Die Festgemeinde im großen Hörsaal An der Universität 2 (Bilder: Gottfried Pelnasch)

Klaus Bieberstein übergibt Andreas Lienkamp die Habilitationsurkunde

Im malerischen Innenhof der U2 fand die Feier eine würdige Fortsetzung

- Stefan Zinsmeister

Theologie als Weltdeutung

Akademische Feier der Fakultät Katholische Theologie

Ein seltener Anlass für eine kleine Fakultät: Eine Habilitations-, drei Promotions- und drei Diplomurkunden gab es am 20. Juni an der Fakultät Katholische Theologie zu vergeben. Was Theologie und Klimawandel gemein ist, klärte Andreas Lienkamp in einem Vortrag.

„Existenzdeutung, Weltdeutung und Lebensdeutung“ – dieser Dreiklang bedeutet nach Prof. Dr. Klaus Bieberstein den Kern der Theologie. In seiner Eröffnungsrede zur Akademischen Feier der Fakultät Katholische Theologie ging der Dekan auf die neuesten Entwicklungen der Fakultät ein. Zwar stehe in absehbarer Zeit der Wandel von der Theologischen Fakultät zu einem Theologischen Institut unter dem Dach der Fakultät Geistes- und Kultur-wissenschaften bevor, doch dies sei kein Nachteil. Vielmehr „kann die Theologie im Horizont und Verbund der Kulturwissenschaften ihrer primären Deutungsaufgabe noch stärker nachkommen“, so der Alttestamentler. Denn mit der neuen Professur für Judaistik, besetzt durch Prof. Dr. Susanne Talabardon, und der neuen Professur für Islamkunde stehen dem Institut wichtige Deutungspartner zur Verfügung. Außerdem sei „die Philosophie ins Haus der Theologie eingezogen“, so Bieberstein, was sich am Büro von Prof. Dr. Christian Illies in der U2 manifestiert.

„Klimawandel und Gerechtigkeit“

Bevor Prof. Dr. Andreas Lienkamp seine Habilitationsurkunde entgegennehmen konnte, hielt er seinen Vortrag „Der Klimawandel als Frage der Gerechtigkeit. Ein Beitrag zu einer Ethik der Nachhaltigkeit in christlicher Perspektive“. Lienkamp konfrontierte das Publikum mit der Frage, ob das Klima überhaupt ein theologisches Thema sei. In Ahnlehnung an den Dreischritt der katholischen Arbeiterjugend „Sehen, Urteilen, Handeln“ ging er dieser Frage nach. Der junge Habilitand formulierte die These, dass der anthropogene Klimawandel globale und intergenerationelle Folgen habe, die beherrschende Ungerechtigkeiten verschärfen. Daraus entspringt für die Menschen eine ethische Verpflichtung zum Handeln. Dieses Eingreifen der Menschen sei aber, so der Sozialethiker, von Gott durch den Kulturauftrag gewollt. Und Gott gehe mit gutem Beispiel voran, ist er doch selbst kein emotionsloser, sondern wie ihn in die Schriften der Bibel zeichnen ein zutiefst sympathischer und empathischer Gott.

„Folter im Rechtsstaat?“

Dekan Bieberstein überreichte im Anschluss an den Vortrag von Lienkamp die Habilitationsurkunde. Außerdem konnte er drei Diplomanden beglückwünschen. Bieberstein konnte Florian Lamprecht aufgrund seiner Dissertation „Darf der Staat foltern, um menschliches Leben zu retten?“ zum Doktor der Theologie inaugurieren. Ebenso die junge Theologin Kerstin Rödiger, die sich in ihrer Promotionsschrift der Rezeption biblischer Texte in narrativer Sozialethik unter dem rhetorischen Ansatz von Elisabeth Schüssler-Fiorenza widmet. Hedwig Porsch erhielt ihre Promotionsurkunde für die Auseinandersetzung mit sexualmoralischen Verstehensbedingungen im theologischen Diskurs um gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Der festliche Abend wurde durch das Vokalensemble der Mädchenkantorei am Bamberger Dom musikalisch umrahmt und fand im Innenhof der Fakultät seine würdige Fortsetzung.