Bierkultur. Rund ums Bier in Franken
Ein Projekt des Fränkische Schweiz-Museums in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Volkskunde/Europäische Ethnologie
Obwohl in Oberfranken Bier schon im Hochmittelalter gebraut wurde, beherrschte noch bis ins 17. Jahrhundert der Weinbau auf südlich exponierten Hängen das Landschaftsbild. Sowohl klimatische als auch wirtschaftliche Veränderungen führten dann dazu, dass das Bier den Wein völlig in den Hintergrund treten ließ. Heute ist Oberfranken durch die Vielzahl seiner Brauereien und dadurch bedingt seiner Bierspezialitäten weithin bekannt. Die Gemeinde Aufseß kam sogar mit der höchsten Brauereidichte pro Einwohner in das Guinness- Buch der Rekorde:
Die Ausstellung zeigt eingangs den Veränderungsprozeß auf und spürt die Entwicklung der Brautechnologie nach. Hierbei wird auch verdeutlicht, dass in Nürnberg schon um 1300 ein Reinheitsgebot erlassen wurde.
Neben den Klöstern hatten in Franken seit dem Mittelalter die Bürger der Märkte und Städte das Braurecht inne. Aus diesen Kommunbrauereien gingen ab dem 17. Jahrhundert eine Vielzahl von Privatbrauereien hervor, die z. T. eine mehrhundertjährige Tradition aufweisen.
Dokumentiert werden in der Ausstellung auch als Besonderheit die Hausbrauer in der Fränkischen Schweiz, Landwirte, die aus selbst angebauter Gerste in Brauereien ihr eigenes Bier brauen lassen. Das frisch vergorene Bier bringen sie dann in die eigenen Keller, wo es vor dem Verzehr nachreift.
Bierkultur umfasst aber mehr als nur Braukunst und Brauereigeschichte. Das Projekt Brauereikultur geht deshalb auf die Bierkeller und die damit verbundenen Feste ebenso ein wie auf soziale Aspekte.
Schenke und Wirtschaft bildeten einst für die männliche Bevölkerung den Mittelpunkt des dörflichen Lebens. Beim Singen im Wirtshaus, sei es nun spontan oder im Rahmen der Zusammenkünfte der Gesangsvereine, kommen Hopfen, Malz und Bier immer wieder vor. Bier wird in Schlagern der 60er Jahre ebenso besungen wie in den heute aktuellen Musikrichtungen.
In der Literatur wird fränkisches Bier gleichfalls herausgehoben: Jean Paul erwähnt es mehrfach, und auch der Sachse Karl May kommt in seinen Werken auf Erlanger Bier zu sprechen!
Darstellungen von an der Herstellung von Bier beteiligten Berufen finden sich häufig in der Kunst. Unter der Vielzahl von Künstlern, die sich mit diesem Motivschatz befaßten, finden sich auch so große Namen wie Franz Hals, Jan Ster, Claude Monet, Rudolf Schießtl und Pablo Picasso.
Die Zunftpatrone der mittel- oder unmittelbar am Brauprozeß beteiligten Berufe, die sog. Bierheiligen, vermitteln nicht nur zwischen Gesellschaft und Kirche, sie finden sich auch in der (Volks-)kunst wieder.
Wirtschaftliche Aspekte spricht die Ausstellung ebenfalls an. Die Spannbreite reicht dabei vom Handel mit Bier und seinen Ausgangsstoffen über Fragen der Bedeutung der Bierbesteuerung für die staatliche und kommunale Obrigkeit bis hin zur Bedeutung der vielen kleinen Brauereien in Franken und deren Rolle bei der Entwicklung der Region. Angesprochen wird auch deren Vermarktung und Bedeutung für den Tourismus.
Last but not least stellt die Ausstellung auch Aspekte des Sammelns von Brauereiwerbemitteln als einem beliebten Hobby vor, welches Menschen mit gemeinsamen Interessen auch über weite Entfernungen zusammenführt. Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Begleitband.
Die Ausstellung ist im Rahmen der normalen Öffnungszeiten des Museums (dienstags bis sonntags von 10-17 Uhr), bis zum 7. November 2004 zu sehen.