Willkommensgrüße zur Tagung aus türkisch, yòrúbà, papua neuguinea, ungarisch, ägyptisch/arabisch und italienisch. (Bild: Pogonyi)
Interkulturelle Kompetenz als andragogische Herausforderung
Ein vernünftiger Umgang mit der Diversität von Lebensstilen, Milieus und damit Kulturen ist eine aktuelle gesellschaftliche Aufgabe. Dabei geht Anerkennung von Diversität weit über Toleranz hinaus und wirft Fragen einer akzeptierten Zugehörigkeit neu auf, so die These des diesjährigen Andragogentages. Dieser wurde bereits zum zehnten Mal vom Lehrstuhl für Andragogik – der Wissenschaft von der Bildung Erwachsener – durchgeführt. Mitveranstalter war das AndraNet e.V., das sich für die Vernetzung von Andragogen in Studium und Praxis einsetzt.
Wolfgang Nieke, Professor für Pädagogik an der Universität Rostock, führte in das Thema „Interkulturelles Lernen in der Einwanderungsgesellschaft“ ein. Die Entwicklung interkultureller Kompetenz sowohl von Einwanderern als auch der einheimischen Mehrheit sieht er als Teil einer „interkulturellen Selbstbildung“, zu der zum Beispiel entsprechende Kursangebote, aber auch ein Diversity Management in Organisationen beitragen können.
Fremdheit als soziales Konstrukt
In fünf Arbeitsgruppen hatten die Teilnehmer Gelegenheit, ein neu entwickeltes Lehrgangssystem des Bayerischen Volkshochschul-Verbands kennen zu lernen, das die interkulturelle Kompetenz von Trainer/innen fördert. In einer anderen Arbeitsgruppe stand das aus Israel stammende Bildungskonzept Betzavta zur Förderung von Demokratie und Toleranz im Mittelpunkt. Des weiteren wurden eine Fortbildung zur Moderatorin für interkulturelle Kommunikation und das Konzept eines Diversity Managements der Bundesagentur für Arbeit sowie ein Projekt aus Ludwigshafen für Kindertagesstätten zur Sprachförderung der Mütter von Einwandererkindern vorgestellt.
Dr. habil. Paul Mecheril, Hochschuldozent an der Universität Bielefeld, befasste sich abschließend mit der Thematik Fremdheit als soziales Konstrukt: Die Arbeit mit Migranten erfordere keine „besonderen“ Kompetenzen, führte er aus. Vielmehr bedürfe es einer „neuen“ Kompetenz, das Fremde und das Andere als eine sozial konstruierte Behauptung zu enttarnen und dabei ein gewisses Gespür für (kulturelle) Differenz nicht zu verlieren.
Philosophie des Lehrstuhls
Der Bamberger Andragogentag war 1996 ins Leben gerufen worden. „Mit dieser Veranstaltung wollen wir Netzwerke bilden und den Kontakt zwischen Universität und Praxis vertiefen“, erklärt Initiator Prof. Dr. Jost Reischmann, Inhaber des Bamberger Lehrstuhls für Andragogik. So konnten die rund 120 Teilnehmer – Studierende, Absolventen, Wissenschaftler und Praktiker der Erwachsenenbildung – Kontakte zu Kollegen knüpfen oder auffrischen, Erfahrungen austauschen, neue Arbeitsfelder in der Erwachsenenbildung und Personalentwicklung kennen lernen und Anstöße für die eigene Arbeit bekommen.
Unverzichtbar war dafür wieder der gemütliche Teil der Tagung. Bei Rollbraten, Leberkäse und Bamberger Bier konnten sich die Teilnehmer über Beruf, Universität und Alltag austauschen. Es wurde getanzt, getrunken und gelacht, bekannt unter den Andragogen als „Kommunikationsförderung in tanzfreundlicher Umgebung“. Und nachdem das reichhaltige Buffet verzehrt war und die Musik verstummte, stellte das große studentische Organisationsteam wieder die übliche Universitätsordnung her. Gerade bei solchen Anlässen spiegelt sich die Philosophie des Lehrstuhls wieder: Gemeinsam lernen, zusammen anpacken, gemeinsam feiern.