UN-Sonderberichterstatterin Jahangir prangerte die weltweiten Missstände in Fragen der Religions- und Weltanschauungsfreiheit an.
Jahangir (Mitte) mit (v. l.) Organisatorin Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins, dem Präsidenten der Universität Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert, ihrem persönlichen Assistenten Michael Wiener und dem Moderator des Abends Prof. Dr. Heiner Bielefeldt aus Berlin.
Auf der Tagung von Justitia et Pax und dem Bamberger Zentrum für Interreligiöse Studien diskutierten Experten jene "Menschenrechtlichen Perspektiven im Spannungsfeld von Mission und Konversion" (Bilder: Elisabeth von Sydow).
Von der Toleranz zur Religionsfreiheit
„Wenn es um Religion geht, verschwindet die Vernunft. Immer noch gibt es Länder, in denen der Begriff der Religionsfreiheit nicht einmal existiert“, so Asma Jahangir. Die UN-Sonderberichterstatterin für Religionsfreiheit hielt in Bamberg einen Vortrag auf der Fachkonferenz „Religionen und Religionsfreiheit“.
„Menschenrechtliche Perspektiven im Spannungsfeld von Mission und Konversion“ boten reichlich Diskussionsstoff für die Tagung „Religionen und Religionsfreiheit“, die vom 18. bis 20. Februar im Bistumshaus St. Otto stattfand. Die Organisatoren von der Deutschen Kommission Justitia et Pax und dem Zentrum für Interreligiöse Studien (ZIS) an der Universität Bamberg konnten dazu zahlreiche Vertreter des universitären, kirchlichen und politischen Lebens nach Bamberg „locken“. Justitia et Pax ist weltweit ein Erkennungszeichen für Gerechtigkeit und Frieden und hat sich zum Ziel gesetzt, die mit diesen Attributen verbundenen Fragen in der Gesellschaft unseres Landes wach zu halten und kirchliche Beiträge für die Gestaltung der Entwicklungs-, Friedens- und Menschenrechtspolitik Deutschlands zu erarbeiten.
Begrüßt und in die Fachkonferenz eingeführt wurden die Teilnehmer von Weihbischof Dr. Stefan Ackermann aus Trier und Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins, Inhaberin des Bamberger Lehrstuhls für Christliche Soziallehre und Allgemeine Religionssoziologie, die auch Mitbegründerin und Geschäftsführende Direktorin des ZIS ist. Grundlage der Tagung war die Religionsfreiheit als eines der elementaren Menschenrechte. Sie besteht vor allem in der Freiheit eines Einzelnen beziehungsweise einer Gruppe von Menschen, religiöse Überzeugungen oder weltanschauliche Bekenntnisse frei zu äußern, dafür zu werben und ungestört ausüben zu können. Doch noch immer werden viele Menschen aufgrund ihres Glaubens diskriminiert oder sogar von der Gesellschaft ausgeschlossen.
Religionsfreiheit bleibt eine Herausforderung
Religion und Religionsfreiheit sind laut Heimbach-Steins „aufgrund der in der katholischen Kirche aufgebrochenen Krise ein sehr aktuelles Thema“. Das Negativ-Beispiel der Pius-Bruderschaft habe in den vergangen Wochen deutlich gemacht, dass die Religionsfreiheit auch in Europa noch eine große Herausforderung darstellt. Vertreter unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften hatten während der dreitägigen Fachkonferenz die Chance, ihre Perspektive in Sachen Religionsfreiheit darzustellen - egal ob jüdisch, muslimisch oder christlich. An diesen Tagen wurde jedem Vertreter zugehört, was er zu sagen hatte, wie er die Religionsfreiheit sieht und auslebt.
Den Höhepunkt der Tagung bildete ohne Zweifel am 19. Februar der Vortrag von Asma Jahangir in der AULA der Otto-Friedrich-Universität. Seit Juli 2004 ist die Pakistanerin UN-Sonderberichterstatterin für Religions- oder Weltanschauungsfreiheit. Von 1998 bis 2004 war Jahangir bereits als UN-Sonderberichterstatterin über außergerichtliche und willkürliche Hinrichtungen tätig und neben ihrer Tätigkeit als Anwältin vor dem Supreme Court of Pakistan und dem Lahore High Court in Punjab ist sie seit 1998 Mitglied der in Genf ansässigen International Commission of Jurists. In ihrem Heimatland Pakistan war sie zunächst Generalsekretärin und schließlich Vorsitzende der regierungsunabhängigen Human Rights Commission of Pakistan. Für ihre Menschenrechtsaktivitäten erhielt sie mehrere Auszeichnungen, darunter den Martin Ennals Award for Human Rights Defenders 1995, den Millenium Peace Prize for Women 2001 sowie den Lisl and Leo Eitinger Prize 2002.
Dienste für den Frieden
In Jahangirs Rede “Freedom of Religion – Contemporary Challenges in the United Nations” sprach sie über den Umgang mit den Religionen in der Welt. Noch immer existieren die Begriffe „Religionsfreiheit“ und „Menschenrecht“ in vielen Ländern, darunter Pakistan und Indien, nicht. Zum Beispiel ist es in diesen Ländern nicht möglich, zu konvertieren.
Kinder werden in Religionen hineingeboren und haben auch keine Möglichkeit, in eine andere Glaubensgemeinschaft zu wechseln. Ein Übertritt wird mit harten Strafen geahndet, die von der Wegnahme des Eigentums oder gar der eigenen Kinder über Gefängnis- bis hin zur Todesstrafe reichen. Tatkräftig setzt sich die UN-Sonderberichtserstatterin für die Erniedrigten, für die Minderheiten und für die unterschiedlichen Religionen und Glaubensrichtungen und somit letztlich für den Frieden ein. Und daher plädiert Jahangir dafür, dass jeder einem Glauben, einer Religion seiner Wahl angehören können sollte, denn dies ist ihrer Meinung nach die wahre Religionsfreiheit.