Sie stellten ihr Verbundprojekt interessierten Medien- und Wirtschaftsvertretern vor.
„WertFlex“ will unter anderem Tradition und Innovation eines Unternehmens ausbalancieren.
Innovationsprozesse nachhaltig gestalten
Innovation und Flexibilität sind Motoren der Wirtschaft und damit Garanten für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Doch wie schafft es eine Führungskraft, Ideen zu entwickeln, wenn steigende Arbeitsbelastung und das tägliche Termingeschäft sämtliche persönliche Ressourcen in Anspruch nehmen und „Zeit haben“ zu einem Fremdwort geworden ist? Und wie kann ein Mitarbeiter kreativ sein, wenn er sich immer stärkerem Leistungsdruck in einer immer unsicherer werdenden Arbeitswelt ausgesetzt sieht? Das Dilemma scheint unauflösbar: Die Konkurrenz verlangt schon von kleinen und mittelständischen Unternehmen Spitzenleistungen, doch die Bedingungen dafür werden immer schlechter.
Der Weg aus dem Dilemma
Gut, dass es die Universität Bamberg gibt. Genauer gesagt – gut, dass es Bamberger Psychologen gibt. So beschäftigt sich zum Beispiel Dr. Harald Meyer vom Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie mit seinem studentischen Team auf organisationaler Ebene mit der Messung von Innovationsfähigkeit von Unternehmen und entwickelt von dieser Warte aus Lösungen. Aber auch die Persönlichkeitspsychologen haben dieses Thema längst für sich entdeckt und dazu das auf vier Jahre angelegte Verbundprojekt „WertFlex – Wertebasiert flexibel: Chancen des Human-Ressourcen-Managements zum Erhalt und Ausbau transformationaler Innovationskultur“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, zu untersuchen, wie Unternehmen durch Personalentwicklungsmaßnahmen eine sozial verantwortliche Innovationskultur nachhaltig fördern können. Am Ende steht dann ein individueller, praxisgerechter Maßnahmen- und Empfehlungskatalog, der Unternehmen aus scheinbar unlösbaren Dilemmata herausführen soll. Im Gegensatz zum Projekt von Harald Meyer stellen die Projektleiter Prof. Dr. Lothar Laux und Diplom-Psychologin Claudia Schmitt und ihre Forschungsmitarbeiter, die Diplom-Psychologen Christina Dornaus, Nora Jacob und Sascha Meyer, vom Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und psychologische Diagnostik das Individuum in den Mittelpunkt ihres Forschungsinteresses. „Es sind Individuen, die auf den einzelnen Ebenen miteinander in Kontakt treten, Teams und Organisationen bilden oder Produkte erfinden“, erläutert Lothar Laux. „Für unsere Innovationsförderung spielt daher die Personenebene eine zentrale Rolle. Deshalb liegt unser Augenmerk auch auf persönlichkeitsorientierten Coaching-Maßnahmen.“
Charisma, Visionen und Ideen
Apropos Maßnahmen – wie genau können die Unternehmen von „WertFlex“ profitieren? „Unsere Forschungen haben gezeigt, dass nur eine Balance zwischen Innovation und Tradition, Flexibilität und Stabilität, Eigeninteresse und sozialer Verantwortung die Basis für eine nachhaltige Innovationskultur bilden kann“, berichtet Claudia Schmitt. „Deshalb stellen wir wissenschaftlich fundierte und praxisgerechte Modelle, Instrumente, Methoden und Verfahren zur Verfügung, die Mitarbeitern und Unternehmen eine dauerhafte Anpassung an Flexibilisierungsanforderungen ermöglichen, ohne dabei grundlegende Stabilisatoren wie Werte oder gegenseitiges Vertrauen aufgeben zu müssen.“
Aus drei Themengebieten ergeben sich die gewünschten Ergebnisse: Mit Trainings und (Gruppen-)Coachings sollen die persönliche Wertereflexion angeregt, aus der Reflexion entstandene Konflikte und Antagonismen aufgedeckt und positiv auf die persönliche Dilemmasituation eingewirkt werden. Führungskräfte erfahren, wie sie mit Charisma, Visionen, anregenden Ideen und einem Blick für den einzelnen Mitarbeiter mit all seinen Stärken und Schwächen ein positives Arbeitsklima schaffen, in dem beide Seiten voneinander lernen und sich miteinander weiterentwickeln können. Außerdem lernen ältere und jüngere Arbeitnehmer, welche spezifischen Ressourcen die jeweils andere Generation besitzt und wie alle gemeinsam Innovationsprozesse optimieren können.
Vernetzung zwischen Wissenschaft und Praxis
Ganz alleine ist ein solch ehrgeiziges Projekt natürlich nicht zu stemmen. Daher haben sich die beiden Projektleiter tatkräftige Unterstützung geholt. Gemeinsam mit der Forschungsstelle für Angewandte Sportwissenschaften der Universität Bamberg und dem Lehrstuhl für Strategische Führung und Globales Management der Technischen Universität Berlin erforschen und erproben sie „WertFlex“ in den Unternehmen Loewe AG, Dr. R. Pfleger GmbH und atrain GmbH. „Über weitere Partnerbetriebe würden wir uns natürlich freuen“, wirbt Claudia Schmitt, „denn unser Projekt lebt von einer starken Vernetzung zwischen Wissenschaft und Praxis. Gerade die Bestandsaufnahme aus und der Transfer von Ergebnissen in die Praxis ist uns sehr wichtig.“