Der Erforschung verschiedenster Aspekte von Arbeit widmete sich Prof. Dr. Irene Raehlmann. (Bild: Angelika Brehm)

- Markus J. Heibler

Produktive Verbindung von Arbeitswissenschaft und Soziologie

Prof. Dr. Irene Raehlmann hielt ihre Abschiedsvorlesung

„Arbeitswissenschaft und Soziologie – eine produktive Beziehung?“ - dieser Frage ging Prof. Dr. Irene Raehlmann bei ihrer Abschiedsvorlesung nach, zu der am 13. November zahlreiche Wegbegleiter, Universitätsangehörige wie auch Freunde und Kollegen gekommen waren.

Arbeitszeit und deren Flexibilisierung: nur ein Feld der zentrale Forschungsgebiete von Prof. Dr. Irene Raehlmann in den vergangenen Jahren. Exemplarisch griff der Dekan der Fakultät Humanwissenschaften, Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, bei seiner Laudatio zur Abschiedsvorlesung der Bamberger Professorin für Arbeitswissenschaft dieses Thema heraus, um die Aktualität und Bedeutung ihrer Forschungen zu demonstrieren. „Alles unter einen Hut?“ bzw. „Flexible Arbeitszeiten“ - beide Publikationen haben das Spannungsfeld Familie und Erwerbstätigkeit vor dem Hintergrund zunehmender Flexibilisierung von Arbeitszeiten zum Gegenstand.

Lange akademische Vita mit großem Engagement

Aber Bedford-Strohm dankte Raehlmann nicht nur für ihr Engagement in Lehre und Forschung, sondern auch für ihr Wirken im Rahmen der Akademischen Selbstverwaltung. Sie kann auf eine Reihe an „Ämtern und Würden“ zurückblicken: auf viele Jahre als Mitglied des Fakultätsrats, auf jeweils zwei Jahre als Dekanin bzw. Prodekanin der Fakultät Humanwissenschaften, auf eine Legislaturperiode als gewähltes Mitglied im Senat, auf fünf Jahre als Frauenbeauftragte der Fakultät. Zwei Jahrzehnte war sie Vertrauensdozentin der Hans-Böckler-Stiftung.

Raehlmanns akademische Vita begann mit dem Studium der Soziologie, Volkswirtschaftslehre sowie Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Münster und der Freien beziehungsweise Technischen Universität Berlin. „Der Interessensstreit zwischen dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände um die Ausweitung der qualifizierten Mitbestimmung (1963 – 1972) – eine ideologiekritische Untersuchung“ lautete das Thema ihrer Promotion an der TU Berlin.

Darauf folgten wissenschaftliche Stationen an der TU Berlin, im Projektträger „Humanisierung der Arbeit“ des Bundesministerium für Forschung und Technologie in Bonn, an der Fernuniversität Hagen, der Ruhr-Universität Bochum, Erteilung der Venia legendi für Soziologie insbesondere Arbeits- und Organisationssoziologie, Privatdozentur an der TU Berlin und schließlich die Übernahme der Professur für Arbeitswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg im Wintersemester 1992/93.

Erfolge in Forschung und Lehre

Der zweite Laudator Dr. Andreas Gmelch von der Didaktik der Arbeitslehre betonte, dass die wissenschaftlichen Meriten Raehlmanns maßgeblich dazu beitrugen, das Drittmittelprojekt „Arbeitswissenschaftliche Begleitforschung eines flexiblen Arbeitszeitmodells bei DaimlerChrysler“ nach Bamberg zu holen. Des Weiteren stellte er ihren großen Einsatz bei der Organisation von Exkursionen heraus. Sie gewährte den Studierenden dabei Einblicke in verschiedene Branchen quer durch das Bundesgebiet und ins benachbarte Ausland. Die Liste umfasst unter anderem das VW-Werk im sächsischen Mosel bei Zwickau, Jenoptik in Weimar, Bombardier in Görlitz oder Skoda in Mlada. Ihr war stets wichtig, nicht nur Betriebsbesichtungen zu machen, sondern die Umgebung in die jeweilige Exkursion mit einzubinden.

In ihrem Vortrag sprach Raehlmann schließlich zum Verhältnis von Arbeitswissenschaft und Soziologie. Dabei spiegelte sich sowohl ihr wissenschaftssoziologisches als auch (wissenschafts-)historisches Interesse wider, welches sich bereits aus dem Thema ihrer Habilitationsschrift „Interdisziplinäre Arbeitswissenschaft in der Weimarer Republik – eine wissenschaftssoziologische Analyse“ beziehungsweise der viel beachteten und mit einer Auszeichnung honorierten Folgestudie „Arbeitswissenschaft im Nationalsozialismus – eine wissenschaftssoziologische Analyse“ erschließen lässt.