„Europa ist das, was uns alle verbindet“
Berlin oder Bamberg? Weltstadt oder fränkisches Idyll? Vor dieser Entscheidung stand Maciej Czauderna im Jahr 2006. Der Warschauer Student entschied sich für Bamberg. „Ich wusste, dass Bamberg eine sehr starke Germanistik und Slavistik hat“, erzählte er. Bereut hat Maciej seine Wahl nicht: „Es ist eine tolle Stadt zum Leben.“ Und nicht nur das: „Ich habe hier viele Anregungen für meine Magisterarbeit bekommen, das internationale Milieu hat mich sehr gefördert.“ Maciej kam zum Wintersemester 2006/07 im Rahmen des Hertie-Stipendiatenprogramms nach Bamberg, wo er seine letzten Scheine machte und die Grundlagen für seine Magisterarbeit legte, in der er über den Gebrauch der deutschen, polnischen und russischen Sprache in der Werbung schrieb. Nach seiner Bamberger Zeit ging er nach München und knüpfte Kontakte. Heute ist er beim Bayerischen Wirtschaftsministerium angestellt.
Großer Erfolg für Universität Bamberg
Im Jahr 2005 hat sich die Universität Bamberg bei der Hertie-Stiftung um die Durchführung eines Stipendienprogramms für besonders qualifizierte Studierende, Doktoranden und Nachwuchswissenschaftler aus Osteuropa beworben. Gemeinsam mit der Technischen Universität Chemnitz bekam sie den Zuschlag. Das Programm entpuppte sich bald als großer Erfolg: Insgesamt gingen 250 Bewerbungen ein, 28 Teilnehmer wurden ausgewählt und kamen zwischen den Wintersemestern 2006/07 und 2009/10 in das Städtchen an der Regnitz: 14 Studierende, sieben Doktoranden und sieben Nachwuchswissenschaftler aus Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, der Slowakei, Russland, der Ukraine und Weißrussland. Ziele dieses Programms, in das die Hertie-Stiftung insgesamt knapp 500 000 Euro investierte und das sie zurzeit evaluiert, waren besonders die Förderung der Demokratie in den osteuropäischen Ländern und die europäische Integration.
Dass man sich in Bamberg eine Fortsetzung wünscht, wurde auch in der Rede von Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert im Kapitelsaal des Bamberger Karmelitenklosters anlässlich des Alumni-Treffens der Hertie-Stipendiaten vom 11. bis 13. März deutlich: „Osteuropa ist uns wichtig!“ verkündete Ruppert und appellierte an die ehemaligen Stipendiaten, in ihren Heimatländern Werbung für die Universität Bamberg zu machen.
Reisestrapazen schreckten nicht ab
Tatsächlich scheint den zum Alumni-Treffen zahlreich Angereisten das „Fränkische Rom“ und seine Universität ans Herz gewachsen zu sein: Katharina Lezius von der Hertie-Stiftung erzählte, dass die vier russischen Alumni sich extra für das Treffen ein Visum besorgt haben. „Einige sind gestern sogar mit dem Bus aus der Ukraine gekommen.“
Das Ehemaligen-Treffen wurde vom Akademischen Auslandsamt der Universität Bamberg und der Hertie-Stiftung gemeinsam organisiert und sah viele verschiedene Angebote vor wie eine Führung durch das Karmelitenkloster, in dessen Arkaden-Hotel die Alumni logierten, den Workshop „“Alumni-Projekte und Vernetzung“ oder eine Nachtwächter-Führung. Auch eine rund zweistündige Podiumsdiskussion mit dem Thema „Europa wohin? Die EU auf dem Prüfstand“ gehörte dazu.
Vorzüge der Universität Bamberg
Die Vorteile des geeinten Europa erfuhr auch Balázs Gáspár aus Budapest, der 2008 als Doktorand im Bereich VWL nach Bamberg kam. „Der Unterschied war zunächst, dass die Uni Bamberg kleiner und persönlicher ist“, erklärte Balázs In Budapest gibt es eher eine Massenausbildung. Oft sitzen mehrere hundert Studenten im Vorlesungssaal.“ Bald entdeckte er auch die Vorzüge des Bibliotheksangebots. „Über den Bayerischen Bibliotheksverbund hat man sehr gute Ausleihmöglichkeiten. Dies hat mir eine ganz neue Perspektive gegeben.“ In seiner Promotion, die Balázs in etwa einem Jahr fertig stellen will, geht es um Risikomanagement, Derivate und Europäische Energiemärkte.
Wertvolle Anregungen fand auch Ph. D. Renata Cornejo, Dozentin für Literaturwissenschaft an Bambergs Partneruniversität Ustí nad Labem in Tschechien. Im Wintersemester 2007/08 kam sie als Nachwuchswissenschaftlerin mit dem Hertie-Stipendienprogramm nach Bamberg. Sie war begeistert: „Ich konnte hier Autoren interviewen, an die ich in Ustí nie rangekommen wäre“, erzählt sie. Cornejo erforscht das Werk von Autoren tschechischer Herkunft, die auf Deutsch schreiben. Oft besuchte sie während ihrer Bamberger Zeit Autorenlesungen und knüpfte Kontakte mit ihnen. Inzwischen lädt sie Autoren, die sie in Bamberg kennengelernt hat, auch gerne nach Ustí ein.
Und sie genießt es, beim Alumni-Treffen in Bamberg viele alte Bekannte wieder zu sehen: „Die meisten sind gekommen, man kann sich wunderbar austauschen. Wenn man sich jedes Jahr trifft, verliert man sich nicht aus dem Auge.“