Der globale Arbeitsmarkt dreht sich immer schneller (Bild: pryce/photocase).

Die Soziologin Irena Kogan, selbst weit gereist, forscht über Migranten und deren Integration in Arbeitswelt und Bildungssystem (Bild: Pressestelle).

- Markus Belz

Junge Kosmopolitin bereichert Bamberger Soziologie

Irena Kogan gab in ihrer Antrittsvorlesung Einblicke in die Migrationsforschung

Zu den jüngsten Professorinnen Deutschlands zählt die neue Inhaberin des Lehrstuhls für Soziologie, insbesondere Sozialstrukturanalyse, Prof. Dr. Irena Kogan. In ihrer Antrittsvorlesung am 29. Oktober beschäftigte sie sich mit den Zugangschancen von jüdischen Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland und Israel.

„Normalerweise sollte man Frauen ja nicht auf ihr Alter ansprechen. Im Fall von Prof. Dr. Kogan muss das Alter allerdings sogar noch besonders betont werden.“ Mit diesen Worten begrüßte Prof. Dr. Johannes Schwarze, Dekan der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, die zahlreichen Besucher, die zur Antrittsvorlesung der neuen Inhaberin des Lehrstuhls für Soziologie, insbesondere Sozialstrukturanalyse, gekommen waren. Denn mit 34 Jahren, die sie an ihrem ersten Arbeitstag vor einem Jahr zählte, ist sie in Bayern sogar die jüngste Professorin überhaupt.

Über die Ukraine und Israel nach Deutschland

Trotz ihres jungen Alters kann die in der Ukraine geborene Soziologin auf eine beachtliche akademische Karriere zurückblicken, die bereits von einer langen Publikationsliste mit zahlreichen Aufsätzen in internationalen Fachzeitschriften geziert wird. Ihr Erststudium, die Pädagogik, weckte ihre Begeisterung für die Soziologie, sodass sie ein entsprechendes Magisterstudium an der Universität Tel Aviv absolvierte. Im Jahre 2000 kam die Akademikerin, die fünf Sprachen fließend spricht, zur Promotion nach Deutschland an die Universität Mannheim.

Ihre Doktorarbeit behandelte den Einfluss institutioneller Faktoren im Gastland auf die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt der Europäischen Union. Welch zahlreiche Kontakte die weit gereiste Wissenschaftlerin während ihrer akademischen Laufbahn geknüpft hat, lässt sich an den vielen kooperativen Forschungsprojekten erkennen, an denen sie beteiligt ist. Nicht nur deshalb wurde sie von Prof. Schwarze als „Glücksfall für das Bildungspanel“ bezeichnet, bei dem sie die Säule 4 „Bildung und Migranten“ betreuen wird. Denn ihr Forschungsinteresse für Ethnizität und Migration umfasst besonders das Gebiet der Integration von Einwandern in Arbeitsmarkt und Bildungssystem.

Humankapital ist nicht alles

Aus diesem Bereich stammt auch das Thema ihrer Antrittsvorlesung. Prof. Kogan versucht den humantheoretischen Ansatz, der oft für die Erklärung ethnischer Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt eingesetzt wird, durch die Einbeziehung von anderen gesellschaftlich relevanten Ressourcen, wie zum Beispiel kulturellem oder Sozialkapital, zu erweitern. Die erweiterte theoretische Perspektive wird dann am Beispiel der Arbeitsmarktsituation der Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion in Deutschland und Israel getestet. Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass jüdische Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion viel stärker in Deutschland von Arbeitslosigkeit betroffen sind als in Israel. Gleichzeitig zeigen sie in Deutschland eine etwas höhere Neigung als in Israel, in professionelle, technische und leitende Berufe einzutreten. Trotz der Plausibilität der Resultate und der Erklärung unterliegen diese Analysen starken Einschränkungen.

Diesen und weiteren Problemen wird durch die Untersuchungen der vor kurzem erhobenen Datensätze zur Arbeitsmarktsituation von Einwanderern in den zwei Ländern begegnet. Die Ergebnisse zeigen eine sehr große Bedeutung landesspezifischer kultureller und sozialer Ressourcen für die Arbeitschancen von Einwanderern. Individuelle Präferenzen zusammen mit strukturellen Begrenzungen scheinen für die restlichen ethnischen Nachteile verantwortlich zu sein, was die Arbeitslosigkeit von Einwanderern in Deutschland betrifft.