Der Bayerische Forschungsverbund FORMIG beschäftigt sich mit "Wissen und Migration" (Bild: shlomaster/stock.xchng)
Thorsten Schneider (links) und Sven van Hove hoffen, dass ihr Projekt ein voller Erfolg wird (Bild: Verena Krones)
Was ist ethnische Identität?
Am 1. September 2009 haben die neun Verbundprojekte des geistes- und sozialwissenschaftlichen Bayerischen Forschungsverbundes „Wissen und Migration“ (FORMIG) ihre Arbeit aufgenommen. Bei diesem Verbund handelt es sich um einen Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitäten Bayreuth, München, Regensburg, Würzburg und Bamberg. Diese werden in ihren jeweiligen Projekten untersuchen, wie sich das Wissen von Migranten und Einheimischen durch Zuwanderung verändert. FORMIG wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst für den Zeitraum von September 2009 bis August 2012 mit insgesamt 1,35 Millionen Euro gefördert. Davon stehen dem Projekt „Ethnische Identität und der Erwerb von kulturellen und sozialen Kapitalien“ von Prof. Dr. rer. phil. Thorsten Schneider und Dipl. Soz. Sven van Hove 118.700 Euro zur Verfügung. Ein weiteres Bamberger Projekt konnte sich im Rahmen von FORMIG erfolgreich durchsetzen. Prof. Dr. Friedrich Heckmann vom europäischen forum für migrationsstudien (efms) an der Universität Bamberg wird im Rahmen des Forschungsverbundes zu dem Thema „Brain Gain? Migration und Karrierewege ausländischer Spitzenforscher in Bayern“ forschen.
NEPS sei Dank – Neue Juniorprofessur an der Uni Bamberg
Thorsten Schneider war von 2005 bis 2008 Akademischer Rat am Lehrstuhl für Soziologie I und beteiligte sich aktiv an der Koordinierung und Erstellung des Antrags zur Einrichtung des Nationalen Bildungspanels (NEPS). Hierbei sollen unter anderem der Bildungserwerb und seine Folgen für individuelle Lebensverläufe erforscht sowie zentrale Bildungsprozesse und ihre Verläufe über die gesamte Lebensspanne beschrieben und analysiert werden. Seit April 2009 kann Thorsten Schneider nun seinem wissenschaftlichen Interesse als Juniorprofessor für Soziologie mit dem Schwerpunkt Bildungsungleichheit im Lebenslauf nachgehen. Zu seinen weiteren Forschungsinteressen zählen soziale und ethnische Ungleichheiten beim Bildungserwerb, Migrations- und Sozialstrukturforschung, Generationenbeziehungen und die Methoden der Längsschnitt- und Mehrebenenanalyse. „Der Forschungsverbund FORMIG bildet eine hervorragende Basis für Migrationsforschung, da er mit ausgewiesenen Experten aus verschiedenen Disziplinen besetzt ist. In unserem Projekt geht es primär um Fragen nach den Dimensionen und Messbarkeit von ethnischen Identitäten sowie zentralen Einflussfaktoren“, so Schneider.
„Ethnische Identität ist ein internationales Phänomen“
Sven van Hove, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Soziologie (insbesondere Sozialstrukturanalyse) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg hätte bereits 2005 gerne seine Diplomarbeit an der Humboldt Universität zu Berlin über das Thema „Ethnische Identität“ verfasst. Doch zu dieser Zeit konnte er seinen damaligen Professor nicht für sich gewinnen. Trotzdem hat er sein Interesse für dieses Thema nicht verloren. „Ethnische Identität ist ein internationales Phänomen“, erklärt er. Dieser Aspekt sei seiner Meinung nach noch viel zu wenig in Deutschland erforscht, obwohl er besonders wichtig für den Zusammenhalt der Gesellschaft sei. Seit März 2008 arbeitet van Hove an der Universität Bamberg und lernte dabei Thorsten Schneider kennen, der sich ebenfalls für dieses Thema sehr interessiert. Gemeinsam haben beide mit Unterstützung von Prof. Dr. Irena Kogan, Inhaberin des Lehrstuhls für Soziologie, insbesondere Sozialstrukturanalyse, das Projekt „Ethnische Identität und der Erwerb von kulturellen und sozialen Kapitalien“ in die Wege geleitete, das zugleich van Hoves Dissertationsthema ist.
Forschungsarbeiten haben begonnen
Allerdings mussten sie sich mit ihrem Projekt erst einmal in einem mehrstufigen Verfahren gegenüber 38 anderen behaupten und ein Expertengremium von ihrem Projekt überzeugen, um sich am Bayerischen Forschungsverbund „Wissen und Migration“ (FORMIG) beteiligen zu dürfen. Am 1. September haben beide die Forschungsarbeiten für ihr Projekt aufgenommen. Hierbei sollen unter anderem folgende Fragen geklärt werden: Was sind die zentralen Merkmale dafür, ob und ab wann sich Personen selbst als Deutsche bezeichnen? Wie entwickeln sich ethnische Gruppen, wenn sie in Deutschland einwandern? Beeinflussen sich unterschiedliche ethnische Gruppen jeweils mit ihrem spezifischen Wissen, wenn sie aufeinandertreffen und welche Vorteile ergeben sich daraus möglicherweis für die gesamte Gesellschaft? Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt. Für November 2009 ist bereits ein erstes Treffen für alle Verbundprojekte geplant, um erste Erfahrungen auszutauschen. Laut van Hove sei es wichtig, dass sich die verschiedenen Projektteilnehmer auch während der nächsten drei Jahre weiterhin über ihre Arbeit auf dem Laufenden halten.
Ein Projekt, von welchem viele profitieren können
Nach Abschluss des Projekts werden sowohl Teilergebnisse im Internet als auch verschiedene Artikel in Fachzeitschriften und ein großer Abschlussbericht veröffentlicht. Neben den Forschungsarbeiten für das Projekt geben Schneider und van Hove weiterhin Lehrveranstaltungen an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Einen typischen Projektarbeitstag gibt es daher nicht. Der Reiz für beide bestehe vor allem darin, sich ganz vorne mit an der Forschung zu beteiligen. Außerdem sei ihre Arbeit sehr abwechslungsreich. „Das Projekt und die Lehrveranstaltungen sind eine gute Kombination“, so van Hove. Schneider ergänzt: „Von unseren Forschungen können die Studierenden profitieren.“ Für die Zeit nach dem Projekt „Ethnische Identität und der Erwerb von kulturellen und sozialen Kapitalien“ hat van Hove bereits eine weitere Forschungsidee: „Der Ausbau der Projekte aus dem Forschungsverbund im europäischen Rahmen ist wünschenswert.“