Präsident Ruppert zog Bilanz.

Akademisches Publikum und Öffentlichkeit: Der Dies academicus füllte die AULA.

Festrednerin Sabine Föllinger

Stolze Preisträger auf der Bühne

- Monica Fröhlich

Antike Wissenschaftstradition und aktuelle Herausforderungen

Die Universität Bamberg beging ihren 361. Geburtstag und verlieh zahlreiche Preise

Zum 361. Mal feierte die Otto-Friedrich-Universität Bamberg am 10. November 2008 ihren „Geburtstag“: die Ausstellung der Stiftungsurkunde für eine akademische Lehranstalt durch Fürstbischof Melchior Otto Voit von Salzburg 1647. Der Anlass gab Gelegenheit, über Neuerungen, Erreichtes, aber auch aktuelle Herausforderungen zu sprechen.

Über die Bewilligung freut er sich auch deshalb, weil sie beweise, dass an kleineren Universitäten durch eine gezielte Berufungspolitik Profilbildung betrieben werden könne. Seine Freude verband er mit dem politischen Wunsch, dass dieses Instrument der Berufungspolitik von den Universitäten künftig noch besser eingesetzt werden könne. Dafür müssten die Universitäten das Recht erhalten, Berufungen selber auszusprechen. Bei der Verwirklichung dieses Anliegens setzt Ruppert auf den neuen Wissenschaftsminister.

Im Bereich Forschung gab es noch mehr Positives zu vermelden: Trotz hoher Auslastung in der Lehre und des vermeintlich für Einwerbungen von Drittmitteln ungünstigen Fächerspektrums konnte die Universität Bamberg hier ihre Akquirierungsquote weiter steigern.

Studienbeiträge beeinflussen Studienpläne nur geringfügig

Im Zusammenhang mit den Studienbeiträgen konnte Ruppert das Gerücht widerlegen, die Beiträge seien für den Rückgang der Studierendenzahlen verantwortlich. Unter anderem zitierte er eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Auftrag gegebene repräsentative Studie der HIS GmbH unter den Studienberechtigten des Jahres 2006, die belegt, „dass die abschreckenden Effekte von Studiengebühren geringer als vielfach erwartet sind“. Die Studie konstatiere zwar eine generelle Verunsicherung, zeige jedoch auch, „dass das Gros der Studienberechtigten sich in ihren Studienplänen nicht von Studienbeiträgen beeinflussen lässt“. Die Gründe, sich gegen ein Studium zu entscheiden, seien wesentlich vielfältiger. Zum Beispiel werden der Wunsch, möglichst bald selbst Geld zu verdienen, oder das Interesse für eine praktische Tätigkeit wesentlich häufiger als Gründe für den Studienverzicht genannt. „Mit ideologischen Standpunkten“, so Ruppert, „ist es auch bei den Studienbeiträgen schwer, der Realität gerecht zu werden.“

Bauprojekte, wie das auf dem Markusplatz, würden der Universität eher Probleme bereiten. Dabei seien viele der Argumente, die von den Anwohnern dagegen vorgebracht würden, unverständlich, insbesondere wenn man die Geschichte des Areals bedenke. Außerdem führe die Unkenntnis über die räumliche Problemlage der Universität dazu, dass Kritiker auf die Baupläne auf dem Gelände der ehemaligen Baumwollspinnerei (ERBA) verweisen: Die Universität solle doch dorthin ziehen. Ruppert betonte einmal mehr, dass dieser Hinweis unrealistisch sei, denn die dort zur Verfügung stehende Fläche sei in keinem Fall ausreichend, um den Raumbedarf der Universität vollständig zu decken. Im Hinblick auf die zu erwartenden Studierendenzahlen stelle sich das Problem vielmehr so dar: „Ich fürchte weniger, dass wir fachlich nicht attraktiv sein könnten für die Studierenden, sondern dass wir schlicht keinen Platz haben werden für sie.“

