Amerikanische Austauschstudentin: „Ich fühle mich in Bamberg sicher“
Samantha Gomez ist am 8. März aus New York nach Bamberg gekommen. Etwa eine Woche nach ihrer Ankunft schloss Deutschland wegen der Corona-Pandemie seine Grenzen. Eigentlich wollte sie hier nur ein Auslandssemester machen, jetzt plant sie, ihr Masterstudium der Englischen Literaturwissenschaft in Bamberg abzuschließen.
„In Deutschland fühle ich mich viel sicherer als in den USA. Gerade in Manhattan, wo ich normalerweise studiere, gibt es viele Corona-Fälle und seit dem Tod von George Floyd auch Ausschreitungen auf den Straßen“, sagt die Studentin. Deshalb habe sie sich entschieden, zunächst nicht zurück in die USA zu fliegen.
Die Einsamkeit ist ein Problem
Doch die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Beschränkungen des privaten und öffentlichen Lebens machen es ihr und vielen anderen Austauschstudierenden nicht leicht, sich in der neuen Umgebung einzugewöhnen. Die 30-Jährige konnte zwar schon ein paar Freundschaften mit anderen Studierenden aus dem Wohnheim schließen, in dem sie lebt, dennoch fühlt sie sich manchmal einsam. Dazu kam am Anfang noch ein finanzielles Problem. Samantha Gomez konnte aufgrund der Ausgangsbeschränkungen kein Bankkonto eröffnen und hatte somit keinen Zugriff auf ihr Geld vom Stipendium, weshalb sie wiederum ihr Zimmer im Wohnheim nicht bezahlen konnte.
Das Auslandsamt setzt auf individuelle Problemlösung
In solchen Fällen hilft das Team des Auslandsamts der Universität Bamberg den ausländischen Studierenden. Dr. Andreas Weihe ist der Leiter und erinnert sich noch genau an den Fall von Samantha Gomez: „Wir haben der Studentin mit 1000 Euro in bar ausgeholfen. In der Verwaltung der Universität ist eigentlich kein Bargeld mehr vorgesehen. Deshalb war das gar nicht so einfach.“ Momentan gehe es immer um individuelle Problemlösungen. Viele ausländische Studierende, die in der vorlesungsfreien Zeit zu Besuch in ihre Heimat geflogen waren, konnten aufgrund der Grenzschließungen nicht wieder nach Bamberg zurückkehren, um ihr Auslandsstudium vor Ort fortzuführen. „Wir sind gerade noch dabei, die Zimmer der Studierenden zu räumen und ihnen ihr Hab und Gut in Koffern zuzuschicken“, sagt Weihe.
Durch die Beschränkungen fehlt das „Erasmus-Gefühl“
Insgesamt sind in diesem Semester 86 Austauschstudierende an der Universität Bamberg immatrikuliert. 60 davon befinden sich tatsächlich vor Ort. Die übrigen 26 nutzen von ihrem Heimatland aus die Online-Lehre der Universität. „Normalerweise haben wir etwa 250 Austauschstudierende pro Semester an der Universität. Dementsprechend handelt es sich in diesem Sommersemester nur um etwa ein Viertel der regulären Zahl“, erklärt Weihe, „Und die kriegen wir aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht zu Gesicht.“ Das stimmt den Leiter des Auslandsamts besonders traurig.
Eigentlich ist mit den Austauschstudierenden immer viel geplant: ein dreiwöchiger Orientierungskurs, ein breit gefächertes Exkursionsprogramm, Deutschkurse, und beispielsweise auch das Sprachtandemprogramm, bei dem die Studierenden aus dem Ausland mit den deutschen Studierenden in Kontakt kommen. Andreas Weihe hofft darauf, dass das kommende Wintersemester schon wieder in Präsenzform stattfinden kann: „Ein Austauschsemester ist ja nicht nur dazu da, Kurse zu belegen, sondern auch, um im Ausland zu leben. Das ist dieses Erasmus-Gefühl“.
Studentin aus der Ukraine: „Ich habe nie darüber nachgedacht, das Semester abzubrechen“
Alina Shynkarenko ist als Austauschstudierende am 14. März nach Bamberg gekommen und studiert hier Germanistik. Die Ukrainerin hat sich in Bamberg schon gut eingelebt und hatte von Anfang an keine größeren Schwierigkeiten, sich in der Welterbestadt zurechtzufinden. Das liege einerseits an ihren fortgeschrittenen Deutschkenntnissen, zum anderen ist sie nicht zum ersten Mal in Deutschland: „Ich habe als Au-pair-Mädchen in Darmstadt gearbeitet und letztes Jahr war ich schon einmal zur Sommeruni in Bamberg und habe mich gleich in die Stadt verliebt“, sagt die 21-Jährige.
Sie wollte trotz der Corona-Pandemie die Erfahrung machen, in einem anderen Land zu studieren: „Inzwischen habe ich viele Leute in Bamberg kennengelernt. Darüber nachgedacht, das Semester abzubrechen, habe ich nie, denn ich will noch einiges erleben“, erzählt die Studentin. Vor ihrer Abreise im August möchte sie noch das Schloss Neuschwanstein besuchen und mit Freunden vor dem Schlenkerla ein Rauchbier trinken – vielleicht kommt dabei das Erasmus-Gefühl auf.