Die Bamberger Gastronomie- und Kneipenszene beurteilen die Studierenden positiv. (Foto: RiegerPress)

Die meisten fühlen sich in Bamberg wohl

Lehrstuhl für Marketing präsentierte Ergebnisse der Studie „Employality 2020“

Etwa 38 Prozent der in Bamberg Studierenden sehen die Weltkulturerbestadt und ihr Umland als attraktive Lebensregion an. Und gerade einmal 17 Prozent von ihnen glauben, nach dem Studium im hiesigen Wirtschaftsraum eine passende Stelle zu finden. Diese und viele weitere zum Teil überraschende Ergebnisse lieferte die jüngste Studie: „Employality 2020 – Attraktivität der Region Bamberg-Forchheim als Arbeits- und Lebensraum für Hochqualifizierte“. Durchgeführt wurde sie als Kooperationsobjekt vom Regionalmanagement der Wirtschaftsregion Bamberg-Forchheim GmbH (WiR), den Wirtschaftsförderungen
und der Uni Bamberg, genauer gesagt vom Lehrstuhl für Marketing an der Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Befragt wurden insgesamt fast 1600 Studenten sämtlicher Fachrichtungen. Die Ergebnisse der repräsentativen Studie wurden jetzt an der Uni in der Feldkirchenstraße im Beisein von Studierenden und Wirtschaftsvertretern präsentiert.

Auf die Frage „Wie gut Studenten Bamberg und seine Region kennen“ gaben die meisten von ihnen an, gute Kenntnisse über die Stadt zu besitzen. Das Umland hingegen ist bei den Studierenden schon weniger bekannt und Städte wie Coburg oder Forchheim kennen sie kaum mehr. Rund zwei Drittel der Studierenden stimmten der Aussage überwiegend oder vollständig zu, dass sie sich in Bamberg und Umgebung sehr wohl fühlen. Doch nur zehn Prozent von ihnen plant, nach dem Studium in der Region Bamberg- Forchheim zu bleiben. „Die Ergebnisse sind ein Indiz dafür, dass Studierende schweren Herzens die Region verlassen müssen, da sie der Meinung sind, hier keine entsprechenden beruflichen Perspektiven zu haben“, erläuterte Philipp A. Rauschnabel, der die Studie federführend betreute.

Schönes Altstadtflair, aber zu kurze Ladenöffnungszeiten

Interessant auch die Ergebnisse, wie Studierenden den Lebensraum Bamberg beurteilen. Dabei wird die Region größtenteils mit „Sehr gut“ bewertet. Gelobt wurden besonders das Altstadtflair, die Brauereikultur, die Landschaft sowie die Gastronomie-und Kneipenszene. Kritisiert hingegen wurden die für Studierenden zu kurzen Ladenöffnungszeiten, die zu hohen Immobilienpreise und die Sperrstunde, die nach Meinung der Studierenden viel zu früh eingeleitet wird. Kritik übten die Studierenden auch an der Autofreundlichkeit der Stadt sowie dem Öffentlichen Nahverkehr, der verbessert werden müsste. Zudem fehlen ihnen Einkaufsmöglichkeiten und zumindest einem Teil der Studenten ein Großstadtflair. Bei der Bewertung der Unternehmenslandschaft zeigte sich, dass die regionalen Unternehmen bei vielen Studierenden weitestgehend unbekannt sind.

Zwar gehen die Studierenden davon aus, dass in der Region generell Unternehmen mit gutem Betriebsklima vorhanden sind, dennoch werden die Unternehmen als uninteressant bewertet. „Die Unternehmen wurden als klein, lokal-agierend und unbedeutsam eingeschätzt. Allerdings glauben die Studierenden, dass sie sichere Arbeitsplätze und ein angenehmes Betriebsklima bieten“, berichtete Rauschnabel. Nach konkreten Arbeitgebern befragt, kamen den Studierenden als Erstes die Firmen Bosch, Brose und Siemens in den Sinn. Aber auch Wieland und INA/Schäffler schnitten gut ab. Insgesamt wurden über 370 Unternehmen genannt. Allerdings wurden davon rund 220 nur einmal aufgeführt. Ferner glauben die Studierenden, dass es in der Region sehr viele klein- und mittelständige Unternehmen gibt, die der Allgemeinheit weitgehend unbekannt und wenig international tätig sind.

Stärkere Präsenz von Unternehmen in der Uni gewünscht

Dennoch besteht bei den Studierenden ein hohes Interesse, die lokalen Unternehmen kennenzulernen. „Über 90 Prozent der Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik-Studierenden – und über 80 Prozent der Sozialwissenschafts-Studierenden geben ihr Interesse am Kennenlernen der Unternehmen an. Bei den Geistes- und Kulturwissenschaften sowie den Humanwissenschafts-Studierenden ist der Anteil deutlich geringer, was jedoch auf hohe Anzahl an Lehramtsstudenten zurückzuführen ist“, schilderte der wissenschaftliche Mitarbeiter.

Laut der Studie wünschen sich viele Studierende mehr Informationen und eine stärkere Präsenz von Unternehmen in der Uni. Auch würden sie einen offeneren Umgang von Unternehmen mit der Uni beispielsweise in Bezug auf Praktika wünschen. „Insgesamt zeigt die Studie, dass sich Studierende in Bamberg generell sehr wohl fühlen. Dennoch wollen die meisten von ihnen aber aufgrund mangelnder beruflicher Perspektiven nach ihrem Studium die Region verlassen“, resümierte Rauschnabel. Zudem seien viele Stärken der Region bzw. der ansässigen Unternehmen den Studierenden schlichtweg nicht bekannt. Hier müssten gerade die Unternehmen mehr Öffentlichkeitsarbeit leisten bzw. sich enger mit der Uni verzahnen. Unternehmen sollten selbstbewusster auftreten und zeigen, was sie machen und wie gut sie wirklich sind. Denn viele Unternehmen wüssten gar nicht, wie sie von der Öffentlichkeit und von potenziellen Bewerbern wahrgenommen werden.

Hinweis

Dieser Text wurde von Harald Rieger für den Fränkischen Tag verfasst. Die Veröffentlichung erfolgte mit freundlicher Genehmigung.