Wohnt Gott im Himmel? Keine leichte Frage ...

Heftige Diskussion der Theodizee-Frage anhand eines Bildes, das ein Landminen-Opfer zeigt

Joachim Kügler half nach dem Vortrag bei der Verlosung von Büchergutscheinen ...

... zehn Kinder freuten sich und wurden für ihre Neugierde belohnt (Bilder: Stefanie Hattel, Rainer Schönauer)

- Stefanie Hattel

Wohnt Gott im Himmel?

Abschluss der Kinderuni mit Vortrag und Bücherverlosung

Ein alter Mann mit schlohweißem Bart ... Sieht Gott so aus? Und wohnt er überhaupt im Himmel? Joachim Kügler beschloss die diesjährige Kinderuni mit solchen Fragen – besonders fleißige Nachwuchsstudierende erhielten einen Büchergutschein.

Wer, wie, was, der, die, das, wieso, weshalb, warum ... Hartnäckiges Nachfragen treibt Kinder wie Wissenschaftler an. Doch während Kinder den Dingen meist am liebsten sofort ganz genau auf den Grund gehen, verfolgen Wissenschaftler oft kurvenreiche Fragestellungen. Aus einer scheinbar so simplen Frage wie „Warum wohnt Gott im Himmel?“ entwickelte Prof. Dr. Joachim Kügler, Inhaber des Lehrstuhls für Neutestamentliche Wissenschaften, mit knapp 140 jungen Hörern in der diesjährigen Abschluss-Sitzung der Kinder-Uni am 30. Mai einen Gedankengang, der zwar nicht den Grund, dafür jedoch die Weite der Wohnstatt Gottes beschritt.

Die Aufmerksamkeit seiner jungen Studierenden war Kügler an diesem Nachmittag sicher, die munteren Denkerinnen und Denker scheuten sich auch nicht vor großen Gedankensprüngen. Konzentriert und aufmerksam folgten sie den Ausführungen des Theologie-Professors.

Über den Wolken: Germanische Göttin oder alter Mann mit Bart?

Gott im Himmel – dieser Bild gewordenen Vorstellung kam Kügler mit zwei sehr gegensätzlichen Darstellungen bei. Die erste, ein Porträt der germanischen Göttin Freya, die auf einem Wagen, von zwei Katzen angeführt und einer Schar Putten umwimmelt über die Wolken zieht. Die zweite, vertrautere, der liebe Gott als alter Mann mit weißem Bart, wie er gütig auf seine Schöpfung blickt, die Weltscheibe, gehüllt ins weite Firmament. Da allerdings tue sich schon ein Problem auf, hob Kügler vorsichtig an, als ein Mädchen aus dem Hörsaal den Satz schon zu Ende brachte: „Das Problem ist, die Erde ist eine Kugel!“ Man müsse sich Gott also kreisend um die Erdkugel vorstellen, führte Kügler den Gedanken fort, da spann ein Junge aus den vorderen Reihen den Faden weiter: „Die Erde dreht sich aber selbst, Gott müsste also mit ihr oder dagegen kreisen und in jedem Fall schneller – oder gar nicht?“

Juri Gagarin: „Ich habe Gott im Weltall nicht gefunden!“

Gar nicht, das war das Fazit, dass Juri Gagarin, der erste Mensch im All, 1961 nach seiner Rückkehr auf die Erde zog: „Ich habe Gott dort nicht gefunden.“ Kügler hat mit dieser kleinen Anekdote den rhetorischen Punkt unter die Fragestellung noch nicht gesetzt, da meldet sich ein junger Studierender: „Ich kenn da einen Witz“, ereifert sich ein Junge. „Sagt der Astronaut: Ich habe Gott im Weltraum nicht getroffen, obwohl ich schon so oft dort war. Sagt der Hirnchirurg: Und ich habe schon so viele kluge Menschen operiert und nicht einen einzigen klugen Gedanken gefunden!“ Gefeixe im Hörsaal.

Kügler wirft ein weiteres Foto an die Wand: Ein schwarzer Junge schwingt sein rechtes Bein in die Höhe. Er spielt beherzt Fußball. Ein anderer Ausschnitt des Bildes erzählt eine andere Geschichte: Der Junge hat durch eine Landmine ein Bein verloren und hopst auf Krücken dem Ball hinterher. Es gäbe Momente, wo nach dem Warum zu fragen wenig sinnvoll sei, konkrete Antworten gäbe es eher auf die Frage, was Gott damit zu tun hat. Während Kügler sich anschickt, die Theodizee-Frage auszubreiten, diskutieren die Kinder schon heftig verschiedene Positionen und bilden eigene Hypothesen: Schicksal oder Strafe? Liegt die Verantwortung bei Gott oder beim Menschen?

Bücherverlosung am Ende

Angesichts der fortgeschrittenen Zeit führte Kügler das Zwischenergebnis auch gleich in ein vorläufiges Endergebnis über: „Gott ist bei Weitem nicht nur im Himmel anzutreffen, also verpasst ihn nicht!“

Am Ende der Veranstaltung durften rund 40 Kinder, die an allen drei Vorlesungen 2008 teilgenommen haben, sich auf eine Verlosung von Büchergutscheinen der Buchhandlungen Collibri und Hübscher freuen. Joachim Kügler übernahm das weltliche Amt, die Gewinner zu ziehen.