Der Wert von Handyschrott zeigt sich beim Recycling (Fotoquelle: Wikipedia/ Rechte by MikroLogika)

Privatschule für Arme - Change e.V. engagiert sich bei Baumaßnahmen an der Elfenbeinküste (Fotos: change e.V.)

400 Schülerinnen und Schüler besuchen mittlerweile die angebotenen Kurse

Sophie und Kathrin sind zwei von 20 aktiven Change e.V.-Mitgliedern (Foto: Pressestelle)

- Katja Hirnickel

Handys für Bildung

Sammelaktion von Change e.V. hilft der Umwelt und einer afrikanischen Schule

Change e.V. – Chancen.Nachhaltig.Gestalten: Dieser Name ist Programm beim 2010 gegründeten Verein, in dem sich Bamberger Studierende ehrenamtlich engagieren. „Jeder Mensch hat das gleiche Recht auf Leben, Freiheit und Entfaltung seiner selbst“ ist ihr Leitspruch. Der Verein setzt vor allem auf Bildungsprojekte im In- und im Ausland, da er Bildung als wesentlichen Baustein eines selbstbestimmten Lebens ansieht. Pilotprojekt war 2010 eine Kooperation mit der Nichtregierungsorganisation (NGO) Education – Paix – Développement, um die Bildungschancen in Abidjan (Elfenbeinküste) zu verbessern. „Wir gründeten eine Privatschule für Arme, die den Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Bildung unabhängig vom Gehalt der Eltern ermöglicht und den Schülern bessere Lebenschancen eröffnet“, erklärt Riccardo Schreck, Vorsitzender von Change e.V. und Pädagogik-Student der Universität Bamberg. Die Schule besteht aus 14 Klassenräumen, die 700 Schülerinnen und Schülern Plätze bieten können, und bereitet auf staatlich anerkannte Abschlüsse vor, die der mittleren Reife und dem Abitur entsprechen. Mittlerweile gibt es bereits mehr als 50 Absolventen.

Die Schule finanziert sich über Schülerbeiträge. Diese orientieren sich an den Preisen ähnlicher Privatschulen und betragen ca. 75 Euro im Jahr. Für diejenigen, die sich diese Beiträge nicht leisten können, gibt es Unterstützungsangebote, beispielsweise 70 Vollstipendien und zahlreiche Teilstipendien. Nach der Regierungskrise 2010/11 lief die Wirtschaft jedoch nur schleppend wieder an, weswegen die Schule noch nicht voll ausgelastet ist. Die Mindestzahl von etwa 400 Schülern ist jedoch fast erreicht, sodass die Schule Lehrkräfte, Verwaltung und Stipendien selbst finanzieren kann. Allerdings fordert die derzeitige Regierung nun neue Sicherheitsmaßnahmen, Bibliotheken und Sanitärräume. Dafür werden weitere 4.000 Euro benötigt.

Mobiles aus der Schublade

Deswegen hat Change e.V. ein neues Projekt ins Leben gerufen, eine Handy-Recycling-Aktion, mit der die Schule an der Elfenbeinküste weiter unterstützt werden soll. Warum ausgerechnet Handys? Sie haben in der heutigen „Wegwerf-Gesellschaft“ einen besonders kurzen Produktlebenszyklus, erklären Sophie Münch und Kathrin Neumann vom Change e.V.-Team. Viele Handynutzer kaufen sich ein neues Gerät, sobald das alte nach kurzer Zeit nicht mehr den aktuellsten Trends entspricht. „Wir schätzen, dass in deutschen Schubladen ungefähr 75 Millionen alte Handys liegen, die niemand mehr braucht“, erzählen die beiden Soziologiestudentinnen. Die Bereitschaft, sich von einem alten Handy zu trennen, sei darum meist höher als bei direkten Spendenaufrufen.

„Leben in einer Luftblase“

Sophie und Kathrin sind zwei von etwa 15 bis 20 aktiven Mitgliedern des Vereins. Ihr Engagement beschränkt sich jedoch nicht auf Spendenaktionen. „Mir sind viele Aspekte unseres Konsums erst nach und nach bewusst geworden“, erzählt Kathrin. Wenn man sich mit den Problemen der Menschen in der Dritten Welt beschäftige, seien die eigenen Schwierigkeiten plötzlich zweitrangig. In Deutschland habe man immerhin eine sehr gute medizinische Versorgung und man könne einkaufen, was und wann man will. „Wir führen hier ein Leben in einer Luftblase“, ergänzt Sophie Münch. Bei Change e.V. habe sie Personen mit den gleichen Interessen gefunden, die auch die Welt außerhalb des eigenen Erfahrungshorizonts entdecken wollen. Mit der Handy-Recycling-Aktion könne man diese Welt auch verändern, so Sophie.

In alten Handys stecken viele Materialien, die als sekundäre Rohstoffe wiederverwendet und an Rohstoffhändler verkauft werden können. Daneben enthalten sie aber auch hochgiftige, krebserregende und umweltschädigende Stoffe, die besonders dann freigesetzt werden, wenn die Elektrogeräte in Entwicklungsländern mit primitiven Mitteln wie Säurebädern, Feuer und einfachem Werkzeug recycelt werden. Während einige Industrienationen wie die USA ihren Elektroschrott ganz legal in Entwicklungs- oder Schwellenländer exportieren, ist es in der EU und in vielen weiteren Staaten seit einigen Jahren verboten. Diese Länder hatten sich in der Baseler Konvention in den 1990er Jahren verpflichtet, ihren Elektroschrott selbst aufzubereiten und zu entsorgen. Trotzdem werden defekte Geräte, als Gebrauchtware deklariert, weiterhin außer Landes geschafft, wie Greenpeace seit Jahren anprangert.

Mitmachen kann jeder

Die Handy-Recycling-Aktion hat also viele Vorteile: Sie verringert Umweltprobleme, schont die Gesundheit und fördert die Bildung in Dritte-Welt-Ländern und vermittelt ein Gemeinschaftsgefühl durch soziales Engagement, denn mitmachen kann jeder: Change e.V. hat in der Innenstadt- und Feki-Mensa Kartons aufgestellt. Dort kann jeder sein Handy abgegeben, unabhängig von Alter und Funktionstüchtigkeit. Der Verein lässt sie dann sachgemäß recyceln und erhält drei Euro pro Handy. Davon fließt die eine Hälfte in das Schulprojekt der Elfenbeinküste, die andere in Umweltprojekte der Deutschen Umwelthilfe e.V. Doch auch die Teilnehmer haben einen Nutzen: Wer seine Handynummer oder Mailadresse an sein Handy heftet, nimmt mit jedem gespendeten Handy im April an einer Verlosung von Sachpreisen und Gutscheinen teil.