Godehard Ruppert übernimmt am 1. April den Vorsitz der Universität Bayern e.V. (Foto mit freundlicher Genehmigung von David Ebener/dpa).

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Der Gemeinschaft eine Stimme geben

Godehard Ruppert leitet Universität Bayern e.V.

Uni News: Was hat Sie bewogen, sich zum Vorsitzenden der Universität Bayern wählen zu lassen?

Godehard Ruppert: Die Universität Bayern e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, in dem sich die bayerischen Universitäten zusammengeschlossen haben. Ziel des Vereins ist die Förderung von Wissenschaft, Forschung und Kunst in Bayern unter anderem durch strategische Koordinierung der wissenschaftlichen Entwicklung an den bayerischen Universitäten.

Die Gründung war eine historische Weichenstellung in der Hochschullandschaft, weil endlich die kleinteilige und eigensinnige Vertretung hochschulpolitischer Einzelinteressen ersetzt wurde durch entschlossenes gemeinsames Auftreten. Universität Bayern e.V. ist die Stimme der Universitäten in Bayern. Eine Gemeinschaft spricht nicht als Institution, jeweils einer muss ihr auf Zeit diese Stimme geben. Dafür stehe ich gern bereit - die Sache ist wahrlich wichtig genug.

Uni News: Was betrachten Sie als die wesentliche Aufgabe in diesem Amt?

Godehard Ruppert: Die Position der Universität in der Gesellschaft hat sich verändert. Seit sie ihren universellen Wissensanspruch in der öffentlichen Wahrnehmung losgeworden ist, muss sie für ihre – gerade auch finanziellen Interessen kämpfen und wird so zum vermeintlich partikularen Interessenverband. Damit wird die Universität auch von der Politik als bloße Interessensgruppe wahrgenommen und behandelt. Darauf müssen wir reagieren wie andere Interessengruppen auch und eine starke gemeinsame Vertretung stellen: die Universität Bayern eben. Sie sorgt nach innen für Abstimmung und Koordination und bringt nach außen die Stimme der bayerischen Universitäten unüberhörbar im politischen Dialog des Freistaates zu Gehör. 

Uni News: Gibt es Schwerpunkte, die Sie mehr in den Vordergrund rücken möchten als das bisher der Fall war?

Godehard Ruppert: Die Schwerpunkte ändern sich nicht mit dem Amtswechsel, weil sich die Schwerpunkte für die Universitäten nicht ändern und wir uns in den wesentlichen Punkten ja absolut einig sind. Hier wird es sicher nur zu Akzentverlagerungen kommen.

Nehmen Sie doch das größte Problem: Die deutschen Universitäten sind seit Jahren eklatant unterfinanziert und nicht adäquat ausgestattet. Dass die Situation in anderen Ländern noch schlechter ist, ist zwar ein gewisser Trost, kann uns aber nicht davon abhalten, hier beharrlich den Finger zu heben. Auf solchen Aufgaben, bei denen wir in den letzten Jahren Fortschritte gemacht haben, wie etwa bei der Autonomisierung, wird in den Zukunft vielleicht etwas weniger Gewicht liegen - aber auch sie bleibt ein Thema. 

"Der Fortschritt ist eine Schnecke" hat Günter Grass geschrieben - für die Hochschulpolitik trifft das sicher zu, denn von der Organisationsform her sind Universitäten lose verkoppelte komplexe Organisationen. Da sind Entwicklungen grundsätzlich langfristig und benötigen einen entsprechend langen Atem.

Uni News: Welches ist das schwierigste Problem, mit dem Sie in nächster Zeit rechnen?

Godehard Ruppert: Mir scheint, die größte Herausforderung ist unsere Verantwortung gegenüber der gegenwärtigen und unmittelbar kommenden Studierendengeneration. Hier ist und kommt eine Generation, die mindestens akzeptable Studienbedingungen vorfinden muss, wenn wir das ungeheure Kapital nutzen wollen, das diese letzte große Generation bietet.

Die Herausforderungen bei allen Ausbauprogrammen sind groß, insbesondere im Hinblick auf Betreuungssituationen, Raumverhältnisse und die mitunter nicht kalkulierten Nebeneffekte. Wenn der Hörsaal größer wird, die Mensa aber nicht, wenn die Bibliotheksausstattung seit Jahren ohnehin schon stagniert oder zurückgeht und der Wohnungsmarkt mehr als gesättigt ist - dann wird sichtbar, dass auf die Universitäten derzeit ein Quantitätsproblem zuläuft. Dieses darf aber kein Qualitätsproblem werden! Es wird sicher schwierig, gesellschaftlich zu vermitteln, dass wir hier nicht als muntere Lobbyisten für uns kämpfen, sondern für die Zukunftschancen der Gesellschaft, die eng verknüpft sind mit den Chancen dieser Studierendengeneration.