Maike Andresen und Björn Ivens: Frankreich-Kenner auch privat. (Foto: Monica Fröhlich)

Ein Chart aus der Präsentation zeigt: Zentralismus vs. Föderalismus müssen als bestimmende Faktoren einbezogen werden.

EHRM: Maike Andresen, Christian Nowak, Philip Lehmann und Diana Fischer, Studentin der Wirtschaftspädagogik (v.r.) machen Werbung für das Programm. (Foto: Julia Kerzel)

„Ein Maximum an Interkulturalität“

Ein betriebswirtschaftlicher Schwerpunkt in der Internationalen Woche

Was haben die Entwicklung von Autobahnen, Atomstromnutzung und Gartenbaukultur gemeinsam? Es sind anschauliche Beispiele dafür, wie unterschiedlich Nationen denken, sich entwickeln und ihre Werte ausdrücken. BWL-Professoren zeigten im Rahmen der Internationalen Woche, wie wichtig diese Kenntnisse auf dem Internationalen Markt sind – und wie man Interkulturalität trainieren kann.

Ein Wirtschaftssystem kann nicht isoliert analysiert werden. Am Beispiel von Deutschland und Frankreich zeigten die beiden BWL-Professoren Maike Andresen und Björn Ivens die Bedeutung historisch-kultureller Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich im Hinblick auf Gesellschaftsstruktur, politische Ordnung – und eben auch Wirtschaftsstrukturen.

Die Veranstaltung am Eröffnungsabend der Internationalen Woche, die vom 5. bis 9. Mai an der Universität Bamberg stattfand, fokussierte die Wirtschaftssysteme (Ivens) und Karrierewege (Andresen) in den beiden Nachbarländern. Das war nicht möglich, ohne dabei ins Herz der nationalen Identitäten zu zielen. Denn obwohl Deutschland und Frankreich sich geographisch nah sind, über 2000 Städtepartnerschaften existieren und es politische und wirtschaftlich enge Verknüpfungen gibt – trennen sie historisch und kulturell zahlreiche Faktoren: Sprache, Religion, historische Entwicklung.

Zwischen Discounter und Hypermarché

Föderalismus hier, Zentralismus da – Björn Ivens, Professor für Marketing, zeigte an zahlreichen Beispielen, dass die unterschiedlichen Systeme große Auswirkungen haben auf Marktstrukturen und Institutionen, Prozesse und Vorgehensweisen, aber auch auf gesellschaftliche Gewohnheiten und Normen. Sie sind spürbar im interkulturellen Management, z. B. in deutsch-französischen Joint Ventures, und beim Markteintritt in den jeweiligen Ländern. Sie wirken sich auf Handelsstrukturen und Konsumentenverhalten aus. "Und sie erklären nicht zuletzt, warum es in Deutschland so viele Discount- und Supermärkte gibt, während in Frankreich Hypermarchés und Convenience Stores den Markt bestimmen", erläuterte Ivens eines seiner Beispiele.

Ähnliches konnte Maike Andresen, Professorin für BWL, insbesondere Personalmanagement, für den Berufseinstieg und die Karrierewege in den beiden Ländern ausmachen: Während man in Deutschland von Anfang an großen Wert legt auf Spezialisierung und zertifizierte Professionalität, sind in Frankreich Netzwerke, Allianzen und Kontakte das größte Kapital auf dem Berufsmarkt. Das macht den Berufseinstieg im Nachbarland wechselseitig extrem schwierig – und eine gute Kenntnis der nachbarschaftlichen Strukturen zu einem unerlässlichen Erfolgsfaktor.

Das European Human Resource Management Programme (EHRM)

Unmittelbar daran knüpfte eine zweite Veranstaltung von Maike Andresen an, die im Rahmen der Internationalen Woche bereits Tradition hat: die Vorstellung des European Human Resource Management Programmes (EHRM). Rom, Kopenhagen, Bamberg – EHRM ist ein Sprungbrett in die Personalabteilungen international ausgerichteter Unternehmen in Europa. Seit 2009 haben Masterstudierende und Promovenden an der Universität Bamberg dank Maike Andresen die Gelegenheit, dreieinhalb Monate lang „ein Maximum an Interkulturalität“ zu erleben. Dies machte Philip Lehmann in einer Informationsveranstaltung des Lehrstuhls für Personalmanagement im Rahmen der Internationalen Woche deutlich.

Internationalität vom Feinsten 

Das European Human Resource Management Programme richtet sich an alle fortgeschrittenen Studierenden der Universität Bamberg, die bereits Erfahrung im Personalmanagement gesammelt haben. Es kann mit 18 ECTS u.a. im Master BWL problemlos angerechnet werden, erklärt Andresen. Sie hat selbst 1999 am Programm teilgenommen und organisiert es seitdem als deutsche Vertreterin des internationalen Netzwerks.

In einem Team von zwei bis drei Personen aus verschiedenen europäischen Ländern bearbeiten die ausgewählten Studierenden eine Problemstellung einer der teilnehmenden Firmen. Bisher waren beispielsweise EADS, L’Oreal oder Philips am Programm beteiligt. Die Gruppe darf sich das Unternehmen und damit die Stadt, in der sie den Großteil des Projekts verbringt, selbst aussuchen. Voraussetzung ist, dass der Firmensitz nicht im eigenen Heimatland liegt.

„Mehr Unternehmensberater als Praktikant“

Lehmann, der im vergangen Jahr einer der Bamberger Teilnehmer des Programms war, entschied sich mit seiner holländischen Partnerin für den international agierenden Thinktank DEA in Kopenhagen. Der Programmstart, zu dem laut Lehmann „viele renommierte Charaktere des Personalmanagements“ an die Universität kamen, um sich mit den Studierenden auszutauschen, war im April 2013 in Bamberg.

Hinweis

Diesen Text verfassten Monica Fröhlich und Julia Kerzel für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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