Prof. Dr. Schlieder, Prof. em. Dr. Manfred Thaller, Prof. Dr. Guido Wirtz, Prof. Dr. Ulrik Brandes und Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert beim Festakt anlässlich der Gründung des ZIAI. (Fotos: Vera Katzenberger/Universität Bamberg)

Zum Festakt anlässlich der Gründung des ZIAI waren Gäste aus ganz Deutschland gekommen.

- Vera Katzenberger

Neues Zentrum für digitale Zukunft

Auftaktfeier des Zentrums für innovative Anwendungen in der Informatik

Neuartige Informatik-Anwendungen mit Mehrwert für geistes-, kultur-, sozial- und humanwissenschaftliche Fächer entwickeln: Das ist das Ziel des neuen Zentrums für innovative Anwendungen in der Informatik (ZIAI) der Universität Bamberg. In der Bamberger Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik (WIAI) ist diese fächerübergreifende Ausrichtung seit ihrer Gründung fest verankert und auch an anderen Fakultäten wird informatiknah geforscht. Mit dem ZIAI wurde nun eine Forschungseinrichtung geschaffen, an der Mitglieder aller Fakultäten bei der Entwicklung von Technologien und Anwendungen der Informatik zusammenarbeiten. Am 29. April fand die Auftaktveranstaltung des neuen Zentrums statt. Während des Festakts sprachen zwei Festredner: Prof. em. Dr. Manfred Thaller stellte aus geisteswissenschaftlicher Sicht, Prof. Dr. Ulrik Brandes aus informatischer Sicht vor, welche Chancen in der interdisziplinären Zusammenarbeit liegen. 

Herausforderungen der Zukunft innovativ angehen

„Das ZIAI ist der vorläufige Schlusspunkt eines langen Prozesses, viele verschiedene Fächer für die digitale Zukunft optimal aufzustellen und der Aufgabe des Wissenstransfers gerecht zu werden – und damit zugleich auch ein Start“, sagte der Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert in seinem Grußwort. 

Geschäftsführender Direktor des ZIAI ist Prof. Dr. Christoph Schlieder, Inhaber des Lehrstuhls für Angewandte Informatik in den Kultur-, Geschichts- und Geowissenschaften. Während der Auftaktveranstaltung erläuterte er die Funktion des Zentrums: „Im ZIAI sollen die interdisziplinären Forschungsaktivitäten zu Informatik-Anwendungen gebündelt werden. Unser gemeinsames Ziel ist die Erforschung neuer Technologien, die in der Praxis einen echten Mehrwert stiften und somit als Innovationen definiert werden können, um so durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der Angewandten Informatik und anderen Fächern Herausforderungen der Zukunft innovativ angehen zu können.“ Inzwischen zählen 20 Professorinnen und Professoren aus allen vier Fakultäten zu den Mitgliedern. Hinzu kommt eine wachsende Zahl von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern.

Informatik in Symbiose mit vielen Fächern

Die Arbeit des Zentrums zielt auf ein breites Spektrum an Anwendungsproblemen, die aus einem der folgenden Kompetenzfelder stammen: Digitale Überlieferung, sozio-technische Systeme, Interaktion und Kognition sowie digitales Lehren und Lernen. In der den Festakt begleitenden Ausstellung fanden sich über 20 Projektbeispiele, darunter digital aufbereitete Pläne in den Denkmalwissenschaften, kognitive Modellierungen in der Psychologie und informatische Analysen von sozialen Netzwerken.

Welche Forschungsfragen die Digital Humanities (deutsch: digitale Geisteswissenschaften) als interdisziplinäres Fach zwischen den Geisteswissenschaften und der Informatik beantworten kann, erklärte Prof. Dr. Manfred Thaller von der Universität Köln in seinem Festvortrag. „Die Informatik im Jahr 2016 befindet sich in enger Symbiose mit zahlreichen Fächern. Diese Interaktion fördert viele neue Lösungen zutage und bringt Innovation hervor“, sagte Thaller, der als einer der Gründungsväter der Disziplin Digital Humanities in Deutschland gilt. Im Fokus standen beim Festakt zur Eröffnung auch soziale Netzwerke. Prof. Dr. Ulrik Brandes von der Universität Konstanz stellte in seinem Vortrag vor, wie sozialwissenschaftliche Fragestellungen und die Weiterentwicklung von Algorithmen zur Analyse sozialer Netzwerke sich wechselseitig befruchten. Dabei ging es längst nicht nur um Facebook oder Twitter. „Ein soziales Netzwerk ist etwas anderes, als viele sich erst einmal vorstellen. Es bietet vor allem ein Erklärungsmuster, wie Menschen miteinander agieren und wie Handlungen entstehen“, sagte er. Dabei fehle es in der Netzwerkforschung aber noch an Methoden. Algorithmen könnten sich hier als ein hilfreiches Werkzeug bewähren.

Besonders wichtig für Prof. Dr. Guido Wirtz, Vizepräsident für Technologie und Innovation, ist die Wirkung des Zentrums in Oberfranken: „Das ZIAI dient als Ansprechpartner für informatiknahe Forschungskooperationen, aber auch für Unternehmen in der Region. So kann die Universität Bamberg einer ihrer wichtigsten Aufgaben im Rahmen der TechnologieAllianzOberfranken, mit der lokalen Wirtschaft zusammenzuarbeiten, noch besser gerecht werden.“ Darüber hinaus sei die Universität mit dem neuen Zentrum gut für weitere Aktivitäten im Rahmen der Digitalisierungsoffensive der Bayerischen Staatsregierung aufgestellt. 

Die Vernetzung der Informatik mit den Kultur- und Geisteswissenschaften stärkt die Digital Humanities und somit den Fachbereich Angewandte Informatik in Bamberg, der seit Gründung der Fakultät WIAI beständig aufgebaut wird. Auch innerhalb der bundesweiten Forschungslandschaft ist dieser Schwerpunkt deutlich sichtbar. Seit Anfang des Jahres ist Bamberg mit dem Cluster „Digitale Sozial- und Geisteswissenschaften“ auf der Forschungslandkarte der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) vertreten. Wirtz betont: „Das ZIAI sorgt dafür, dass die Angewandte Informatik als Teil unseres Forschungsprofils weithin sichtbar wird.“