Das Thema der Abschiedsvorlesung von Prof. Kupsch war sehr aktuell: Das Rechungswesen soll international vereinheitlicht werden (Bild: Pixelquelle).

Frank Wimmer erinnerte in seiner Laudatio an vergangene Zeiten.

Zum Abschied schenkten die Studierenden Peter Kupsch einen roten Eimer (Bilder: Heimo Sperling)

- Heimo Sperling

Die größten Änderungen im Bilanzrecht seit über 20 Jahren

Professor Kupsch verabschiedet sich mit Vortrag zum BilMoG

Das Thema der Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Peter Kupsch am 17. Juli hätte kaum aktueller sein können: Es ging um den Regierungsentwurf des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes. Zahlreiche Studierende, Freunde und Wegbegleiter aus Wirtschaft, Politik und Hochschule feierten mit ihm den Abschied in einen aktiven Ruhestand.

Am 21. März 2008 hat die Bundesregierung den Entwurf eines Gesetzes zur Modernisierung des Bilanzrechts (BilMoG) beschlossen. Es handelt sich um die größte Änderung des Bilanzrechts seit über 20 Jahren. Der Bundestag wird das Gesetz voraussichtlich nach der Sommerpause mit Inkrafttreten zum 1. Januar 2009 verabschieden. Welche Änderungen sich gegenüber der bisherigen Gesetzgebung ergeben und wie diese zu bewerten sind, dieser Frage ging Prof. Dr. Peter Kupsch anlässlich seines Abschiedes von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg nach. Der genaue Titel des Vortrags am 17. Juli 2008 lautete: „Zur Entwicklung einer normativen Basis für die externe Rechnungslegung von Unternehmen“.

Mit der Verabschiedung von Prof. Dr. Peter Kupsch, der seit 1980 den Lehrstuhl für Betriebliche Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung innehatte, geht für die Betriebswirtschaftslehre in Bamberg auch eine Epoche zu Ende. In über 25 Jahren prägte Kupsch die Betriebswirtschaftslehre in Bamberg entscheidend mit, führte der Dekan der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Prof. Dr. Johannes Schwarze, in seiner Begrüßung aus. Zu seiner Verabschiedung waren auch Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert und Prof. Dr. Wolfgang Grewe, Senior Partner von Deloitte Deutschland, erschienen. Kupschs Kollege Prof. Dr. Frank Wimmer und seine ehemalige Assistentin Dr. Gabriele Rautenstrauch von der Europäischen Kommission, Generaldirektion für Steuern und Zollunion, hielten die Laudationes.

Mehrdimensionale Zweckstruktur des Jahresabschlusses nach HGB bleibt erhalten

Mit dem Entwurf des Gesetzes zur Modernisierung des Bilanzrechts setzt die Bundesregierung EU-Richtlinien um. Die International Financial Reporting Standards (IFRS) der privatrechtlichen Organisation des International Accounting Standards Board (IASB), die bereits seit 2005 in Deutschland für börsennotierte Konzerne Anwendung finden, haben das Ziel einer internationalen Vereinheitlichung des Rechungswesens. Gegenüber dem HGB sind die IFRS zweckmonistisch mit alleinigem Fokus auf die Informationsfunktion der Bilanz. Dem HGB dagegen liegt eine mehrdimensionale Zweckstruktur zugrunde, neben der Informationsfunktion kennt es auch die Ausschüttungsbemessungsfunktion und die Steuerbemessungsfunktion. Der neue Gesetzesentwurf behält diese mehrdimensionale Zweckstruktur bei, die Informationsfunktion der Bilanz wird jedoch gestärkt. Kritisch sah Kupsch die tendenzielle Aufhebung des Realisationsprinzips für Finanzinstrumente durch das BilMoG.

Erste Hilfe nach der Wende und ein kleiner roter Eimer

Prof. Dr. Frank Wimmer, Inhaber des Lehrstuhls für Absatzwirtschaft, erinnerte in seiner Laudatio an ein Engagement der Bamberger BWL nach der Wiedervereinigung. Gemeinsam mit Prof. Kupsch leisteten er und weitere Professoren 1990/91 „erste Hilfe“, so Originalton einer damals berichtenden Zeitung, beim Nachqualifizieren von Absolventen der TU Dresden für die Marktwirtschaft. Er hob ebenfalls hervor, wie Prof. Kupsch an der Einführung der innovativen Studiengänge Europäische Wirtschaft und Wirtschaftsinformatik an der Fakultät beteiligt gewesen ist.

Kupschs ehemalige Assistentin, Dr. Gabriele Rautenstrauch, bedankte sich bei Prof. Kupsch im Namen der über die Jahre hin insgesamt 22 Assistenten des Lehrstuhls für die gute Betreuung und Zusammenarbeit in der gemeinsamen Zeit. Prof. Dr. Wolfgang Grewe rief die bedeutende wissenschaftliche Leistung Kupschs, seine Verdienste um die Verzahnung von Theorie und Praxis in der Ausbildung von Wirtschaftsprüfern und seine enorme aus einer sechzehnjährigen Tätigkeit im Hauptfachausschuss des Instituts der Wirtschaftprüfer in Deutschland resultierende Erfahrung ins Gedächtnis. Besonders nett: Die Studierenden schenkten Prof. Kupsch zum Abschied einen kleinen roten Eimer, mit dem Hinweis, dass er in seinen Vorlesungen die Inhalte oft am Beispiel eines Eimerproduzenten veranschauliche.

Im Anschluss an den offiziellen Teil ging die Abschiedsfeier am Büfett und bei Getränken noch lange weiter.