Jonglieren - mit Bällen oder brennenden Keulen - liegt den Bamberger Studenten im Blut. (alle Bilder: passing-by)

Seit über zehn Jahren ein erfolgreich eingespieltes Team: Tobias Thiel und Fabian Rieger.

Auf fast allen Universitätsfesten mit Vorort: hier beim Altstadtfest 2004.

Treffpunkt für alle Jonglierbegeisterten und die, die es noch werden wollen: das Treppenhaus vor dem Audimax in der Feki.

Neben Straßen- und Bühnenshows prägen in jüngster Vergangenheit auch immer öfter Feuershows den Charakter der Auftritte von "Passing-by".

- Iris Breker

Vom künstlerischen „no-name-product“ zu „Passing-by“

Wochentags pauken im Hörsaal, am Wochenende gaukeln und jonglieren

„Liebe Zuschauer, wir zeigen ihnen jetzt wie man mit Feuer jongliert. Nachmachen in den eigenen vier Wänden nicht zu empfehlen.“ So klingt es, wenn Tobias Thiel und Fabian Rieger alias „Passing by“ in Jonglier-Aktion sind. Gemeinsam sind die beiden Bamberger Studenten seit über zehn Jahren ein eingespieltes Team und begeistern mit ihren Shows. Zuletzt gewannen sie den Publikumspreis beim Straßenfestival „Bamberg zaubert 2005“ – ein weiterer Aufschwung in ihrer Artistenkarriere.

Die Luft knistert vor Spannung: Dicht drängen sich die Leute aneinander, die Kids in der ersten Reihe ballen vor Aufregung ihre kleinen Hände zu Fäusten oder fassen ihren Nachbarn spontan an den Händen. Jetzt ist es endlich soweit: Fabian Rieger sucht sich sechs Freiwillige, die ihm beim Entzünden der Fackeln behilflich sind. Und dann geht es los! Schnell und fast funkenlos scheinen die Fackeln in der Jonglage-Show der beiden Bamberger Künstler zu schweben. Das Publikum klatscht begeistert und spontan rufen die ersten „Zugabe“.

„Jonglieren liegt mir im Blut“

Fabian Rieger lernte schon mit sieben Jahren von seinem Vater das Jonglieren. „Hätte ich Tobias nicht getroffen und es die AG Bewegungskünste am Kaiser-Heinrich-Gymnasium nicht gegeben, hätte mich das Jonglierfieber wahrscheinlich nicht gepackt“, berichtet der Bamberger Student der Politikwissenschaften. Auch Tobias Thiel ist sich sicher: „Jonglieren liegt mir im Blut und zusammen mit Fabian ist es doppelt gut. Wir sind ein fest eingespieltes Team und vier Hände jonglieren einfach besser als zwei.“ Bei beiden entwickelte sich das Jonglieren, nicht zuletzt über die 1993 gegründete AG Bewegungskünste, sehr schnell zu einem mehr als privaten Hobby mit regelmäßigem Training. Immer mehr begannen sie sich auf ihre Zwei-Mann-Show mit mindestens sechs Jonglierbällen zu spezialisieren, an dem Programm zu feilen und verstärkt im privaten Bereich aufzutreten. „Das Problem, was wir auch heute noch bei unseren Shows haben, ist, dass man vorher nie weiß, wie das Publikum sich am Geschehen beteiligt. Schwierig wird es dann, wenn zwar zehn Leute im Publikum stehen, aber niemand eine Reaktion zeigt und somit kein Dialog möglich ist“, so der Wirtschaftsinformatikstudent Tobias Thiel. 

