Franken wählen anders: Johannes Kimmel vom BACES

Prof. Wilfried Krings vom Historischen Verein erläuterte den sogenannten Zweidler-Plan

Wolfgang Taegert, Direktor der Staatsbibliothek Bamberg, führte durch die aktuelle Ausstellung und hob "Fränkische Mathematiker" hervor.

Die Archäologin Nelo Lohwasser (r.) berichtete über die Weinterrassen-Grabung am Südhang des Michaelsbergs, begleitet von Architektin Marion Dubler (alle Bilder: Pressestelle)

- Monica Fröhlich und Rainer Schönauer

Bamberg im Kaleidoskop

Wissenswertes und Kurioses aus der Bamberger Kirchen-, Kunst-, Kultur- und Stadtgeschichte

Wählen Franken anders? Wie heilig war Kunigunde? Wer ist der Bamberger Reiter? Wer könnte diese Fragen besser beantworten als Bamberger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler? Am Wochenende vom 25. und 26. Oktober präsentierte die Universität in Kooperation mit verschiedenen Partnern aktuelle Erkenntnisse aus Projekten, die alle einen gemeinsamen Bezug haben: Bamberg.

Daß das Themenspektrum so breit und vielfältig war, ist nicht zuletzt den Kooperationspartnern zu verdanken: Die Staatsbibliothek präsentierte „Fränkische Mathematiker“, das Stadtarchiv zeigte Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung von Kulturgut, im Diözesanmuseum fanden Vorträge zu Papst Clemens, Kunigunde und zur christlichen Missionierung großen Anklang (externer Link folgtzur News) und der Historische Verein lockte mit Vortrag und Ausstellung zum Zweidler-Plan, der ersten kartographischen Darstellung der Stadt aus dem Jahr 1600.

Bamberg virtuell und Bamberger Reiter

Ein Höhepunkt an diesem Wochenende der Regionalforschung: der Samstagabend. Zunächst die Präsentation des virtuellen Bamberger Stadtmodells: Auf der großen Leinwand in der ehemaligen Dominikanerkirche nahmen Dr. Karin Dengler-Schreiber vom Welterbebüro und Karl-Heinz Schramm vom Stadtplanungsamt etwa 300 Besucher mit auf eine Flugreise durchs virtualisierte Bamberg – und in die Geschichte der Stadt. Das im wesentlichen der Stadtplanung dienende Modell, das auf der Basis von Google Earth funktioniert, kann nämlich nicht nur städteplanerische Projekte simulieren, sondern ermöglicht dem Benutzer eine echte Zeitreise, z.B. in die Stadt Bamberg um 1600 nach dem Zweidler-Plan.

Danach erklärte der Kunsthistoriker Achim Hubel die Geschichte und Bedeutung des Bamberger Reiters, von seiner Entstehung über die unterschiedlichen Interpretationen aus verschiedenen Epochen bis hin zum aktuellen Kenntnisstand. So nah, so detailliert hat man den Bamberger Reiter noch nie gesehen. Für Hubels Zuhörer wird das Wahrzeichen der Domstadt fortan nicht mehr eine kleine, farblose, ungewöhnlich platzierte Figur auf einem Pferd sein, sondern das kunsthistorisch bedeutsame Abbild des prachtvoll gekleideten Königs Stefan von Ungarn, dessen wichtigste Funktion darin bestand, den Blick des Betrachters, der seinerzeit durchs Fürstenportal den Dom betrat, weiterzuleiten auf das Kaisergrab.  

ERBA, Tietz und Beckstein

Am Sonntag drehte sich das Kaleidoskop weiter und zeigte immer neue Muster und Ansichten. Sei es durch historische Einblicke – z.B. in Frühneuzeitliche Normgebung oder das Leben und Werk des Bildhauers Ferdinand Tietz (externer Link folgtzur News) – oder durch Einblicke in aktuelle Projekte – darunter eine Studie zu GeoRisiken in der Bergstadt Bamberg oder eine archäologische Grabung am Michaelsberger Südhang.

Unternehmenskultur, Arbeitnehmeralltag und Stadtentwicklung am Beispiel der Geschichte der Baumwollspinnerei Erlangen-Bamberg (ERBA) standen im Mittelpunkt des Vortrags von Prof. Dr. Andreas Dornheim vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte. Der Historiker stellte die Fragestellungen eines aktuellen Forschungsprojekts vor, das zur Landesgartenschau 2012 Ergebnisse präsentieren will. Diesen Einblicken in die Industrie- und Wirtschaftsgeschichte Bambergs und der Region setzte die Ethnologin Dr. Marina Scheinost das Bild der Bamberger Gärtner entgegen.

Die Frage, ob Franken anders wählen, beantworteten Dr. Zoltan Juhasz und Johannes Kimmel von Bamberger Centrum für Empirische Studien (BACES) in ihrem Vortrag über die regionalen Unterschiede bei der bayerischen Landtagswahl 2008 mit einem klaren "Ja". In aufwendigen Erhebungen und Umfragen haben sie nachgewiesen, dass hierfür keineswegs nur die Kandidatur von Günther Beckstein verantwortlich gewesen ist, sondern in viel stärkerem Maße die geschichtlich gewachsene Tradition Frankens.