"Einflussmöglichkeiten, Erfahren und Chancen im 7. Rahmenprogramm der EU"
Am 12. Februar 2008 fand eine neue Ausgabe der Reihe "Forum Forschungsförderung" statt. Schwerpunkt dieses Mal: "Einflussmöglichkeiten, Erfahren und Chancen im 7. Rahmenprogramm der EU".
Den ersten Vortrag, über die Einflussmöglichkeiten auf die Konkretisierung des Programms und auf Verfahren der Antragstellung im 7. Rahmenprogramm der EU hielt Dr. Johanna Leissner, (Scientific Representative for Fraunhofer Institutes, Brussels).
Frau Leissner wurde als nationale Expertin vom Fraunhofer Institut an die Kommission entsandt. Sie arbeitete als EU-Koordinatorin und Gutachterin. In ihrer Präsentation, ging sie insbesondere auf die Lissabon-Strategie ein, sowie auf die Verschärfung des Wettbewerbs im 7. Forschungsrahmenprogamm. Sie berichtete über die Geschichte der Forschungsrahmenprogramme (ab 1952 mit dem ECSC Vertrag) bis zum 7. Forschungsrahmenprogramm ab 2007. Sie zeigte die europäischen Schwächen im internationalen Vergleich (insbesondere zu den Vereinigten Staaten und Japan; Besonders im Bereich der Anzahl der Forscher pro 1000 Arbeitskräfte [EU: 5,5 im Vgl. zu USA, 9,0 und Japan, 9,7], Anzahl der Patente pro Million Einwohner [EU: 30,5, USA 53,1 und Japan 92,6 sowie der High-Tech-Export (EU: 19,7% der Gesamtexport, USA 28,5% und Japan 26,5%).
Einfluss nehmen!
Das Ziel des Forschungsrahmenprogramms sei es also diese Lücke zu schließen, und die Aufgaben mit Forschung auf 3% des Bruttoinlandsproduktes bis 2010 zu steigern.
Die vorgeschlagene Verdoppelung des Budgets für das 7. Forschungsrahmenprogramm konnte nicht umgesetzt werden, aber dennoch wurde der Betrag deutlich erhöht im Vergleich zum 6. Forschungsrahmenprogramm. Dies schien auch notwendig, um die wissenschaftliche Entwicklung in Europa wettbewerbsfähig gegenüber dem Rest der Welt zu halten. Ihren sehr informativen Vortrag beendete Frau Dr. Leissner mit dem Aufruf, sich an den EU-Projekten zu beteiligen, sowie sämtliche Einflussmöglichkeiten der Einwirkung auf die Gestaltung der Arbeitsprogramme wahr- und ernst zu nehmen. Die eigenen Interessen sollten frühzeitig und strukturiert formuliert und mit einer einzigen Stimme nach Brüssel (bspw. über die Vertreter im Europäischen Parlament, Vertretung des Staatsministeriums usw.) getragen werden. Darunter fallen strukturelle Änderungen wie beispielsweise die Aufrechterhaltung der Transparenz im Bewilligungsverfahren von Cooperation sowie den Wunsch nach mehr Geld für die Zusammenarbeit.
Weitere Informationen sowie die Präsentation(4.6 MB, 195 Seiten) finden Sie hier.
Die nächste Präsentation war von Sybille Enz, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie im Projekt eCircus, und handelte von Erfahrung mit erfolgreicher Antragstellung im 7. Forschungsrahmenprogramm am Beispiel des von ihr und Dr. Carsten Zoll beantragten Projekts LIREC, LIving with Robots and intEractive Companions. Das Projekt, das am Anfang des in der ersten Ausschreibung des 7. Forschungsrahmenprogramm im Bereich ICT (Information and Communication Technologies) bewilligt wurde hat eine Laufzeit von 52 Monaten (von März 2008 bis Juni 2012). Das angedachte Budget lag bei 9,6 Mill. Euro bei 10 Partnern. Leider mussten die Projektteilnehmer eine Kürzung hinnehmen, die ihnen 8,2 Mill. Euro übrig ließ. Frau Enz stellte ihre eigene Rolle (die Identifikation Psychologischer Ziele in der Kommunikation mit „künstlichen Kameraden“) vor, so wie die Ansätze, mit denen sie diese Ziele verfolgen. Einerseits wird ein theoretisch- psychologischer Zugang nach der PSI-Theorie von Prof. Dörner, andererseits ein ethologischer Zugang am Beispiel von Hunden als natürliche Kameraden, sowie ein technologischer Zugang der Möglichkeiten durch Technologien verfolgt. Frau Enz stellte den Antrag und Bewilligungsprozess ausführlich dar, der mit der ersten Ausschreibung im Bereich IKT am 22 Dezember 2006 anfing und am 04. Februar 2008 mit der Unterzeichnung der Zuwendungsvereinbarung durch die Universität Bamberg für das Erste erfolgreich abgeschlossen ist. Das Projekt soll am 01. März 2008 starten.
