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Wilfried Krings wird nicht nur von seinen Studierenden sehr schmerzlich vermisst werden

- Patrick Kienle

Toskanisches Flair vom Breisgau bis zur Uckermark

Wilfried Krings wurde feierlich verabschiedet

„Im Raum die Zeit lesen“: Am 10. Mai  unternahm Prof. Dr. Wilfried Krings zusammen mit den Zuhörerrinnen und Zuhörern seiner Abschiedsvorlesung eine ebenso unterhaltsame wie lehrreiche Zeit- und Weltreise.

In der vom frühsommerlichen Abendlicht durchfluteten AULA der Otto-Friedrich-Universität Bamberg durfte Prof. Dr. Mark Häberlein, Dekan der Fakultät Geschichts- und Geowissenschaften, über 300 Gäste begrüßen. Mark Häberlein würdigte die Professur für Historische Geographie, die Wilfried Krings seit dem Jahr 1981 an der Otto-Friedrich-Universität innehatte, als eine bedeutende Klammer um die verschiedenen Disziplinen der Fakultät. Darüber hinaus werde das Wirken Wilfried Krings´deutschlandweit als besonderes „Markenzeichen“ der Bamberger Geschichts- und Geowissenschaften wahrgenommen. Denn außer in Bamberg gibt es einen derartigen Lehrstuhl lediglich an der Universität Bonn, wo Krings vor seinem Wechsel an die Otto-Friedrich-Universität tätig war.

„Unsre Weltkart´ hat zwei Scheiben, neu´ und alte Welt zu treiben / Dabei noch ein ander Paar, stellt die Nord- und Südwelt dar“

Die gelungene Verbindung von Neu und Alt, Region und Welt sowie Historie und Gegenwartsbezug wurde an diesem feierlichen Abend nicht nur in Georg Philipp Telemanns Liedzyklus „Singende Geographie“ geehrt, welchen das Doppelquartett der Städtischen Musikschule Bamberg sehr unterhaltsam vortrug. Ein Vierteljahrhundert lang, so Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert, Rektor der Otto-Friedrich-Universität, waren Bamberg und Franken für Wilfried Krings zugleich Forschungsraum und Wirkungsstätte. Dank gebühre ihm nicht zuletzt für sein Engagement in der akademischen Selbstverwaltung. Außer in zahlreichen Gremien wirkte Wilfried Krings als Dekan und Prodekan der Fakultät Geschichts- und Geowissenschaften sowie zwischen 1994 und 1996 als Prorektor.

„So fand ich erst Florenz, die Schöne, zum andern Pisa, dann Siene“

Die Idee einer Vorlesung zum Thema „Über die Toskana – in Italien, in Franken und anderswo“ sei ihm, so Wilfried Krings, schon vor Jahren anlässlich der kontroversen Äußerung eines Repräsentanten der damaligen Bundesregierung gekommen. Die deutschen Hochschullehrer, hatte ein Staatssekretär öffentlich gestichelt, würden nach lediglich zehn Dienstjahren nur mehr über ihren „wohlverdienten“ Ruhestand sinnieren – den sie in eben jener Region zwischen Pisa und Arezzo zu verbringen gedächten. Statt in Pensionärsphantasien zu schwelgen, entfaltete Wilfried Krings in seiner Rede jedoch einen ganzen Kosmos gelebter Gelehrsamkeit. Spielerisch begegneten sich darin Geographie und Historie, China und Franken, Witz und Ernst. Zum gedanklichen Mittelpunkt seiner Zeit- und Weltreise bestimmte Wilfried Krings natürlich die Toskana – als Kulturlandschaft, historischen Raum, „Label“ und Exportschlager. Denn wer „Pisa und Siene“ entdecken möchte, muss sich nicht zwangsläufig über die Alpen bemühen. Lockt nicht auch ganz in der Nähe ein „Elb-Florenz“, ein „Kleines Italien“ oder die in Touristikprospekten omnipräsente „Deutsche Toskana“?

„Professor Kringsi“ wird vermisst werden

Den sehr zahlreich erschienenen Studierenden fiel der Abschied von ihrem „Professor Kringsi“ wahrlich besonders schwer. Wilfried Krings´ herzliche und offene Art, sein großes Engagement für die Studierenden und seine persönliche Bescheidenheit werden sie schmerzlich vermissen. Ein wenig Trost spendete am Ende des Abends vielleicht das Büffet und das eine oder andere Gläschen „toskanischen“ Weins. Egal, ob dieser aus der fränkischen oder badischen Toskana stammte.