Internationale Ideenschmiede
„Where is my American?“, „Where is my German?“ – auf dem Bamberger Weihnachtsmarkt, im Gedrängel zwischen Glühweinständen und Würstchenbuden, war dies eine viel gehörte Frage zu Beginn einer erlebnisreichen Woche im Rahmen des Seminars „International Entrepreneurship“.
Im Wintersemester 2007/2008 fand das internationale Seminar „International Entrepreneurship“ in Zusammenarbeit mit der Universität Clemson (South Carolina, USA) zum zweiten Mal statt. Initiiert hatte es Prof. Dr. Dodo zu Knyphausen-Aufseß, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Personalwirtschaft und Organisation. Mit dem Ziel, einen Businessplan in interkulturellen Kleingruppen zu erstellen und begleitet von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm, bot das Seminar den 19 Teilnehmerinnen und Teilnehmern (9 deutsche und 10 amerikanische Studenten) wichtige Einblicke in die Herausforderungen einer Unternehmensgründung.
Nach einem kurzen Aufenthalt in New York folgte ein einwöchiger Besuch in Clemson als Seminarauftakt. Hier wurde der Grundstein für länderübergreifende Freundschaften und für die Entwicklung einer Geschäftsidee gelegt. Neben der Grübelei über innovative Produkte und Dienstleistungen, mit denen eine neue Marktlücke besetzt werden kann, wurde den Teilnehmern ein vielseitiges Rahmenprogramm geboten. Die Gruppe besuchte „Duke Energy's World of Energy“, ein großes Energieunternehmen in South Carolina, sowie das Forschungszentrum „Renaissance Center“ in Greenville. Ein Vortrag von Dr. Gartner gab theoretische Einblicke in die Entrepreneurshipforschung. Auch die praktische Seite der Unternehmensgründung wurde durch eine Präsentation eines amerikanischen Entrepreneurs abgedeckt.
Eine Weinverkostung und mehrere Dinner bei den amerikanischen Gastgebern ermöglichten es den Deutschen, die kulinarischen Köstlichkeiten South Carolinas kennen zu lernen. Abschluss und Höhepunkt des USA-Besuchs war ein Footballspiel, bei dem aus Flugzeugen hinab gleitende Fallschirmspringer den Ball auf das Feld brachten, begleitet von tosendem Beifall der orangefarben gekleideten Fanmasse.
Unterschiedliche Kulturkreise
Nach einer Periode der Gruppenarbeit über das Web und sonstiger Kommunikation auf Distanz, um die Projektidee in einen stichhaltigen Businessplan umzusetzen, kamen die Amerikaner vom 10. bis 17. Dezember zum Gegenbesuch nach Bamberg. Die intensive fachliche Zusammenarbeit bot den Teilnehmern die Chance, ihre interkulturellen Erfahrungen zu vertiefen. So wurde zum Beispiel von einigen Teilnehmern beobachtet, dass die zunächst sehr ähnlich erscheinenden Kulturkreise dennoch unterschiedliche Herangehensweisen an Konzepte, eine tendenziell unterschiedliche Einschätzung von Chancen und Risiken sowie eine differenzierende Art des Feedbackgebens aufweisen.
Empfangen wurden die zehn Studierenden, zwei Professoren und „one child“ mit typisch deutschem Kaffeekränzchen. Das Schlendern über den Bamberger und den Nürnberger Weihnachtsmarkt, die Weihnachtsfeier auf „Dodo's Castle“ sowie kräftiges Anfeuern bei einem Fußballspiel in Nürnberg versetzten die amerikanischen Gäste in helle Begeisterung.
Besuch beim Max-Planck-Institut für Ökonomik
Auch fachbezogene Aspekte kamen nicht zu kurz. Durch eine Unternehmensbesichtigung bei Bosch, unter Führung eines ehemaligen Clemson Studenten, und bei Gumpert, einer innovativen und jungen Rennautomanufaktur, konnten die Unterschiede zwischen gereiften Unternehmen und Start-up Firmen gut verdeutlicht werden. In einem Vortrag am Max-Planck-Institut für Ökonomik in Jena berichtete Dr. Zaby von der Firma Curacyte von seinen praktischen Erfahrungen als Chief Financial Officer eines Biotechnology-Start-ups. Dr. Dr. Holger Patzelt stellte daraufhin den Stand seiner aktuellen Forschungsergebnisse zum Thema „CEO human capital, top management teams, and venture capitalists’ investment in new technology ventures“ dar.
Jeder konnte aus diesem intensiven Austausch persönliche Erfahrungen gewinnen und neue Freundschaften schließen. „Neben der Lernkomponente hat mir dieses Seminar ein Stück Lebenserfahrung und Freunde für das Leben gebracht. Ich kann es auf jeden Fall weiterempfehlen“, schlussfolgerte eine deutsche Teilnehmerin.