Studierende der Universität Bamberg, Azubis des Baur-Versands und Projektleiterin Dr. Ulrike Starker sind stolz auf die Ergebnisse ihres Planspiels. (Bilder: Konrad Welzel)

Die Weltkarte zeigt die aktuellen Positionen der Spieler.

- Konrad Welzel

Azubis retten die Welt

Ein Planspiel half 14 Auszubildenden ihre Teamfähigkeit zu verbessern

Anschläge auf Politiker und ein weltweites Müllproblem sind die Ausgangslage für ein Planspiel der besonderen Art. Ein Semester lang haben Studierende der Universität Bamberg ein Planspiel entwickelt, das am Freitag, 3. Juli, seinen Praxistest bestanden hat.

Bin ich fähig, in einem Team zu arbeiten? Wie kann ich mich in einer Gruppe durchsetzen und welche gruppendynamischen Effekte entstehen dabei? All diesen Fragen wollen 16 Pädagogik- und eine Psychologie-Studierende der Otto-Friedrich-Universität Bamberg nachgehen. Unter der Leitung von Dr. Ulrike Starker, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Lehrstuhls für empirische Bildungsforschung, haben sie in mehr als drei Monaten ein eigenes Planspiel entwickelt, mit dem Auszubildende ihre Kommunikations- und Teamfähigkeit optimieren können. Eine Kooperation mit dem Baur-Versand hat es möglich gemacht, das Planspiel mit Auszubildenden des Unternehmens am Freitag, 3. Juli, erstmals praktisch durchzuführen. So lernen die Studierenden, sozialpsychologische Phänomene zu erkennen, gewinnen Berufspraxis und es entsteht ein Wissenstransfer von der Universität in die Wirtschaft.

Jagd auf Terroristen

Ausgangslage für das Planspiel ist ein Anschlag bei einem Treffen der G8-Staaten in Heiligendamm. Ein australischer Teilnehmer wurde hierbei vergiftet und schwebt in akuter Lebensgefahr. Die verantwortlichen Terroristen fordern ein gerechtes, nachhaltiges Müllkonzept und drohen mit weiteren Anschlägen. 14 Auszubildende des Baur-Versands stellen sich dem Problem und sind am Freitag von Weismain und Burgkunstadt nach Bamberg in das Universitätsgebäude von St. Getreu gekommen. Dort haben sie nun die Aufgabe, das Gift zu entschlüsseln und die Terroristen zu finden, die auf der ganzen Welt verstreut sind. Alle Teilnehmer werden dazu in vier Gruppen aufgeteilt: das Bundesamt für europäische Kriminalität (Bfek), die Global Anti Terror Unit (GATU), die Politiker der G8 Staaten und die Wissenschaftler, die das Gift der Terroristen entschlüsseln sollen.

Wer welche Funktion erhält, entscheidet das Los. Jeder Teilnehmer bekommt dazu eine genaue Rollenbeschreibung, nach der er handeln soll. Darauf stehen neben allgemeinen Daten wie Name, Alter, Hobbies auch Eigenschaften, die für alle anderen geheim bleiben sollen und die der Grundstein für die gruppendynamischen Entwicklungen sein sollen. Individuelle Stärken, Schwächen und geheime Ziele erschweren dabei die Zusammenarbeit der Teams. „Das Spiel ist so angelegt, dass die Gefahr möglichst groß ist, dass Probleme auftreten“, erklärt Seminarleiterin Starker.

Weltweite Aktivitäten auf einer einzigen Karte

Jede Gruppe befindet sich in einem eigenen Raum. Kommuniziert werden darf in der Regel nur per Briefverkehr oder Livetelefonate über eine Internetverbindung. Sämtliche Spielzüge, Reisen und Gruppenkommunikationen koordiniert die sogenannte Zentrale, in der die Studierenden sitzen. Außerdem befinden sich in allen Räumen jeweils zwei Studierende, die die Entwicklung und die Kommunikation in den Gruppen verfolgen und schließlich auswerten. Zu Beginn werfen sich die Teilnehmer noch ratlose Blicke zu. Erst nach mehrmaligem Durchlesen der Gruppenbeschreibung wird allmählich klar, wer für welche Aufgaben zuständig ist. Die Teams nehmen untereinander Kontakt auf, tauschen ihre unterschiedlichen Informationen aus und können so schnell einen kleinen Erfolg erzielen: Ein Terrorist wird gefasst.

Zur besseren Orientierung steht in jedem Raum eine große Weltkarte, in der die aktuelle Position der Spieler per Stecknadel festgehalten wird. Allerdings nur soweit die Informationen der einzelnen Gruppen ausreichen. In der Zentrale laufen alle Fäden zusammen. Nur auf deren Weltkarte verbirgt sich die ganze Wahrheit des Planspiels. Sämtliche Flüge, Autofahrten und Forschungslabore müssen hier genehmigt und auf die Landkarte gesteckt werden.

Freude über den Projekterfolg

Eine entscheidende Rolle kommt der Figur der Anne Watson zu, die von Cornelius Hofmann gespielt wird. Der Auszubildende zum Mediengestalter startet dabei als Sekretärin der GATU und wird als Maulwurf eingesetzt. Er solle wichtige Informationen geheim halten oder gar falsche Aufenthaltsorte von Terroristen verbreiten. „Machtgeil und skrupellos habe ich es am Ende tatsächlich geschafft, die Chefposition bei der GATU zu bekommen“, erzählt Hofmann im Nachhinein. „Ich habe die Rolle sehr genossen, weil ich mich im realen Leben doch oft unterordne.“

Nach mehr als zwei Stunden sind die Auszubildenden mit vielen Ideen, Diskussionen und Verhandlungen schließlich doch erfolgreich gewesen: Der weltweite Müll soll auf einer Insel im Pazifik verbrannt und die dabei entstandene Energie an die umliegenden Länder weitergeleitet werden. In einer abschließenden Feedbackrunde zeigen sich die Studierenden positiv überrascht von der offenen Art der Auszubildenden. Sie hätten ihre Rollen außerordentlich gut verkörpert. Leiterin Starker hat sich während des gesamten Tages bewusst im Hintergrund gehalten, „es war ein Projekt der Studierenden, da hat es mir auch Spaß gemacht einfach nur zu beobachten. Und es lief ja auch richtig rund.“ Auch die Auszubildenden würden sich alle noch einmal für ein solches Planspiel melden.