Ralf Schieferdecker

Julia Franz übernimmt die Professur für Erwachsenenbildung und Weiterbildung.

Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis

Julia Franz übernimmt Professur für Erwachsenenbildung und Weiterbildung

Zum 1. Oktober 2016 hat Julia Franz die Professur für Erwachsenenbildung und Weiterbildung übernommen. Gemeinsam mit ihrem Team forscht und lehrt sie zu Fragen beziehungsweise Herausforderungen der Erwachsenenbildung, der beruflichen Weiterbildung, der Personalentwicklung und des lebenslangen Lernens. Im Informationsportal stellt sich die neue Professorin vor.

Worin besteht Ihr Selbstverständnis als Professorin?

Sowohl in der Lehre als auch in der Forschung geht es mir nicht nur um wissenschaftliche Sorgfalt, sondern auch um soziale Verantwortung. Ich möchte praktizieren, was ich lehre: Respekt vor der Person und ihrer Selbstbestimmung, Reflexivität, Offenheit, Transparenz, Fairness und Dialog.

In der Lehre bedeutet das für mich zum Beispiel, Studierende in ihrem Professionalisierungsprozess anzuregen und zu begleiten. Dabei ist es mir besonders wichtig, Selbst-Bewusstheit und Selbstreflexivität zu schulen, damit die Studierenden in ihren späteren Berufen ihre eigene professionelle Rolle sowie herausfordernde Situationen differenziert und aus verschiedenen (theoretischen) Blickwinkeln betrachten können.

Als Professorin habe ich das große Glück, Forschung, Lehre und den Wissenschafts-Praxis-Transfer miteinander kombinieren zu können und dabei gestaltend tätig zu sein. So nutze ich wissenschaftliche Erkenntnisse, die ich vornehmlich durch qualitative empirische Forschung generiere, nicht nur, um diese innerhalb meiner Disziplin der Erwachsenenbildung zu diskutieren, sondern auch in der Lehre, um bei Studierenden Interesse an den jeweiligen Forschungsgebieten und -methoden zu wecken. Damit möchte ich eine Brücke zwischen Forschung und Praxis schlagen. Gleichzeitig ist es mir ein Anliegen, empirische wissenschaftliche Erkenntnisse – beispielsweise im Rahmen von Praxistagungen oder Fortbildungen – in den Wissenschafts-Praxis-Diskurs einzubringen und zu diskutieren.

Haben Sie ein besonders wichtiges / schönes / spannendes Forschungsprojekt, das Sie gerne kurz vorstellen möchten?

Derzeit arbeite ich an einem Forschungsprojekt, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Es handelt sich dabei um eine qualitative Reanalyse zu der Frage, inwiefern erwachsenenpädagogische Bildungsorganisationen von ihrer räumlichen Umgebung in ihrer Lehrkultur beeinflusst werden.

Es geht dabei auch darum herauszufinden, ob es für die Gestaltung von Bildungsangeboten einen Unterschied macht, ob eine Einrichtung der Erwachsenenbildung in der Nähe einer strukturstarken Großstadt lokalisiert ist oder in einer strukturschwachen ländlichen Region. Dazu wird gerade umfangreiches Datenmaterial aus neun unterschiedlichen Organisationen, wie zum Beispiel öffentlich getragene Einrichtungen wie Volkhochschulen oder konfessionelle Bildungswerke, ausgewertet.

Die Ergebnisse dieser Forschung sollen auch einen Beitrag zur Diskussion um Bildungslandschaften leisten. Darunter versteht man ein politisches Konzept, das darauf abzielt, Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen zu vernetzen und durch verstärkte Kooperationen Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen bessere Bildungsbedingungen und vielfältigere Bildungsmöglichkeiten zu geben. Hierzu wird an der Universität Bamberg in mehreren Projekten intensiv geforscht, wie zum Beispiel das Promotionskolleg „Bildung als Landschaft“ zeigt.

Mich interessiert in diesem Kontext besonders die Frage, welche Rolle Erwachsenenbildung in solchen Kooperationsstrukturen einnimmt – und dazu weiß man bislang noch recht wenig.

Was sind die wichtigsten Ziele als Lehrende bzw. Forschende in Ihren kommenden Jahren an der Universität Bamberg?

In den kommenden Jahren möchte ich meine bisherigen Forschungsschwerpunkte zu Generationen und Organisationen in der Erwachsenenbildung durch Drittmittelprojekte noch stärker miteinander verzahnen. So interessiert mich beispielsweise, wie Generationenverhältnisse in privatwirtschaftlichen Organisationen wahrgenommen und Generationenzuschreibungen in Unternehmen wirksam werden – und wie dies das Lernen am Arbeitsplatz beeinflusst.

Natürlich möchte ich meine Forschungsschwerpunkte auch in die Lehre integrieren, beispielsweise indem ich Studierenden früh im Studium die Möglichkeit biete, mit empirischem Material aus bestehenden Projekten zu arbeiten. Sie können dann eigene Fragestellungen entwickeln und durch unterschiedliche Auswertungsmethoden bearbeiten. Auf diese Weise kann ein forschender und reflektierter Blick auf die Praxis gestärkt werden, der zur professionellen Entwicklung der Studierenden beitragen kann. Entsprechend ist es für mich ein weiteres Ziel in der Lehre, qualitative Forschungsperspektiven in der Erwachsenenbildung zukünftig strukturell stärker im Studium zu verankern.

Weitere Informationen zu den Forschungs- und Arbeitsschwerpunkten von Julia Franz, zu ihren Publikationen sowie zu ihrer Biografie finden Sie unter:

www.uni-bamberg.de/erwachsenenbildung/unser-team/prof-dr-julia-franz/zur-person