- Konstantin Klein

Bamberg spendet Leben

Stammzellen-Spender für Jonas gesucht - Mitte Juni Typisierungsaktion an der Bamberger Universität

Jeder Stoß kann tödlich sein. Seit seiner Geburt leidet der sechsjährige Jonas an einem erblich bedingten Immundefekt, dem Wiskott-Aldrich-Syndrom. Ähnlich wie bei der Bluterkrankheit ist Jonas' Blutgerinnung gestört. Der kleinste Sturz oder Stoß kann dazu führen, dass er innerlich verblutet. Verursacht wird das Syndrom durch Fehler auf dem sogenannten WASP-Gen. Da sich dieses Gen auf dem X-Chromosom befindet, leiden fast nur Jungen an der Krankheit; bei Frauen gleicht das gesunde X-Chromosom den Defekt aus. Von einer Million Menschen sind nur etwa ein bis vier Personen von diesem Syndrom betroffen.

Geheilt werden kann Jonas nur durch eine Stammzellentransplantation. Trotz zahlreicher Aufrufe und weltweiter Suche konnte jedoch bislang für ihn noch kein passender Spender gefunden werden. Eine Gruppe von Bamberger Studierenden hat es sich seit Mai 2004 zur Aufgabe gemacht, einen geeigneten Spender für Jonas, quasi die "Nadel im Heuhaufen", zu finden. Wie groß dieser Heuhaufen sein würde, in den sie sich stürzten, das hätten sie damals jedoch nicht erwartet: "Derzeit sind etwa 1,3 Millionen Menschen bei der Deutschen Knochenmarkspenderkartei (DKMS) registriert", so Marcus Schwarz, einer der Initiatoren. Doch für Jonas ist kein geeigneter Spender darunter. Sein Beispiel zeigt: "Es müssen sich noch mehr Menschen registrieren lassen", so Schwarz.

Nur fünf Milliliter Blut nötig

Unter dem Titel "Bamberg spendet Leben" planen die derzeit etwa zehn Studierenden für Mitte Juni eine groß angelegte Typisierungsaktion: Am 15., 16. und 18. Juni können sich in der Feldkirchenstraße und in der Innenstadt Bamberger Studierende und Einwohner bei der DKMS registrieren lassen. Fünf Milliliter Blut aus der Armvene genügen, um potenzielle Spender in die international ausgelegte Kartei aufzunehmen. "Fünf Milliliter sind weniger als ein Teelöffel. Die ganze Sache dauert keine fünf Minuten", so Christine Kugler von "Bamberg spendet Leben", die im vergangenen Jahr selbst schon Stammzellen spenden konnte. Bei einer Abfrage gleicht der Computer die verschiedenen Merkmale ab und ermittelt so für einen Kranken einen geeigneten Spender. Die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten zehn Jahren Stammzellspender zu werden, beträgt dabei rund ein Prozent. Täglich spenden ca. vier bis fünf DKMS-Spender Stammzellen oder Knochenmark. Auf diese Weise konnte durch die DKMS bereits über 6000 Mal die Chance auf ein neues Leben gegeben werden.

Mindestens 2000 neue Namen in der Spenderkartei, dieses Ziel haben sich die Bamberger Studierenden gesetzt. Die Krankenkassen kommen zwar für die Kosten für Entnahme und Transplantation der Stammzellen oder des Knochenmarks auf, können aber nicht die Kosten der Ersttypisierung übernehmen. Diese belaufen sich auf etwa 50 Euro pro Typisierung. "Die DKMS finanziert sich nur aus Spenden, deswegen ist es unsere Hauptaufgabe, einen möglichst großen Teil dazu beizusteuern", so Christine Kugler.

Unterstützung von vielen Seiten

Unterstützung widerfährt der Aktion "Bamberg spendet Leben" dabei von vielen Seiten. "Die Resonanz ist erstaunlich, die Nachricht von der Typisierungsaktion hat sich manchmal wie von selbst verbreitet", meint Marcus Schwarz, bei dem die organisatorischen Fäden zusammenlaufen. Oberbürgermeister Herbert Lauer erklärte sich bereit, die Schirmherrschaft für die Bamberger Aktion zu übernehmen. "Obwohl der Bestand der DKMS kontinuierlich wächst, kann noch immer für jeden vierten Patienten kein passender Spender gefunden werden", so Lauer, "eine Tatsache, die uns täglich neu motivieren sollte, uns stärker einzusetzen."

Spontane Hilfe sagten auch Universitätsrektor Prof. Dr. Dr. Godehard Ruppert und zahlreiche Professoren zu. Die Universitätsleitung wird im Juni die benötigten Räume zur Verfügung stellen. Prof. Dr. Anna Maria Theis-Berglmair (Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft) greift die Aktion in zwei Seminaren auf: "Einige ihrer Studenten werden die Pressearbeit für uns übernehmen", so Marcus Schwarz. Prof. Dr. Johann Engelhard (Lehrstuhl für Internationales Management) stellte mit hohem Engagement für "Bamberg spendet Leben" zahlreiche Kontakte her. "Das gab den Kickoff", so Marcus Schwarz. Besonders überrascht waren die Studierenden über die Unterstützung durch den Konzertmanager Joseph Thomann, der in Burgebrach bei Bamberg die Konzertreihe "Sternenfestival" (u.a. mit Hans Söllner, Wir sind Helden) veranstaltet. Plante er ursprünglich, einen Euro pro verkaufter Eintrittskarte an die studentische Initiative zu spenden, so kommt nunmehr der gesamte Reinerlös des Festivals der Aktion zugute.

Bis zur Typisierungsaktion im Juni steht noch viel Arbeit an. Ständig kommen neue Sponsoring-Ideen ins Gespräch, müssen Briefe geschrieben und Pressetermine wahrgenommen werden. "Wir freuen uns über jede helfende Hand", meint Christine Kugler. "Bislang konnte Jonas aufgrund seiner Erkrankung immer nur mit einem Sturzhelm spielen", berichtet Marcus Schwarz, "es wäre schön, wenn unsere Aktion in Bamberg einen Beitrag zu seiner Genesung leisten würde. Mit jeder neuen Typisierung steigt die Chance darauf."

Homepage von "Bamberg spendet Leben": www.bamberg-spendet-leben.de

Mail: bamberg-spendet-leben(at)gmx.de