Festrede spannt einen Bogen von der Antike ins Heute

Nicht nur dem Jahr der Mathematik wurde der Festvortrag der Bamberger Gräzistin Prof. Dr. Sabine Föllinger gerecht: Ihre Darstellung des Verhältnisses von Mathematik und Naturwissenschaften in der antiken, griechischen Philosophie bot den Gästen die Gelegenheit, sich fernab der drängenden tagespolitischen Probleme wieder auf die historischen Wurzeln der Wissenschaftskultur zurückzubesinnen. Bereits im 4. Jahrhundert vor Christus haben Platon und Aristoteles sehr unterschiedliche Wissenschaftskonzeptionen entwickelt, die sich zwar beide am Ideal der Mathematik orientiert, den Naturwissenschaften gegenüber jedoch sehr unterschiedliche Positionen eingenommen haben.

Föllinger verwies in ihren Ausführungen über die systematischen Reflexionen der beiden Philosophen auch auf den zeit- und ideengeschichtlichen Hintergrund. Die prinzipiellen Betrachtungen der antiken Philosophie fanden nicht nur in einer Zeit der Ausdifferenzierung der Disziplinen statt, sondern auch im Kontext eines bildungspolitischen Diskurses. Dabei ging es um die hochmoderne Frage: Ist Bildung als umfassende Förderung des Menschen oder im Sinne einer zweckorientierten Ausbildung zu verstehen? Die Gräzistin zeigte an unterschiedlichen Beispielen, wie diese antike „Bildungsdebatte“ ihren Niederschlag in verschiedenen, auch literarischen Textgattungen fand. In der teils wissenschaftlichen, teils literarischen Auseinandersetzung mit Mathematik und Naturwissenschaften haben die antiken Philosophen wissenschafts- und erkenntnistheoretische Grundlagen diskutiert – und immer wieder auch das Verhältnis der Disziplinen und ihrer je spezifischen Beweisprinzipien zueinander.

Doch nicht nur die antiken Grundsatzüberlegungen zu Wissenschaftskonzeptionen, auch die Form der Texte sei bis heute in vieler Hinsicht vorbildlich geblieben. So zitierte die Altphilologin abschließend den Nobelpreisträger Werner Heisenberg, der mit seiner Schrift „Der Teil und das Ganze“ von 1969 bewusst auf die Dialogform zurückgreift und daran erinnert, „daß Wissenschaft im Gespräch entsteht“: „Wissenschaft wird von Menschen gemacht. Dieser an sich selbstverständliche Sachverhalt gerät leicht in Vergessenheit, und es mag zur Verringerung der oft beklagten Kluft zwischen den beiden Kulturen, der geisteswissenschaftlich-künstlerischen und der technisch-naturwissenschaftlichen, beitragen, wenn man ihn wieder ins Gedächtnis zurückruft.“

Preise für wissenschaftlichen Nachwuchs, studentisches Engagement und studierende Eltern

Im Anschluss an den Bericht des Präsidenten, das Grußwort von der ungarischen Partner-Universität Pécs und die Festrednerin konnte die neue Vizepräsidentin für Forschung Prof. Dr. Anna Susanne Steinweg einer ihrer angenehmsten Aufgaben nachgehen: der Überreichung von Preisen an den wissenschaftlichen Nachwuchs. Sieben hervorragende Dissertationen und eine Habilitation wurden am Dies academicus ausgezeichnet [zu den Forschungspreisträgern]. Der Vizepräsident Lehre Prof. Dr. Sebastian Kempgen verlieh Artur Geiger den Preis für studentisches Engagement und Chaojun Chen den DAAD-Preis für hervorragende ausländische Studierende. Außerdem erhielten Ulrike Freund, Leonhard Jordan und Manuela Rösch den 2008 erstmals ausgeschriebenen Preis für gute Abschlussarbeiten studierender Eltern „Fritzi!“.