Derzeit gibt es an der Universität Bamberg zwei Krabbelgruppen der Elterninitiative "Krabbelmonster e.V." für Kinder im Alter von ein bis drei Jahren.

Der Arbeitskreis "Familiengerechte Hochschule".

- Hannelore Piehler

Kinder, Küche, Kolloquium

Universität Bamberg erwirbt Grundzertifikat zum Audit "familienfreundliche hochschule"

Seit 22. November 2005 ist es offiziell: Der Audit-Rat der Beruf & Familie GmbH hat die Universität Bamberg mit dem Grundzertifikat zum audit familiengerechte hochschule ausgezeichnet. Sie ist damit, nach der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, die zweite bayerische Universität, die sich dem von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung überprüften Prozess der Verbesserung der Familienfreundlichkeit unterzieht.

Der Erhalt des Grundzertifikats für die Auditierung zur familiengerechten hochschule „ist ein erster Schritt“, so Kanzlerin Martina Petermann. Nun gehe es darum, die im Rahmen der Vorbereitung des Audits vereinbarten Ziele umzusetzen, die die Vereinbarkeit von Studium bzw. Beruf und Familie erleichtern sollen.

Denn noch immer bringt die Entscheidung für Kinder während des Studiums, während der Promotion oder der Habilitation erhebliche organisatorische, soziale und auch physische Belastungen mit sich. „Wissenschaftliches Arbeiten und Familie scheint in Deutschland ein Widerspruch zu sein  –  die meisten Akademikerinnen und Akademiker bekommen nicht den Nachwuchs, den sie sich eigentlich wünschen, weil es ihnen schwer gemacht wird, Familie mit Bildung und Beruf erfolgreich zu vereinbaren und deshalb der ,richtige’ Zeitpunkt für die Gründung einer Familie nicht gefunden wird“, betont Projektleiter Dr. Günter Erning, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Elementar- und Familienpädagogik, in seinem Aufruf zum Ideenwettbewerb des Audits. Genauso sei es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Familie im nichtwissenschaftlichen Bereich oft sehr schwierig, den Tagesablauf zwischen Haushalt, Krippe, Kindergarten und Arbeitsplatz stressfrei zu arrangieren.

Dies soll nun in Bamberg anders werden. Die Universität hat sich dabei für die nächsten drei Jahre – so viel Zeit bleibt, bis der Audit-Rat der Hertie-Stiftung die erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen überprüft und eine Hochschule re-zertifiziert – viel vorgenommen. Die Bedeutung der Vereinbarkeitsthematik wird dadurch unterstrichen, dass sie ins Leitbild der Universität aufgenommen werden soll.

Acht Handlungsfelder

Die Zielvereinbarungen, die die Hochschulleitung in einem Vertrag mit der Hertie-Stiftung festgelegt hat, umfassen acht Handlungsfelder: Arbeitszeit, Arbeitsorganisation, Arbeitsort, Personalentwicklung, Führungskompetenz, Informations- und Kommunikationspolitik, Service für Familien sowie Studium und weitere wissenschaftliche Qualifikation. Für jedes dieser Handlungsfelder wurde von einem Arbeitskreis der Universität im Sommersemester ein Maßnahmenkatalog erarbeitet. Bereits vor der offiziellen Grundzertifizierung sind die ersten kleineren Verbesserungen schnell und unbürokratisch umgesetzt worden. So steht seit September 2005 in der Teilbibliothek 4 (Heumarkt 2) ein neuer Still- und Wickelraum zur Verfügung, und in den Mensen wurden Kinderhochstühle aufgestellt.

Eine Internetseite „familiengerechte hochschule“, betreut von Ulrike Piciocchi, sammelt Hinweise und Links rund um das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf beziehungsweise Studium“. Sie bietet zudem aktuelle Informationen über die Aktionen und Angebote der Universität Bamberg, wie beispielsweise die Broschüre „Studieren mit Kind in Bamberg“, die die Frauenbeauftragten in Zusammenarbeit mit dem Eltern-Service-Büro herausgeben. Hier regelmäßig vorbeizuschauen lohnt sich, um einen Überblick über die verschiedenen Maßnahmen, die bereits angestoßen wurden oder noch geplant sind, zu erhalten.

