtschaft durchsetzen können, erklärte den Studierenden dann ein ehemaliger Kommilitone. Alexander Rieper, mittlerweile als Abteilungsleiter für das Länderreferat des Nah- und Mittelost Vereins tätig, legte den interessierten Berufseinsteigern besonders nahe, Praktika zu absolvieren und Networking zu betreiben: „Wenn Sie mal in Berlin sind, dann gehen Sie auf Botschaftsempfänge.“ Diese Kontakte seien mindestens genauso wichtig wie Hard Skills und interkulturelle Kompetenzen. Gerade letztere müssten die Orientalisten besonders betonen. „Schließlich würde Ihnen nie ein solcher Fauxpas passieren, im Ramadan muslimische Gäste nachmittags zu Kaffee und Kuchen einzuladen.“

Für Hauptorganisatorin Johannson war es ein gelungener Tag, obwohl die Teilnehmerzahl hinter den Erwartungen zurück blieb. „Vermutlich haben viele Interessenten schon im letzten Jahr teilgenommen“, vermutet Johannson. „Trotzdem bleibt es wichtig, den Bamberger Orientalistik-Studierenden diese Informationsmöglichkeit zu bieten.“