Wie haben sich Aufgaben und Struktur des öffentlichen Dienstes in den letzten 50 Jahren verändert? (Bild: dommy/photocase)

Das untersucht die neue international vergleichende Untersuchung "The State at Work" (Bild: Cover der zwei Bände, Verlag Edgar Elgar Publishing).

- Stefan Frank

Der Staat bei der Arbeit

Eine neue internationale Untersuchung vergleicht Entwicklungen im öffentlichen Dienst

Radikale Veränderungen in Struktur und Umfang des öffentlichen Diensts seit den 1950er Jahren – damit beschäftigte sich eine internationale Studie, die unter Leitung des Lehrstuhls für Verwaltungswissenschaft der Universität Bamberg durchgeführt wurde. Die Ergebnisse werden nun als Buch veröffentlicht.

Im Dezember 2008 fand mit dem Erscheinen des zweibändigen Werkes „The State at Work“ ein internationales Projekt über den öffentlichen Dienst seinen Abschluss. Federführend wurde es am Bamberger Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaft von Prof. Dr. Hans-Ulrich Derlien erarbeitet und durchgeführt. Die Pilotphase wurde vom TransCoop-Programm für deutsch-amerikanische Wissenschaftszusammenarbeit der Alexander von Humboldt-Stiftung finanziell unterstützt, des Weiteren von der University of Pittsburgh. Dazu fanden drei Tagungen an den Universitäten Bamberg, Aarhus, Dänemark, und Strathclyde, Glasgow, statt, um renommierte Forscher aus zehn westlichen Ländern für das Projekt zu gewinnen, Zwischenergebnisse zu diskutieren und das weitere Vorgehen der Untersuchung festzulegen.

Die Schwierigkeit für jedes empirische, international vergleichende Projekt liegt in den statistischen Daten der Länder. Diese werden auf unterschiedliche Weise von den statistischen Ämtern erhoben und veröffentlicht. Nachdem man sich auf die auszuwertenden Merkmale geeinigt hatte, mussten diese in einem nächsten Schritt so modifiziert werden, dass sie miteinander verglichen werden konnten. Während zum Beispiel das Personal von Kindertagesstätten in Deutschland unter Soziales verbucht wird, fällt diese Kategorie des öffentlichen Dienstes anderswo in das Bildungswesen. Andere Unterschiede ergeben sich aus dem Staatsaufbau – föderal versus zentral – oder der unterschiedlichen Rechtsstellung der Beschäftigten – Beamte und Angestellte, wobei wiederum Beamte nicht identisch mit „civil servants“ sind.

Umfassende Informationen zum öffentlichen Dienst

Herausgekommen ist nun ein Werk, das weit über die von der OECD über den öffentlichen Dienst bereitgestellten Daten hinausgeht. Im ersten Band wird das System des öffentlichen Dienstes der zehn Länder Australien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Neuseeland, Schweden, Spanien und USA vorgestellt und die Entwicklung der letzten 50 Jahre herausgearbeitet. Es wird ein Überblick geboten über die Veränderungen der Beschäftigtenstruktur des öffentlichen Dienstes. Angefangen von den absoluten Veränderungen, werden spezifische Entwicklungen in das Auge des Betrachters gerückt, so der Anteil von zentralstaatlich Beschäftigten und derjenige auf unterer, regionaler und lokaler Ebene. Das personelle Wachsen und Schrumpfen verschiedener Politikfelder wird ebenso analysiert, wie die Eroberung des öffentlichen Dienstes durch die Frauen. In den Staaten, in denen die Minderheitenpolitik eine Rolle spielt, wird auch diese Thematik behandelt.

Internationaler Vergleich

Im zweiten Band werden die konstatierten Trends international verglichen. Zunächst wird auch hier der Blick auf die Größe des öffentlichen Sektors gerichtet, um gemeinsame und unterschiedliche Trends in den Ländern festzustellen und zu erklären. Privatisierungen stellten sich zum Beispiel überall ein, jedoch mit unterschiedlicher Intensität und Wirkung; Wachstumsbereiche sind überall das Bildungs- und das Gesundheitswesen. Anschließend werden die Zentralstaaten mit den föderalen Staaten verglichen und die regionale und lokale Ebene noch einmal genauer unter die Lupe genommen. Weiter wird die soziale Repräsentation der im öffentlichen Dienst Beschäftigten behandelt. Hier spielen Merkmale wie das Geschlecht und in multi-ethnischen Staaten, wie den USA, Kanada, Australien und Neuseeland, auch Rasse und Sprache eine große Rolle. Daneben wird ein Kapitel dem öffentlichen Dienst als sozialem System gewidmet, in welchem Derlien zusammen mit Luc Rouban von der französischen Wissenschaftsorganisation CNRS zum einen das Prestige des Systems und das Vertrauen in das System erörtert und zum anderen die administrative Elite und ihre Interaktion mit Wirtschaft und Politik untersucht. Schließlich werden international erkennbare Trends der Personalpolitik in der öffentlichen Verwaltung dargestellt, die unter dem Begriff des New Public Management subsumiert werden können.

Weitere Informationen:

Die Untersuchung: Hans-Ulrich Derlien / B. Guy Peters (eds.), The State at Work, 2 volumes, Edgar Elgar Publishing (2008). Vol. 1: Public Sector Employment in Ten Western Countries; Vol. 2: Comparative Public Service Systems.