Klaus Groh/Universität Bamberg

Dieses Jahr wird Nicola Groh mit ihrem Jungpferd Bailey wieder an der EM der Appaloosa in Aachen teilnehmen.

- Julia Dreßen

Im Westernsattel Richtung Doktortitel

Grundschulpädagogin Nicola Groh zwischen Promotion und Leistungssport

Das erste Turnier mit 12, die erste Medaille mit 16. Und heute mit gerade einmal 26 Jahren kann Nicola Groh schon auf eine erfolgreiche Karriere im Westernreiten zurückblicken und unter anderem 34 Medaillen in verschiedenen Disziplinen bei insgesamt acht Europameisterschaften ihr eigen nennen. Die Sportlerin studierte in Bamberg Grundschullehramt und arbeitet seit April 2015 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik, hält Seminare, betreut Zulassungs- und Hausarbeiten und schreibt ihre Doktorarbeit zur Gestaltung von Inklusion im Schulunterricht. Langweilig wird es ihr dabei nicht, aber die gebürtige Pödeldorferin sagt ganz klar: „Zu effektiver Arbeit, welche die 40-Stunden-Woche bei weitem überschreitet, gehören Phasen der Entspannung und die finde ich bei meinen beiden Pferden.“

Mit fünf Jahren beginnt Nicola Groh mit dem Reitsport und entdeckt vier Jahre später ihre Leidenschaft für das Westernreiten, das seinen Ursprung in der Arbeitsreitweise der amerikanischen Cowboys hat. „Es ist einfach eine schöne Form des Reitens, eine Art Lebensgefühl, das sich besonders durch Loslassen auszeichnet. Man gibt dem Pferd nur einen kurzen Impuls und steuert ganz viel über die Körpersprache – ein perfektes Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier“, erklärt Nicola Groh. Durch eine Kader-Trainerin in ihrem damaligen Stall in Buttenheim rutscht sie in den Leistungssport hinein und gewinnt bei der Europameisterschaft im Westernreiten 2008 bereits ihren ersten EM-Titel. Seitdem ist sie ihrem Hobby treu geblieben, hat mit ihrem mittlerweile 18-jährigen Wallach „Suspicionofexecutive“, genannt „Jack“, sechs Gold-, 15 Silber- und 12 Bronzemedaillen bei sieben Europameisterschaften erzielt und es mehrfach unter die Top 10 der Weltrangliste geschafft.

Auch mit ihrem Nachwuchspferd erfolgreich

„Jack“ ging damit in den wohlverdienten Ruhestand. Seit 2016 liegen Nicola Grohs Hoffnungen und Erwartungen auf ihrem dreijährigen Nachwuchspferd „TL Golden Commander“ mit dem Spitznamen „Bailey“. Eigentlich wollten es die beiden im letzten Jahr langsam angehen lassen, doch Bailey überzeugte direkt in seinem ersten Wettkampf und konnte sich eine Bronzemedaille bei der Europameisterschaft der Appaloosa in Aachen sichern. Appaloosa eignen sich für den Westernreitsport besonders gut, da sie äußerst lernfähige Sportpferde sind, die je nach Eigenschaften für die verschiedenen Wettkampf-Disziplinen eingesetzt werden können: Ob Geschicklichkeitsaufgaben und Hindernisse bewältigen beim Trail, punktgenaue fliegende Galoppwechsel bei der Disziplin des Western Riding oder spektakuläre Drehungen und abrupte Stopps beim sogenannten Reining – der Westernreitsport ist äußerst vielfältig.

Dieses Jahr wird Nicola Groh mit ihrem Bailey wieder an der EM der Appaloosa in Aachen vom 11. bis zum 15. Oktober 2017 teilnehmen. Ab dem nächsten Jahr soll es für den Kleinen dann so richtig mit fünf bis sechs Wettkämpfen losgehen – weiterhin in einer speziellen Wettkampfklasse für Jungtiere. Zwei bis drei Stunden verbringt die 26-Jährige täglich im Stall in Failshof bei Burgebrach. Die Ausbildung von Bailey wird dabei jeden Tag ein Stück vorangetrieben, um ihn schon jetzt für die anstehenden Wettkämpfe fit zu machen. „Es ist natürlich ein zeitintensives Hobby, das sich aber durch gutes Zeitmanagement mit dem Job vereinbaren lässt. Außerdem zeigen meine Kollegen großes Verständnis für meinen Sport und auch meine Doktormutter Marianne Schüpbach unterstützt mich sehr“, erklärt Nicola Groh.

Universität Bamberg fördert Spitzensportler

Bereits während ihres Grundschullehramtsstudiums meisterte sie die Doppelbelastung mit jeder Menge Disziplin und achtete besonders darauf, dass sich Hobby und Arbeit nicht zu sehr in die Quere kommen. Unterstützt wurde sie dabei durch die Universität Bamberg, die seit 2005 Partnerhochschule des Spitzensports ist. Durch die Kooperation kann es die Universität derzeit 13 jungen Athleten ermöglichen, Studium und Leistungssport zu vereinbaren. Nicola Groh erhielt beispielsweise Hilfe bei der Verschiebung von Fristen und Prüfungszeiträumen. Für Belange dieser Art tritt Prof. Dr. Stefan Voll ein, Leiter des Sportzentrums und der Forschungsstelle für Angewandte Sportwissenschaften. „Ich muss besonders unsere Dozierenden loben, die sehr entgegenkommend sind und großes Verständnis für die Parallelität von Studium und Spitzensport aufbringen“.

Traumjob schon gefunden

Ihr Hobby zum Beruf machen wollte Nicola Groh trotz aller Förderung nie: „Ich wusste schon immer, dass ich etwas mit Menschen machen möchte. Der Austausch mit den Studierenden in den Seminaren auf der einen und die Forschung auf der anderen Seite machen die Arbeit zu meinem Traumjob, und ich würde auch nach meiner Promotion sehr gerne an der Uni bleiben“. Die Tage werden dann auch weiterhin gut gefüllt sein, aber Nicola Groh blickt positiv in die Zukunft: „Es kommt immer darauf an, wie sehr man etwas will. Ich habe meine Ziele und möchte sie alle erreichen, sowohl an der Uni als auch im Westernreiten und bis jetzt hat alles gut geklappt.“ Zum Cowboyhut kommt also bestimmt bald der Doktorhut hinzu.