Die Preisträger und ihre Bamberger Betreuer und Gutachter zusammen mit dem Vorsitzenden der Hans-Löwel Stiftung, Ulf Schmitt (rechts), und dem Rektor der Universität, Godehard Ruppert (2. von rechts) (Bilder: Monica Fröhlich)
Erfolgreicher Nachwuchs
Die deutschen Hochschulen sind mehr denn je auf private Fördermittel angewiesen. Ein vorbildliches Beispiel für einen solchen Spender war der in Plauen geborene Unternehmer Hans Löwel. Kurz vor seinem Tod 1996 gründete er zusammen mit seiner Frau Edith die Hans-Löwel-Stiftung, die unter anderem junge Bamberger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auszeichnet.
Die Hans-Löwel-Stiftung vergibt alle zwei Jahre an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern der Otto-Friedrich-Universität Bamberg einen Preis für herausragende Dissertationen und Habilitationen. Am 17. Juli wurde in der AULA der Universität zum fünften Mal die Ehrung vorgenommen und die Preissumme von insgesamt 17.500 Euro ausgeschüttet. Ulf Schmitt, Mitglied des Stiftungsvorstands, und Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert, Rektor der Universität, zeichneten die Preisträger aus.
Dr. Joachim Behnke erhielt den Stiftungspreis für seine Habilitationsschrift zum Thema „Das Wahlsystem der Bundesrepublik Deutschland. Logik, Technik und Praxis der Verhältniswahl“. Dabei betonte sein Betreuer Prof. Dr. Reinhard Zintl die Leistung Behnkes, eine Verbindung zwischen den drei Fachbereichen gefunden zu haben. Es gäbe in der Regel nur Spezialisten auf den einzelnen Gebieten des deutschen Wahlrechts, was häufig zu falschen Theorien führe.
Zeichen für Gleichberechtigung
Eine Forschungslücke schließt auch Dr. Irene Tokarski mit ihrer Dissertation über „Kirche und Partizipation in Bolivien“, die das Engagement der bolivianischen Kirche gegen Armut zum Gegenstand hat. Ihre Studie enthält dabei sozialethische sowie theologische Ansätze. Die Expertin für Entwicklungspolitik in der Deutschen Botschaft in La Paz konnte leider nicht persönlich anwesend sein, vertreten wurde sie aber von ihrer Doktormutter Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins, die den Stiftungspreis stellvertretend entgegennahm.
Mit der Auszeichnung von drei Nachwuchswissenschaftlerinnen wurde ein Zeichen für ein ausgewogenes Verhältnis der Geschlechter im wissenschaftlichen Betrieb gesetzt. So erhielt auch Ulrike Fauerbach eine Auszeichnung. Die Ägyptologie-Studentin hängte nach ihrem Universitätsabschluss ein Aufbaustudium am Institut für Denkmalpflege und Bauforschung in Bamberg an. Ihre Dissertation widmet sich der Erforschung „des großen Pylon des Horus-Tempels von Edfu“, einem monumentalen Eingangsbau. Neben der Bautechnik des bisher kaum untersuchten Gebäudes beschäftigt sich ihre Arbeit auch mit der kultischen Funktion des Objekts. „Ulrike Fauerbachs Dissertation wird die ägyptische Bauforschung in Deutschland aus ihrem Dämmerschlaf erwecken“, sagte ihr Betreuer Prof. Dr. Manfred Schuller in der Laudatio.
Die dritte Frau im Bunde, Dr. Anja Gerigk, studierte an der Universität Bamberg Diplom-Germanistik mit dem Schwerpunkt Literaturvermittlung. Ihr Dissertationsthema „Das Verhältnis ethischer und ästhetischer Rede über Literatur“ stieß bei ihrem Betreuer Prof. Dr. Heinz Gockel vom Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft zunächst auf Widerstand. Doch die 30-jährige setzte sich schließlich durch und befreite Gockel sogar nach eigenen Angaben von dem Vorurteil, die Geisteswissenschaft und die Systemtheorie seien bezüglich der Literatur nicht vereinbar. Er selbst bezeichnete Gerigkes Arbeit als eine „Versöhnung von Hermeneutik und Systemtheorie“.
Projektmanagement im Wiener Kaffeehaus
Dr. Christian Rößner widmete sich ebenfalls einem literarischen Thema: Es geht um den Autor der Wiener Moderne Peter Altenberg. Rößner stellte sich die Frage, warum der Kaffeehausliterat in zahlreichen Texten anderer Autoren selbst als Figur auftritt. Denn Altenberg erregte mehr Aufmerksamkeit durch seine exzentrische Persönlichkeit als mit seinem Werk. Rößner kommt zu dem Schluss, dass die Autoren Altenberg als Paradigma des modernen, nervösen Dichters ansahen, der wie kein zweiter die kulturellen Phänomene der Wiener Moderne verkörperte.
Selbstverständlich waren auch die Wirtschaftswissenschaften vertreten: So erhielt Dr. Christian Kunz ebenfalls einen Preis für seine Dissertation. Kunz ist der Universität Bamberg nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre treu geblieben und seit 2005 wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Unternehmensführung und Controlling.
Laut Prof. Dr. Wolfgang Becker, der Kunzes Arbeit betreute, ist dessen Dissertation über „Strategisches Multiprojektmanagement“ nicht nur relevant für die Unternehmenspraxis, sondern auch für die Unternehmenstheorie. Dafür spricht auch die Verleihung des Wissenschaftspreises der Bayerischen Landesbank an Dr. Christian Kunz. Den mit 10 000 Euro dotierten Preis erhielt er bereits am 10. Juli in München.
Besondere Ehrungen
Neben den Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern wurden auch der ehemalige Sparkassendirektor Gerhard Fleck und Dr. Rainer Berchtold vom Akademischen Senat, vertreten durch den Rektor, geehrt. Fleck erhielt mit der Ehrenmedaille bene merenti in Gold eine besondere Auszeichnung. Vor ihm haben bisher nur Universitätsrektoren diese Medaille getragen. Fleck freute sich über die Ehre und darüber, "für etwas geehrt zu werden, das ihm Spaß macht".
Dr. Rainer Berchtold wurde zum Ehrensenator ernannt. In seiner Dankesrede zitierte er John F. Kennedy mit den Worten: „Es gibt nur eines, das auf Dauer teurer ist als Bildung; nämlich keine Bildung!“ Damit appellierte er an Unternehmer, die Universität, an der sie schließlich ihr Rüstzeug erhalten hätten, finanziell zu unterstützen.