Sie betonte die Erfolgsfaktoren: ausgewogenes Konsortium, sowohl inhaltlich als auch der regionalen Verteilung, die Passung des Antrags zum Text der Ausschreibung, die Zuverlässigkeit, Kompetenz und Umgänglichkeit aller Partner und die hohe Frustrationstoleranz, Hartnäckigkeit und Eigenengagement.
Vizepräsident Prof. Dr. Rainer Drewello trug einige Ergebnisse der ersten Runde des ERC zur Vergabe von Starting Grants und die Chancen Bambergs vor.
Darin betonte er insbesondere die geografische Verteilung der ERC Grants (in Deutschland 23 Universitäten, 9 Max-Planck-Gesellschaften, 1 Helmholtz-Zentrum und 1 Leibnitz-Institut). Die Niederlanden, Frankreich, England, Spanien hätten viel besser abgeschnitten, in den Oststaaten sind dagegen kaum Grants zu verzeichnen.
Anschließend berichtete Prof. Dr. Christoph Schlieder (Präsentation)(1.0 MB, 10 Seiten) über die Frage, warum man Gutachter bei der EU sein sollte und wie man es tatsächlich wird. Er berichtet über seine eigenen Gründe, unter anderemden, dass Wissenschaft international ist und sein muss. Nicht jede Kompetenz kann sich im eigenen Land wiederfinden, und so ist es notwendig, auf kompetente Nachbarn zurückgreifen zu können. Durch die Gutachtertätigkeit findet auch eine Vernetzung statt, und die Qualität der eigenen Anträge steigt erheblich. Die Einwände, dass das eigene Forschungsthema in der EU nicht gefördert wird, und dass die Grundlagenforschung ebenfalls keine Förderung findet, weist er zurück, mit dem Argument, dass man das eigene Thema nur richtig zu verkaufen wissen muss. Auch die Aufwändigkeit der Antragstellung, die durchaus vorhanden ist, kann minimiert werden, wenn bereits in der Antragsstellung bestimmte Meilensteine mit sowieso geplanten Geschehnissen statt finden. Beispielsweise kann eine Publikation in einer Fachzeitschrift ebenfalls als Deliverable verwendet werden.
Von den noch im 6. Forschungsrahmenprogramm vorhandenen 6 Begutachtungskriterien (Relevance, Impact, S and T excellence, Quality of consortium, Quality of management, Mobilization of resources) sind als Begutachtungskriterien des 7. Forschungsrahmenprogramm nur noch Impact, Quality of management und S and T excellence vorhanden. Diese sind alle gleich gewichtet, was bedeutet, dass das Management eine erheblich größere Rolle eingenommen hat. Zu jedem dieser drei Kriterien ist eine Schwelle von mindestens drei von fünf Punkten vorgesehen, allerdings mit einer Gesamtschwelle von mindestens 10 Punkten von 15 maximal möglichen.
Prof. Schlieder berichtete über die Begutachtung in den einzelnen Kriterien, sowie die Schlussfolgerungen der Gutachter. Nach dieser wird ein Ranking durch die Gutachter erstellt, das der Kommission die Grundlage bietet, aufgrund der die Finanzierung einzelner Projekte vorgeschlagen wird.
Prof. Drewello berichtete ebenfalls von seiner Erfahrung als Gutachter, und ging insbesondere auf die Details des Begutachtungsvorgangs ein.