Singen von der Schöpfung: Ursula Heyse und Bassbariton Ekkehard Abele (Bilder: Julian J. Rossig)

Überzeugendes Zusammenspiel: Das Orchester der Universität...

... im ausverkauften Joseph-Keilberth-Saal in der Konzerthalle

„Ich wünschte sehr der Menge zu behagen,/ Besonders weil sie lebt und leben läßt./ Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen,/ Und jedermann erwartet sich ein Fest.“ (Faust I): Diesen goetheschen Erwartungen wurden UMD Michael Goldbach zusammen mit Chor und Orchester auch in diesem Semester wieder mehr als gerecht

- Rupert Plischke

„O du, für den ich ward!“

Semesterschlusskonzert des Universitätschors und -orchesters im Joseph-Keilberth-Saal

Zurück zu den Anfängen am Ende des Semesters: Mit Joseph Haydns „Die Schöpfung“ verabschiedeten über 200 Musikerinnen und Musiker des Universitätschores und -orchesters am 10. Februar vor einem begeisterten Publikum das Wintersemester.

Fast schien es so, als habe eine Kapazität vom Schlage der Eva Herman das Textbuch verfasst, als Adam seine getreue Eva zu leiten versprach, und sie brav antwortete: „O du, für den ich ward! … Dein Will´ ist mir Gesetz…“

Doch statt antifeministischer Pamphlete ging es um die großartige „Schöpfung“ von Joseph Haydn aus den späten 1790er Jahren. Und dass manche Textstelle heute nicht mehr einfach für sich gelten kann, mochte man auch aus der musikalischen Umsetzung ableiten, sang Ulrike Heyse den Part der Eva hier doch einfach zu schön und zu sanft, während der Cembalist Gregor Wind einen kleinen ironischen Kommentar in seinen Begleit-Part einwob. Von solchen kleinen, treffend gesetzten Gesten lebte die Aufführung der Schöpfung durch Chor und Orchester der Universität Bamberg am 10. Februar; doch konnte das Publikum in der ausverkauften Symphonie an der Regnitz durchaus auch die großen, effektvollen und intensiven Höhepunkte des abendfüllenden Werks genießen.

Alters- und Meisterwerk Haydns

Denn von den ersten Momenten an, in denen UMD Dr. Michael Goldbach mit seinen über 200 Musikerinnen und Musikern dem Chaos der Anfangstakte Melodien und Licht abzuringen verstand, wurde deutlich, dass Haydn ein ebenso von Händels höchst erfolgreichen und Maßstab setzenden Oratorien wie von der subtilen Opernkunst Mozarts beeinflusstes Alters- und Meisterwerk geschaffen hat. Und dies nicht nur in Bezug auf die höchst einfallsreiche und originelle kompositorische Gestaltung der Vorlage, sondern auch in Bezug auf die Fülle besetzungstechnischer Raffinessen. So spielen die Bläser eine prominente Rolle, die Klarinetten schon zu Beginn, die Holzbläser in vielen Arien im Mittelteil oder das Fagott in Kombination mit Orchester, Chor und Solistin im Duett Nr. 28.

Die Sopranistin Ulrike Heyse ist in Bamberg keine Unbekannte; sie hat bereits mit dem Universitätsorchester musiziert, genauso wie der Bassbariton Ekkehard Abele, der seinen Part weitgehend lyrisch anlegte. Dadurch brachte er das gut präparierte und allein angesichts der schieren Menge sehr überzeugend zusammenspielende Orchester zu wohl ungeahnten pianissimo-Leistungen, konnte aber auch genügend Kraft für den langen Abend sparen und die letzten spannungsvollen Partien neben seiner Eva souverän meistern.

Lobgesang auf den Herrn

Andreas Weller hingegen setzte etwas kraftvoll-männlicher ein, zeigte sich aber nach kommentierenden oder den Menschen demutsvoll preisenden Arien schließlich als sanfter Warner vor kommendem Ungemach, sodass dem abschließend beglückenden, umfassenden Lobgesang auf den Herren – nach zuvor breit ausgesungenem Gotteslob „in Ewigkeit“ – nichts mehr im Wege stand.

Die Leistung von UMD Goldbach sei hier stellvertretend hervorgehoben: Er hat nicht nur bereits zum zehnten Mal einen immer wieder aufs Neue riskanten und zugleich höchst erfolgreichen Auftritt in der Bamberger Konzerthalle absolviert, sondern auch das Prinzip der lebendigen Universitätsgemeinschaft und ihrer Einbindung in Stadt und Region erneut vorbildlich umgesetzt.