Nicht nur bei den Diskussionen der Audit-Projektgruppe hat sich eine Verbesserung und Bündelung der Informationen als eine der zentralen Aufgaben herauskristallisiert. „Als ich schwanger wurde, hatte ich gerade meine Zwischenprüfung hinter mir. Das Studium zu diesem Zeitpunkt abzubrechen, kam für mich überhaupt nicht in Frage“, berichtet eine 27-jährige Lehramtsstudentin und Mutter einer zweijährigen Tochter. Schnell habe sie jedoch herausgefunden, dass Information und Organisation am wichtigsten sind. Oft fehlt jedoch der Austausch mit anderen studierenden Eltern. Maria Steger, die im Januar 2005 in der Studentenkanzlei ein Eltern-Service-Büro eingerichtet hat, will deshalb 2006 erstmals ein Treffen von Studierenden mit Kind(ern) organisieren. 

Bedarf für Kinderbetreuung erheben

Das größte Problem ist in vielen Fällen eine verlässliche und kostengünstige Kinderbetreuung. Derzeit gibt es an der Universität Bamberg zwei Krabbelgruppen der Elterninitiative „Krabbelmonster e.V.“ für Kinder im Alter von ein bis drei Jahren. Die insgesamt 22 Plätze sind ausschließlich Kindern von Studierenden vorbehalten, und die Nachfrage ist groß. Im Rahmen des Audits sollen nun die Möglichkeiten des Ausbaus der Kinderbetreuung ausgelotet werden. „Dies entspricht auch der Forderung des neuen Bayerischen Hochschulgesetzes“, hebt Günter Erning hervor.

Im Gesetzesentwurf heißt es zu den künftigen „Aufgaben“ der Hochschulen: „Die Hochschulen wirken an der sozialen Förderung der Studierenden mit. Sie berücksichtigen die besonderen Bedürfnisse von Studierenden mit Kindern und unterstützen die Einrichtung von Kinderbetreuungsstätten für die Kinder von Mitgliedern der Hochschule.“ Freilich bleibt aber noch die Frage der Finanzierung offen – und der Kenntnisse über den genauen Bedarf. Das Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb), das 2003 mit Veröffentlichung seiner Studie „Universität Bamberg – eine familienfreundliche Hochschule?“ für die Initiative zur Auditierung gesorgt hatte, soll deshalb zunächst eine Erhebung des konkreten Betreuungsbedarfs sowie der Notwendigkeit einer spontanen Kinderbetreuung „im Notfall“ oder einer Ferienbetreuung durchführen. Mittels eines Ideenwettbewerbs können aber auch alle anderen, Studierende wie Mitarbeiter der Universität Bamberg, ihre Vorschläge und Ideen zur Verbesserung der Familienfreundlichkeit einbringen. Was brauchen Eltern und Kinder an der Universität Bamberg? Wo kann etwas verbessert werden?

Erst zwei deutsche Hochschulen haben bislang das endgültige Zertifikat der Hertie-Stiftung erhalten: die Universität Trier und die Fachhochschule Ludwigshafen. Alle anderen beteiligten Hochschulen befinden sich noch auf dem Weg dorthin. Im Bamberger Arbeitskreis „familiengerechte hochschule“ arbeiten alle – vom Personalrat und der Universitätsverwaltung, von der Hochschulleitung bis zu den Studierenden – daran, dass in drei Jahren bei der Universität Bamberg die Erfolgskontrolle ebenfalls positiv ausfällt.


Mehr Informationen zur Zertifizierung der Universität Bamberg:
http://www.uni-bamberg.de/index.php?id=familiengerecht


Kontakt
Projektleitung: Dr. Günter Erning
Marianna Jakob, stud. Hilfskraft des Arbeitskreises Auditierung familiengerechte hochschule
Mail: fgh(at)zuv.uni-bamberg.de

Eltern-Service-Büro
Frau Maria Steger
Anschrift: Studentenkanzlei, Kapuzinerstr. 16
Telefon: 0951/863 1042
E-Mail: maria.steger(at)zuv.uni-bamberg.de