- Barbara Feneberg

Theologie ganz praktisch

Ihr didaktisches Geschick bescherte Melanie Kuhn den "Preis für gute Lehre"

Sie probieren Messweine, testen Weihraucharten und proben Gottesdienste: Dank des von Melanie Kuhn neukonzipierten Grundkurses entdecken Erstsemester, wie spannend Theologie sein kann. Dafür gab es jetzt den "Preis für gute Lehre".

Sie scheint alle gängigen Vorurteile über katholische Theologen widerlegen zu wollen: An Melanie Kuhn, der 31-jährigen Assistentin am Bamberger Lehrstuhl für Fundamentaltheologie und Theologie der Ökumene, ist so gar nichts Altmodisches, Verstaubtes, Entrücktes. Gerade frisch mit dem ?Preis für gute Lehre? vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst ausgezeichnet, erntet die gebürtige Bambergerin jetzt die Lorbeeren für ihre engagierte Arbeit an der Fakultät. Die Studierenden selbst hatten Melanie Kuhn für den Preis vorgeschlagen, der seit sechs Jahren für hervorragende Leistungen in der Hochschullehre vergeben wird. ?Natürlich wusste ich, dass jemand aus unserer Fakultät den Preis bekommen sollte, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet ich das bin?, erzählt Melanie Kuhn rückblickend.

Begeisterte Erstsemester

Den Preis erhielt sie für die neue Konzeption eines ?Grundkurses Theologie?, den alle Diplom-Studierenden der Fakultät im ersten Semester besuchen müssen. Orientiert habe sie sich dabei in erster Linie am kirchlichen Dekret zur Priesterausbildung und dem Praxisfeld der Theologie. Außerdem versuche sie, auch soziale Faktoren zu berücksichtigen.

Das Ergebnis war ein durchschlagender Erfolg. Heute probieren die Erstsemester in einem Praxiskurs verschiedene Messweine, testen Weihraucharten und proben Gottesdienste. Ein Seminar ermöglicht den Studenten bereits am Anfang ihres Studiums, alle elf Professoren der Fakultät und deren Spezialgebiete kennen zu lernen. Das kam so gut an, dass auch Lehramtsstudenten daran teilnehmen wollten und sich ebenfalls so einen Kurs für ihr erstes Studiensemester wünschten. Melanie Kuhn konzipierte folglich einen weiteren Orientierungskurs, der als wichtiges Element eine Schul-Hospitanz beinhaltet. ?Die Studenten sollen gleich im ersten Semester mitbekommen, was an dem Fach Theologie spannend sein kann?, beschreibt die Assistentin ihr Konzept. ?Theologie spielt heute auch am Puls der Zeit und gibt Antworten auf viele Probleme der modernen Gesellschaft. Genau das soll ankommen und motivieren.?

Kuhns Enthusiasmus überzeugt: Es ist die Lehre an sich, die der engagierten Theologin am Herzen liegt. Bis 2005 wird die promovierte Gymnasiallehrerin mit zwei Staatsexamen in der Tasche erst einmal an der Fakultät bleiben. Vielleicht geht es aber auch wieder zurück ins Klassenzimmer. ?Ich kann mir vieles vorstellen: Schule, Erwachsenenbildung oder Universität?, erklärt Melanie Kuhn, die sich der schwierigen Situation der Universität und ihrer Fakultät im Besonderen bewusst ist. Jetzt will sie erst einmal die Veröffentlichung ihrer Dissertation abschließen, und in ein paar Wochen wird geheiratet: ?Ich will eigentlich gar nicht alles voraus planen. Schließlich soll es spannend bleiben.?