Persönlicher Kontakt zu allen wichtigen Stellen - auf der Erstsemester-Messe in der Konzerthalle bestand die Möglichkeit zum Gespräch, z.B. mit dem Leiter des Akademischen Auslandsamtes.

Die Eltern der Neulinge informierten sich über Studienbedingungen und -strukturen. Die AULA in der ehemaligen Dominikanerkirche war voller Interessenten.

Festakt in der Spielstätte der Bamberger Symphoniker: Die Erstsemester und ihre Eltern wurden im Joseph-Keilberth-Saal von Stadt und Uni begrüßt; Roland Kocina spielte mit seiner Popcombo auf.

Reges Treiben nach der Festveranstaltung: im Foyer der Konzerthalle rekrutierten die Studierendengruppen Nachwuchs und stellten sich vor. (Bilder: Winfried Reinhart)

- Christiane Nußbaum

„Auf Bamberg kann man zählen“

Die Universität Bamberg begrüßte Erstsemesterstudierende und deren Eltern

 

Was als kleines Experiment begann, wurde zu einem ungeahnten Erfolg. Neben der traditionellen Erstsemester-Begrüßung organisierte die Universität Bamberg am 24. und 25. Oktober erstmals auch ein Informationswochenende für Eltern. Mit 80 bis 100 Anmeldungen hatte man gerechnet. Doch es kamen über 300 Väter und Mütter, um zwei Tage lang zu sehen, wie und wo ihr Nachwuchs studieren wird. Prof. Dr. Sebastian Kempgen, Vizepräsident für Lehre und Studium, erzählte in der AULA zunächst von der wechselvollen Geschichte der Universität und erklärte den Anwesenden dann den nicht so einfachen Bologna-Prozess mit der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge.

Das Mittagessen nahmen die Eltern stilgerecht in der Mensa ein, die für das ungewohnte Publikum geöffnet hatte. Tabletts und Besteck nehmen, Anstellen, Geduld haben, Gericht auswählen und Platz suchen. Wie richtige Studierende. Am Nachmittag stand eine weitere „Vorlesung“ auf dem Stundenplan. Die geplante Führung durch die Gebäude der Universität wurde wegen des großen Interesses in einen virtuellen Rundgang umgewandelt. Die eindrucksvollen Bilder von den Uni-Gebäuden in der Bamberger Innenstadt verdeutlichten den Teilnehmern die ambivalente Situation der Universität: Auf der einen Seite ist man stolz, in historischen Gebäuden, die Teil des UNESCO-Weltkulturerbes sind, zu arbeiten und zu unterrichten. Auf der anderen Seite kosten Sanierung, Instandhaltung und Bewirtschaftung der oft denkmalgeschützten Gebäude sowohl viel Geld als auch viel Zeit.    

Hier kennt jeder jeden

Am Samstagabend begrüßte die Popcombo um Dr. Roland Kocina vom Lehrstuhl für Musikpädagogik und Musikdidaktik die Erstsemesterstudierenden im Joseph-Keilberth-Saal der Konzert- und Kongresshalle, der Spielstätte der Bamberger Symphoniker. Sebastian Kempgen freute sich über die rund 1500 Neueinschreibungen. Damit habe Bamberg wieder über 9000 Studierende. Kempgen betonte die familiäre Atmosphäre an der Universität: „In Bamberg sind die Wege kurz und die Dozenten und Professoren kennen ihre Studenten meist persönlich oder zumindest mit Namen.“

Analog dazu machte sich der Vertreter der Stadt Bamberg, Stadtrat Dr. Helmut Müller, in einer kleinen Anekdote über die Situation an großen Universitäten lustig, wo die Professoren in Massenvorlesungen schnell den Überblick über ihre Studierenden verlieren würden. „Bei uns in Bamberg kann so etwas zum Glück nicht passieren.“ Müller ermutigte die Neuankömmlinge, sich diesen Vorteil zu Nutze zu machen. 

Ermutigende Worte fand auch Hagen Schmidt, der im Auftrag der Studierendenvertretung das Wort an die Zuhörer richtete. Er plädierte dafür, das Studium auch als Prozess der Persönlichkeitsbildung zu begreifen und die Chance zu nutzen, sich aktiv am Geschehen an der Universität zu beteiligen.

Bildung ist das, was zählt

Die Vizepräsidentin Forschung der Universität Bamberg, Prof. Dr. Anna Susanne Steinweg, wandelte in ihrer Festrede auf den Spuren berühmter Mathematiker. Der 1492 in Staffelstein geborene Rechenmeister Adam Ries verfasste im Gegensatz zu seinen Kollegen seine Bücher in deutscher und nicht, wie üblich, in lateinischer Sprache. Außerdem trug er entscheidend dazu bei, die römischen Zahlzeichen in der Mathematik durch die arabischen zu ersetzen. Er zeigte den Menschen seiner Zeit nicht nur Rechnung auff der linihen (1518), sondern auch eine besondere Methode des Fingerrechnens. Diese diente Steinweg als anschauliches Beispiel dafür, das Nachmachen etwas anderes als ist als erklären können. Auch wenn eine Methode zum korrekten Ergebnis führe, müsse man danach fragen, warum das so sei. Darauf, so Steinweg abschließend, könne man in Bamberg zählen: Hier zählen nicht nur Punkte oder Noten. „Bei uns zählt Bildung.“

A weng Brödla und a U

Allen Erstsemesterstudierenden, die nicht aus Bamberg kamen, gab Heinrich Kemmer, Geschäftsführer der Stadtbau GmbH, einen kurzen Integrationskurs in die Bamberger Sprache und Kultur. Der Hobbyentertainer wurde von der Universität Bamberg für diesen Abend kurzerhand zum Inhaber des „Virtuellen Lehrstuhls zum Schutz der fränkischen Kultur unter besonderer Berücksichtigung der Bamberger Mundart“ erklärt. Er schaute seinen Landsleuten genau aufs Maul und führte die Gäste anhand von wenigen Beispielen in die Besonderheiten ein. Der Bamberger neige beispielsweise dazu, vieles zu verniedlichen, indem er das Suffix „la“ an ein Wort anhängt. Aus einem Brot wird das „Brödla“, und aus dem Abschiedsgruß „Ade“ ein „Adela“. Zu den wichtigsten Ausdrücken zählte Kemmer „a weng“, was zwar „ein bisschen“ bedeute, vom Franken jedoch liebvoll verkleinernd für alles mögliche verwendet würde: a weng aufstehn und a weng studieren - zum Beispiel.

Unweigerlich zur fränkischen Kultur gehört das Bier. Klar, dass Kemmer auch darauf zu sprechen kam. Dabei ging er vor allem auf eine Bamberger Besonderheit ein: das ungespundene Bier, das im Volksmund auch kurz als „U“ bezeichnet wird. „Ein Nichtfranke sollte sich nicht wundern und nicht erschrecken, wenn er auf dem Keller sitzt und einen anderen Gast ‚a U‘ rufen hört.“ Dieser sei nämlich nicht verletzt, sondern verlange nur in lakonischer Kürze nach einem ungespundenen Bier.