Im Sommer 2000 nahmen Fabian und Tobias am Nachwuchswettbewerb des Straßenkünstlerfestes „Bamberg zaubert“ teil und gewannen den 1. Preis. „Nun war es an der zeit, uns ‚no-names’ einen Namen zu geben“, so Tobias Thiel. Da es sich um zwei Künstler handelt, die sich gegenseitig Keulen zuwerfen, lag das englische Wort „passing-by“ als zukünftige Bezeichnung des Duos nah. Seit dem Preiserfolg wird das Programm der beiden permanent perfektioniert. Neben Straßen- und Bühnenshows prägen in jüngster Zeit auch Feuershows die Showhöhepunkte. Dass es dabei bisweilen ganz schön heiß hergehen kann, weiß Tobias Thiel zu berichten: „Die Jongliertechnik muss schon perfekt sitzen, bevor man sich an brennende Fackeln wagen sollte. Aber alles sieht gefährlicher aus, als es ist. Verbrennungen gibt es so gut wie nie – man merkt einfach im Vorfeld, ob die Keule gut in der Luft liegt. Wenn nicht, besser auf den Boden fallen lassen anstatt zu fangen.“ Die Flammen entstehen durch Verbrennung von verdampfenden Flüssigkeiten. Die Jongliergegenstände sind meistens mit Fackeldocht bzw. Kevlargewebe umwickelt. Dieses wird mit den entsprechenden Flüssigkeiten getränkt und nach dem Austropfen und Ausschütteln entzündet. 

Die (Fortbewegungs-)Kunst auf Municycles

Doch nicht nur das Jonglieren und die Kunst des Diabolos haben es Tobias Thiel und Fabian Rieger angetan. Seit kurzem machen sie zudem die Wege und Straßen der Altstadt mit ihren Einrädern unsicher und ernten die Bewunderung so manches Spaziergängers, der sich nicht auf die Schwindel erregende Höhe der sogenannten Municycles traut. Einrad ist klar, denkt sich so mancher erstaunte Beobachter, aber was bedeutet denn Municycle genau: Unicycle ist Englisch für Einrad. "m" steht für mountain. So ein Municycle oder kurz Muni ist also ein Mountaineinrad oder Geländeeinrad. Ein Muni ist aus speziellen Teilen zusammengebaut: Dicke Reifen, die im Gelände gut Stöße schlucken und hohe Sprünge abfedern, breite Felgen, griffige Metalpedale, stabile Naben und Kurbeln, sind die Kennzeichen. 

Geschichte der Jonglage

Dass sich "Passing-by" in die lange Tradition einreiht, zeigt ein Blick auf die Geschichte der Jonglage. Eigentlich kann man mit allem was fliegt mehr oder weniger gut jonglieren, manche Artisten versuchen ihr Glück sogar mit laufenden Kettensägen. Jonglieren ist eine Mischung aus kreativer Betätigung und Sport: Reaktionsvermögen, Geschicklichkeit, Konzentration, Rhythmus und räumliches Vorstellungsvermögen sind genauso gefragt wie Ausdauer und Spaß an der sportlichen Betätigung. Jonglieren in seiner heutigen Form mit immer mehr Raffinessen und gleichzeitigen Balanceakten auf Seilen, Stelzen, Einrad gibt es seit etwa 100 Jahren. Nachweislich jongliert wurde jedoch schon vor Tausenden von Jahren – Abbildungen aus dem alten Ägypten und auch aus China dienen als geschichtliche Quellenbelege. Auch bei den Römern und Griechen stand das Jonglieren hoch im Kurs. Ab dem Mittelalter zogen die Gaukler mit ihren Jonglier-Vorführungen durch Städte und Dörfer. 

Hautnah erleben kann man das Bamberger Studenten-Duo immer Dienstag zwischen 19 und 22 Uhr beim Jonglage-Training (vor dem Audimax an der Feki) an der Universität Bamberg. In der Regel sind fünf bis fünfzehn Leute da. Der Jongliertreff ist allerdings kein Workshop, bei dem sich permanent jemand um einen kümmert, schließlich wollen alle auch selbst zum Üben kommen – Eigeninitiative ist also gefragt. „Bei unseren Treffen werden die neusten Tipps und Tricks aus der Szene besprochen, eingeprobt und diskutiert. Zudem haben sowohl Profis als auch Laien die Möglichkeit, ihre persönliche Show vor einem fachkundigen Publikum zu präsentieren und Lob, aber auch Kritik zu ernten“, so Tobias Thiel. Was man mitbringen sollte: etwas Erfahrung und jede Menge Spaß am Jonglieren – ob mit Bällen, Keulen oder sonstigen Gegenständen. Tobias Thiels Tipp für alle angehenden Jongleure: „Nie den Mut aufgeben und immer schön am Ball bleiben und am Ballgefühl arbeiten. Irgendwann kommt der Tag, da fliegen die Bälle wie von alleine durch die Luft.“