Engagiert sich vielseitig in seinem Fach: Deutschdidaktiker Ulf Abraham (Foto: Freyja Ebner)

Ein einflussreicher Generalist seines Faches

Ulf Abraham mit dem Friedrich-Preis für Deutschdidaktik ausgezeichnet

Für seine umfassenden Verdienste um die Deutschdidaktik erhielt der Bamberger Professor Ulf Abraham den Wissenschaftspreis für Deutschdidaktik der Friedrich-Stiftung (Velber). Damit würdigte die Jury sein langjähriges Engagement für sein Fach und für den Deutschunterricht im deutschsprachigen Raum.

Ob als Hochschullehrer, Wissenschaftler, Herausgeber und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen oder als ehemaliger Vorsitzender des Fachverbandes „Symposion Deutschdidaktik“ – Prof. Dr. Ulf Abraham engagiert sich vielseitig in der Deutschdidaktik und hat sie „in beeindruckender Weise“ geprägt, wie es in der Verleihungsurkunde heißt. Hierfür erhielt der Lehrstuhlinhaber für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Bamberg am 8. September 2014 den einzigen Wissenschaftspreis seines Faches: den Friedrich-Preis für Deutschdidaktik. Dieser mit 10.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre an herausragende Vertreter der Deutschdidaktik von der Friedrich-Stiftung vergeben, diesmal auf dem 20. vom Fachverband ausgerichteten Symposion in Basel.

Die Begründungen der sechsköpfigen Jury, die die Urkunde zieren, sind vielfältig: Sein „umfassendes wissenschaftliches Werk“, „sein hoher wissenschaftlicher Anspruch“ sowie „sein Einsatz für die Entwicklung und Vernetzung der Deutschdidaktik“ werden genannt. Als Mitherausgeber der Zeitschrift Praxis Deutsch habe Abraham zudem „inhaltlich und konzeptionell die unterrichtsbezogene Entwicklung der Deutschdidaktik“ geprägt. Und tatsächlich hat Ulf Abraham einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Entwicklung seines Faches gehabt:

Bereits Anfang der 90er Jahre beschäftigte sich Abraham damit, wie Spielfilme im Unterricht verwendet werden können, und plädierte für einen fachspezifischen Einsatz dieses Mediums – „eine damals nicht gängige Meinung“, erinnert sich Abraham zurück. Mittlerweile beschäftigen sich viele Publikationen damit, und auch die Nachfrage an Lehrerfortbildungen zum Thema Film steigt.

Einfluss auf die Entwicklung des Deutschunterrichts

„Viele Lehrkräfte fühlen sich dafür nicht ausgebildet, wissen zu wenig über Filmanalyse und glauben zu wenig Zeit im Unterricht dafür zu haben“ erklärt Abraham. Allerdings müsse man aufhören, additiv zu denken und die Medien als etwas Zsätzliches zu betrachten. „Es geht um die Frage, wie Filme dazu beitragen, Kompetenzen im Deutschunterricht zu stärken“, erklärt der Germanistikprofessor. So könne man anhand von Filmen Sprachkompetenz oder Interpretationsfähigkeit stärken, die für weitere Bereiche im Deutschunterricht essentiell sind, wie beispielsweise die Gedichtanalyse. Auch dass fantastische Literatur in den Deutschunterricht integriert wird, ist ein Punkt, für den Abraham schon früh plädiert hat. „Auch Horror, Adventure oder Fantasy-Literatur können komplexe Texte sein“, erklärt Abraham. Das früher weit verbreitete Vorurteil, dass Fantastik eine triviale Freizeitlektüre der Schülerinnen und Schüler sei, teilt Abraham nicht. „Es gibt eine Tradition dieser Literatur, die mindestens bis in die Romantik reicht“, so Abraham. Besonders für die Leseförderung sei es wichtig, zu wissen, was Schülerinnen und Schüler gut finden, da viele gerade fantastische Literatur lesen.

Auch mit der Primarstufe befasst sich Ulf Abraham: Mit seiner Mitarbeiterin und ehemaligen Grundschullehrerin Julia Knopf, die inzwischen Professorin an der Universität des Saarlandes ist, hat er eine Monografie zum Thema „Deutschdidaktik in der Grundschule“ herausgegeben – die erste dieser Art.

Praxisorientiert und generalistisch

Diese kleine Auswahl zeigt Abrahams generalistischen Zugang zu seinem Fach. Er sieht sich selbst als einen Wissenschaftler, der ganz unterschiedliche Bereiche des Deutschunterrichts abdeckt und zu vielen fachdidaktischen Themen etwas sagen kann – sei es Schreibdidaktik, Kinderliteratur oder Leseförderung, denn „alle diese Bereiche gehören zum Deutschunterricht“, so Abraham. So kennen ihn die einen als Mitverfasser eines Standardwerkes zur Einführung in die Literaturdidaktik, andere wiederum aus Publikationen zum Film im Deutschunterricht oder als Mitherausgeber der Zeitschrift Praxis Deutsch, der wichtigsten Zeitschrift für Deutschlehrkräfte.

Gerade der Praxisbezug und der Kontakt zu den Deutschlehrerinnen und Deutschlehrern sind Abraham wichtig. „Sie sind die Abnehmer, auf deren Akzeptanz ich hoffe. Forschungsergebnisse sollten ja zu neuen Unterrichtskonzepten führen, und diese in der Praxis umgesetzt werden“, erklärt er. Deshalb ist der Wissenschaftler immer wieder auch auf Lehrerfortbildungen dabei, um präsent zu sein und Probleme aus der Praxis für seine Forschungen aufzunehmen. „Es geht außerdem darum, Lehrkräften zu vermitteln, warum Fachdidaktik als Wissenschaft für sie interessant und nützlich sein kann“, erklärt Abraham. Bei einem seiner jüngsten praxisorientierten Projekte in Kooperation mit dem Literaturhaus Stuttgart bekommen jeweils 50 Deutschlehrkräfte zwei Jahre lang literarische Schreibkompetenz vermittelt.

Hinweis

Diesen Text verfasste Freyja Ebner für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.
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