Mit nachhaltigem Applaus belohnten die Zuhörer die Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Volker Eid (rechts). (Bild: Lange)

- Gertrud Lange

Konzeption einer menschenfreundlichen Moral

Verabschiedung von Prof. Dr. Volker Eid

„In der Anfangsphase der Universität war es wichtig, dass es Theologen gab, an denen man nicht vorbeikam“ - als einen solchermaßen wichtigen Mann, der entscheidend zum Aufbau der Otto-Friedrich-Universität Bamberg beigetragen habe, würdigte Rektor Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert den sich verabschiedenden Bamberger Theologen Eid. Er erinnerte daran, dass Eid zweimal Dekan der Fakultät Katholische Theologie war und drei Jahre das Amt des Vizepräsidenten der Otto-Friedrich-Universität bekleidet hatte. Dies zeige das hohe Verantwortungsbewusstsein, mit dem Eid sich stets in Bamberg eingebracht habe. Fachlich habe er sowohl die Universität als auch die Fakultät erheblich bereichert. „Ich habe mit Volker Eid einen Theologen kennen gelernt, der Moraltheologie gelehrt hat wie ich sie nicht kannte,“ so Ruppert.

Viel Lob zum Abschied

Dekan Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler spickte seine Laudatio mit interessanten Details: So habe Volker Eid 1989 den ehrenvollen Ruf an die Universität Salzburg abgelehnt, um in Bamberg zu bleiben. Im Laufe seiner Lehr- und Forschungstätigkeit habe er insgesamt 200 Titel veröffentlicht und sich mit einem breiten Themenspektrum beschäftigt: Von den Grenzfragen medizinischer Ethik über Ehe und Ehescheidung, Sterbehilfe, Jesus von Nazareth und eine Christliche Moral. Außerdem sei er Verfasser des Dumont-Reiseführers Ost-Türkei, der längst zu einem Standardwerk geworden sei. „Ich möchte Danke sagen für diese engagierte Tätigkeit als akademischer Lehrer und für die Konzeption einer menschenfreundlichen Moral“, betonte Schöttler.

Hauptanliegen: Menschenfreundliche Moral

Eine menschenfreundliche Moral ist das Hauptanliegen von Prof. Eid – und das wurde auch bei seiner Abschiedsvorlesung klar. Er ging darin der Frage nach, wie sich Moral und christlicher Glaube in einer guten Weise verbinden lassen. Moral und christlicher Glaube seien dabei nichts Statisches, vielmehr definiere jede Generation ihre eigenen moralischen Standards und setze Schwerpunkte darin, wie sie ihren Glauben lebe, erklärte Eid. Dies verlange höchste Aufmerksamkeit: Denn Werte und Normen, so Eid, seien immer interessengeprägt. „Es geht darum, realistisch zu erkennen, dass vorgegebene Moral prekär sein kann, wenn sie nicht durchschaut werden darf oder kann“, betonte der Moraltheologe. Denn jeder Mensch sei in seiner Lebensgestaltung auf moralische Werte und Normen angewiesen – und doch müsse er sie ständig hinterfragen. Moralische Regeln und Vorstellungen seien nicht sakrosankt, erklärte Eid und forderte „die Abkehr von einer Gottesvorstellung, die die Annäherung an Gott von der Erfüllung vorgegebener moralischer Zugangsbedingungen abhängig macht, Gott also moralisiert und den Menschen unfrei macht“. Gott könne ein Menschenleben heil machen, selbst wenn Menschen große Fehler in ihrer Lebensgestaltung begingen. Einige der ältesten Belege hierfür seien Psalm 85 und 31, die die Gerechtigkeit Gottes beschwören. Nur Gott könne die menschliche Existenz letztlich heil machen. Aufgabe des Menschen sei es, sich zeitlebens auf diese Hoffnung auszurichten und seinen „Lebensstandort“ in der Welt zu wählen.

An der Fakultät Katholische Theologie hat der Moraltheologe Volker Eid übrigens nicht das letzte Mal gesprochen: Er wird vertretungsweise weiter Vorlesungen halten.