Die Bamberger Studentinnen Julia Stampfer (li.) und Katja Hirnickel (re.) bei der Besichtigung einer chinesischen Fabrikanlage (Fotos: Bayerische EliteAkademie).

Die Teilnehmer der diesjährigen China-Akademie besuchten auch die Altstadt in Shanghai.

Katja Hirnickel im Gespräch mit einer chinesischen Studentin.

- Philipp Demling

Mit der EliteAkademie nach China

Zwei Bamberger Studierende reisten ins Reich der Mitte

Der Begriff „Elite“ hat in Deutschland bekanntlich einen umstrittenen Ruf. Doch ohne Menschen, die überdurchschnittlich viel leisten und Verantwortung übernehmen, kann eine Gesellschaft nicht funktionieren. Eine Leistungs- und Verantwortungselite auszubilden, die Führungsaufgaben in Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung übernimmt, ist der Grundgedanke der 1998 gegründeten „Bayerischen EliteAkademie“ (BEA).

Zwei Jahre dauert dort die Ausbildung. Bewerben können sich Studierende aus ganz Bayern. So haben es auch die Bamberger Studentinnen Katja Hirnickel und Julia Stampfer gemacht. „Ich habe mich mal mit einem Studenten unterhalten, der an der BEA war“, erinnert sich Julia, die sich für den Masterstudiengang in Erwachsenenbildung eingeschrieben hat. „Es hörte sich sehr interessant an, also habe ich mich auch beworben.“ Katja, die Germanistik, Psychologie und Europäische Ethnologie studiert, stieß über ihre frühere Hilfskraft-Tätigkeit auf die BEA: „Mein Chef hat es mir vorgeschlagen. Er hat mir dann auch gleich das Gutachten geschrieben, das man für die Bewerbung braucht.“ Denn neben Anmeldeformular, Lebenslauf und Motivationsschreiben muss man auch zwei Empfehlungsschreiben von Dozenten vorlegen. Allerdings setzen sich pro Jahr nur etwa 10 Prozent der ursprünglichen Bewerber durch.

Vermittlung interkultureller Kompetenzen

Die Bayerische EliteAkademie ist ein Gemeinschaftsprojekt von Bayerischer Staatsregierung, Stiftung der Bayerischen Wirtschaft und verschiedenen Förderunternehmen. Ein wichtiges Ziel der Ausbildung, die vor allem aus drei Präsenzphasen besteht, ist das Erlernen von Teamwork. Dazu kommen die etwa 30 Mitglieder eines Jahrgangs vier Wochen lang zusammen und absolvieren verschiedenste Gruppenarbeiten. Die Studierenden lernen, sich als Gruppe zu verstehen und gemeinsam eine Lösung für unterschiedliche Aufgaben zu finden. Immer wieder sind auch wohltätige Aufgaben dabei: „So haben wir in Zusammenarbeit mit verschiedenen Firmen Geld für den Bau einer Kindertagesstätte in Tanzania gesammelt“, erzählt Julia.

Neben der Entwicklung von „Soft skills“ steht an der BEA auch die Vermittlung interkultureller Kompetenzen weit oben auf der Prioritätenliste. Vor allem darum ging es bei der „ChinaAkademie“, einer zweiwöchigen Reise der BEA-Studenten entlang der chinesischen Ostküste im vergangenen September. Von Peking ging es unter anderem über Qingdao, Shanghai und Guangzhou nach Hongkong.

China – „Das Land der Gegensätze“

Beide Studentinnen haben auf der China-Reise, die im vergangen September im Rahmen der ChinaAkademie durchgeführt wurde, vielfältige Eindrücke gesammelt. „Für mich ist China ein Land der Gegensätze“, beschreibt Julia die werdende Weltmacht. „Auf der einen Seite stehen die glänzenden Hochhäuser in den Großstädten, auf der anderen Seite die bittere Armut auf dem Land.“ „Ich fand die unglaubliche Dynamik beeindruckend, mit der sich Unternehmen Wissen verschaffen“, erzählt Katja. Doch ebenso wichtig wie die Reise selbst sei die Vorbereitung gewesen: „Man hat uns gesagt: Ihr könnt alles fragen, entscheidend ist das Wie“, erklärt Julia. Kritik solle man eher indirekt formulieren: „Zum Beispiel als wir einmal ein Krankenhaus besichtigt haben. Da sollte man eher nicht fragen: Ist denn bei Euch das Leben nichts wert? Sondern beispielsweise: Bei uns haben Frauen, die abtreiben, danach oft Depressionen. Was habt Ihr denn für Erfahrungen damit?“ Katja findet das China-Bild, das deutsche Medien vermitteln, zu einseitig. Positives werde einfach verschwiegen. „Der Westen braucht eben einen Feind. Andererseits: Industrielle Abwässer direkt in Flüsse zu leiten, das muss allerdings auch nicht unbedingt sein.“

„Wie eine Familie“

Sowohl Katja als auch Julia genießen die Ausbildung an der BEA. „Aber es ist wahnsinnig viel Arbeit“, meint Katja. Immerhin dürften durch den häufigen Kontakt mit den Förderunternehmen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt steigen. Katja möchte in die Unternehmenskommunikation, Julia will in der Erwachsenenbildung arbeiten. Die Mentoren und Vertreter der Förderunternehmen leisten hierbei wichtige Orientierungshilfe, findet Julia. Auch die Bekanntschaft mit den BEA-Kommilitonen möchte sie nicht missen: „Unter Studenten sind so intensive Kontakte selten. Die BEA ist eigentlich wie eine große Familie.“