K. Kothieringer

Erste Geländekampagne am Oppidum Závist erfolgreich durchgeführt

Von der BTHA gefördertes Forschungsprojekt "Oppidum Závist im 21. Jahrhundert - Neue Fragen, Forschungs- und Lehrmethoden" ist erfolgreich gestartet

Vom 5. bis 14.10.22 fand die erste (geo-)archäologische Geländekampagne im Rahmen des dreijährigen, von der Bayerisch-Tschechischen Hochschulagentur (BTHA) geförderten Forschungsprojekts am „keltischen“ Oppidum Závist südwestlich von Prag statt. Beteiligt waren von Bamberger Seite die Projektleitenden Till Sonnemann und Katja Kothieringer mit fünf Studierenden sowie der Leiter des tschechischen Teilprojekts Daniel Bursák von der Karls-Universität Prag mit drei Studierenden. Bei durchweg bestem Wetter wurden sowohl nicht-invasive, geophysikalische Messungen mit dem Georadar als auch (minimal-)invasive, archäologisch-bodenkundliche Bohrungen und Grabungen durchgeführt. Räumlich lag der Fokus der Aktivitäten in dem knapp 120 ha großen Areal der von mehreren Befestigungswällen umgebenen Höhensiedlung auf einem Teilabschnitt der bewaldeten Flächen direkt unterhalb der Akropolis sowie auf der vorgelagerten, heute durch Wiesenvegetation und Ackerbau geprägten sogenannten "Vorburg". Anders als auf den zum Teil sehr steilen Hängen des Oppidum-Hügels, der eher als Rückzugsort interpretiert wird, haben die Menschen auf den Flächen der Vorburg in der Eisenzeit vermutlich längerfristig gesiedelt und sich landwirtschaftlich versorgt.

Ziel der Pilotkampagne war es, die Methode des Georadars auf verschiedenen, (un-)bewaldeten Flächen zu testen und mittels Prospektion und Grabung einen Eindruck von der topographieabhängigen, (prä-)historischen Sedimentverlagerung zu gewinnen. Dies konnte erfolgreich umgesetzt werden: Feldarbeiten und erste Auswertungen zeigen an bestimmten Standorten überdeckte, potentielle archäologische Strukturen und im Zuge der vergangenen Bodenerosion verlagerte Sedimente (Kolluvien), deren Zeitstellung nun mit verschiedenen Analysen wie der Radiokohlenstoffdatierung (14C) und Optisch Stimulierter Lumineszenzdatierung (OSL) weiter untersucht wird. Wie verschiedene Flächen innerhalb und außerhalb der Befestigungswälle in prähistorischer Zeit - und auch später noch im Mittelalter - genutzt wurden, sollen geochemische Analysen zeigen, die im Rahmen der Forschungskooperation zum Teil auch an der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag durchgeführt werden können. Die interdisziplinären Arbeiten werden in den nächsten beiden Jahren im Rahmen weiterer Geländekampagnen fortgesetzt und die Ergebnisse bei Workshops wechselweise in Bamberg und Prag diskutiert sowie auf internationalen Tagungen vorgestellt.